Feuer Und Stein
Zwischenzeit…« Er riß mich hoch, drehte mir die Arme nach hinten und fesselte mir mit seiner Halsbinde die Hände.
Auch wenn es ganz offensichtlich sinnlos war zu kämpfen, trat ich ihm so fest wie möglich auf die Zehen, um mir wenigstens etwas Luft zu machen.
»Au!« Er drehte mich um und gab mir einen Stoß, so daß ich mit den Beinen ans Bett stieß und auf die rauhen Decken fiel. Randall betrachtete mich mit grimmiger Genugtuung und polierte dabei seine Stiefelspitze mit einem Taschentuch.
»Feige sind Sie nicht, das muß ich Ihnen lassen. Tatsächlich passen Sie beide« - er deutete mit dem Kinn zu Jamie, der reglos auf dem Boden lag -, »wunderbar zusammen, und ein besseres Kompliment kann man wirklich nicht verlangen.« Er betastete vorsichtig seinen Hals, wo ein blauer Fleck zu sehen war. »Sogar mit der Hand hat er versucht, mich zu töten, als ich ihn losgebunden habe, und es ist ihm fast gelungen. Schade, daß ich nicht vorher gewußt habe, daß er Linkshänder ist.«
»Wie unvernünftig von ihm«, sagte ich.
»In der Tat. Ich vermute doch nicht, daß Sie ebenso taktlos wären, oder? Aber für den unwahrscheinlichen Fall…« Er wandte sich zu dem Kerl in der Tür, der dort reglos stand und auf Befehle wartete.
»Marley«, sagte Randall, »komm her und durchsuche die Frau nach Waffen.« Er schaute amüsiert zu, wie der Mann plump an mir herumfingerte, bis er schließlich den Dolch gefunden hatte.
»Sie machen sich wohl nichts aus Marley?« fragte der Hauptmann, der meinen Ekel vor den fleischigen Fingern bemerkt hatte. »Wirklich schade, denn ich bin sicher, daß er von Ihnen recht angetan ist. Der arme Marley hat nicht viel Glück mit Frauen«, fuhr der Hauptmann mit einem boshaften Flackern in den Augen fort. »Nicht wahr, Marley? Selbst die Huren wollen dich nicht.« Er fixierte mich mit einem widerwärtigen Wolfslächeln. »Zu groß, sagen sie.« Er zog eine Augenbraue hoch. »Das will etwas heißen bei einer Hure, finden Sie nicht?« Er zog die andere Braue hoch und ließ keinen Zweifel daran, was er meinte.
Marley war bei der Durchsuchung ins Keuchen gekommen und wischte sich mit dem Handrücken den Speichel aus dem Mundwinkel, als er den Dolch gefunden hatte. Angeekelt rutschte ich so weit von ihm weg, wie ich konnte.
Randall beobachtete mich und sagte: »Ich könnte mir vorstellen, daß Marley gerne ein Schäferstündchen mit Ihnen verbringen würde, nachdem wir unsere Unterhaltung beendet haben. Vielleicht möchte er sein Glück späterhin noch mit seinen Freunden teilen, aber das ist seine Sache.«
»Ach, Sie wollen nicht zuschauen?« fragte ich sarkastisch.
Randall lachte erheitert auf.
»Ich habe vielleicht das, was man unnatürliche Neigung nennt, wie Sie bemerkt haben dürften. Aber gestehen Sie mir doch bitte gewisse ästhetische Prinzipien zu.« Er schaute an dem Koloß herunter: Sein Bauch hing über den Gürtel, die fetten Lippen mümmelten dauernd, als würden sie nach etwas Eßbarem suchen, und die kurzen, fleischigen Finger zupften am Schritt seiner verdreckten Hose herum. Randall schüttelte sich elegant.
»Nein«, sagte er. »Sie sind eine schöne Frau, auch wenn Sie eine spitze Zunge haben. Sie mit Marley - nein, ich glaube, da möchte ich lieber nicht zusehen. Aber selbst wenn ich von den Äußerlichkeiten absehen würde - Marleys Angewohnheiten lassen ebenfalls einiges zu wünschen übrig.«
»Und Ihre auch«, sagte ich.
»Mag sein. Jedenfalls werden Sie nicht mehr lange damit zu tun haben.« Er kniff die Augen zusammen und schaute mich an. »Ich
würde nach wie vor gerne wissen, wer Sie sind. Natürlich eine Jakobitin, aber zu wem gehören Sie? Zu Marischal? Seaforth? Wahrscheinlich zu Lovat, da Sie bei den Frasers sind.« Randall stieß Jamie mit der polierten Stiefelspitze leicht in die Seite, aber er rührte sich nicht. Ich sah, daß sich seine Brust gleichmäßig hob und senkte. Vielleicht war die Bewußtlosigkeit einem tiefen Schlaf gewichen. Die Ringe unter den Augen zeigten, daß er Schlaf bitter nötig hatte.
»Ich habe sogar gehört, Sie seien eine Hexe«, fuhr der Hauptmann fort. Sein Ton war beiläufig, aber er beobachtete mich genau, als könnte ich mich plötzlich in eine Eule verwandeln und davonflattern. »Da gab es doch irgendwelche Vorfälle in Cranesmuir, oder? Irgend jemand ist zu Tode gekommen. Aber das alles ist zweifellos abergläubischer Unsinn.«
Randall schaute mich nachdenklich an. »Vielleicht könnte ich mich auf einen Handel mit
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