Feuer Und Stein
Ihnen einlassen.«
Ich lachte bitter. »Ich kann nicht behaupten, daß ich im Augenblick in der Lage wäre oder Lust dazu hätte, einen Handel zu machen. Was haben Sie anzubieten?«
»Zumindest eine Alternative. Sagen Sie mir - und überzeugen Sie mich davon -, wer Sie sind und wer Sie nach Schottland geschickt hat. Was Sie hier tun und welche Informationen Sie an wen weitergegeben haben. Wenn Sie mir das sagen, dann bringe ich Sie zu Sir Fletcher, anstatt Sie Marley zu überlassen.«
Ich vermied es, noch einen Blick auf Marley zu werfen. Ich hatte die faulen Zahnstümpfe gesehen, und der Gedanke, von ihm geküßt zu werden, geschweige … Ich würgte den Gedanken ab. Randall hatte recht; feige war ich nicht, aber dumm auch nicht.
»Sie können mich nicht zu Sir Fletcher bringen«, sagte ich, »und das weiß ich so gut wie Sie. Wollen Sie riskieren, daß ich ihm das sage?« Ich ließ meinen Blick über das Zimmer schweifen, über den gemütlichen Ofen, das Bett, auf dem ich saß, und rüber zu Jamie zu meinen Füßen. »Ich denke nicht, daß er das Foltern von Gefangenen offiziell dulden würde. Selbst die englische Armee hat gewisse Grundsätze.«
Randall zog beide Augenbrauen hoch. »Folter? Ach, das meinen Sie.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ein Unfall. Er stürzte in der Zelle, und andere Gefangene trampelten auf seiner Hand herum. Es ist ja ziemlich voll in diesen Zellen, wie man weiß.« Er lächelte höhnisch.
Ich schwieg. Egal, ob Sir Fletcher den Zustand von Jamies Hand einem Unfall zuschreiben würde oder nicht, sicher war, daß er mir nichts glauben würde, sobald ich einmal als englische Spionin galt.
Randall beobachtete mich lauernd. »Nun? Sie haben die Wahl.«
Ich seufzte und schloß die Augen. Ich hatte keine Wahl, aber das konnte ich ihm nicht begreiflich machen. Erschöpft sagte ich:
»Es gibt nichts zu sagen.«
»Vielleicht denken Sie noch einmal darüber nach.« Er stieg vorsichtig über Jamies bewußtlosen Körper und zog einen Schlüssel aus der Tasche. »Vielleicht brauche ich Marleys Hilfe noch eine Weile, aber dann schicke ich ihn in sein Quartier - und Sie mit ihm, wenn Sie nicht bereit sind zu kooperieren.« Er bückte sich, schloß das Fußeisen auf und hob den leblosen Körper vom Boden auf, eine bemerkenswerte Leistung für jemanden, der so schmal gebaut war. Er trug ihn zu einem Hocker in der Ecke und deutete auf einen Wassereimer, der daneben stand.
»Weck ihn auf«, herrschte er den schweigenden Koloß an. Ein Schwall kaltes Wasser ergoß sich über Jamie. Es tropfte herunter und bildete auf dem Steinboden schmutzige Pfützen. »Noch mal!« Jamies Kopf begann sich zu bewegen, er stöhnte leise, und als der zweite Schwall in seinem Gesicht landete, zuckte er zusammen und hustete.
Randall packte ihn an den Haaren und riß ihm den Kopf zurück. Er schüttelte ihn wie ein ertrunkenes Tier, so daß die stinkenden Wassertropfen an die Wand spritzten. Jamies Augen waren trübe Schlitze. Randall warf Jamies Kopf verächtlich zurück, wischte sich die Hände an den Hosen ab und drehte sich um. Aus dem Augenwinkel mußte er wohl gerade noch eine Bewegung mitbekommen haben, denn er drehte sich zurück, aber nicht schnell genug, um dem unerwarteten Sprung des großen Schotten zuvorzukommen.
Jamies Arme umklammerten Randalls Hals. Da er seine rechte Hand nicht gebrauchen konnte, packte er sein rechtes Handgelenk mit der gesunden linken Hand und drückte dem Engländer die Kehle zu. Als Randall blau anlief und sein Widerstand nachließ, löste Jamie die linke Hand und rammte sie ihm in die Niere. Obwohl Jamie nicht gerade in Hochform war, genügte der Schlag, um Randall in die Knie gehen zu lassen.
Er ließ den schlaffen Hauptmann auf den Boden sinken und fuhr herum, um es mit dem Koloß aufzunehmen, der den Ereignissen
ohne einen Funken Interesse zugeschaut hatte. Obwohl sich in seinem Gesicht noch immer keine Regung zeigt, griff er doch nach dem Holzhammer, als Jamie mit dem Hocker in der linken Hand auf ihn zukam. Auf dem Gesicht des Wärters zeigte sich ein dumpfes Lauern, während die beiden Männer sich langsam umkreisten.
Marley war besser bewaffnet und versuchte es zuerst, aber Jamie gelang es, ihn mit dem Hocker zu täuschen und ihn an die Tür zurückzudrängen. Der zweite Angriff, ein mörderischer Schlag von oben, hätte Jamies Schädel gespalten, wenn er sein Ziel erreicht hätte. Statt dessen sprang der Hocker entzwei.
Jamie schmetterte den Rest
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