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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Wentworth-Gefängnis herauszuholen, dann konnte ich mir gut vorstellen, daß er rasend werden würde, wenn mehrere MacKenzies festgenommen würden, weil sie in das Gefängnis eingebrochen waren. Das wollte ich natürlich auch nicht verantworten müssen, obwohl Rupert das Risiko ohne Zögern auf sich genommen hatte. Ich biß mir auf den Daumen und versuchte, mich mit dem Gedanken zu beruhigen, daß zwischen dem unterirdischen Verlies und den oberen Gefängnisräumen Tonnen von Granit lagen, die keinen Laut durchließen.
    Am schlimmsten war die Angst, daß alles nach Plan gehen würde, wir aber dennoch zu spät kämen. Auch wenn der Henker auf sein Opfer wartete, könnte Randall zu weit gehen.
    Ich hatte jeden Gedanken daran, was man mit den diversen Gegenständen anfangen konnte, die in dem Kellerraum auf dem Tisch lagen, entschlossen verdrängt. Aber immer wieder sah ich vor mir, wie Jamie den herausstehenden Knochen des zertrümmerten
Fingers auf die Tischplatte gepreßt hatte. Ich rieb meine eigenen Knöchel fest gegen den Sattel, um das Bild zu verscheuchen. Ich spürte ein leichtes Brennen und zog den Handschuh aus, aber es war nicht schlimm, nur ein paar Kratzer, die die Zähne des Wolfes hinterlassen hatten. Ich leckte geistesabwesend über die Wunde. Es nützte wenig, mir zu sagen, daß ich mein Bestes getan hatte. Dadurch wurde das Warten auch nicht leichter.
    Endlich hörten wir Stimmengewirr, das vom Gefängnis zu uns drang. Einer von MacRannochs Männern nahm die Zügel meines Pferdes und führte es in den Schutz eines Wäldchens. Hier spitzten Blätter und Steine durch die Schneedecke, und die Zweige der Bäume schützten uns vor dem Schneegestöber. Dennoch war die Sicht so schlecht, daß die Baumstämme nur schattenhaft zu erkennen waren.
    Da der frisch gefallene Schnee den Hufschlag dämpfte, hörten wir die Reiter erst, als sie ganz in unserer Nähe waren. Die zwei Männer zogen ihre Pistolen und suchten mit den Pferden Schutz hinter Bäumen, aber ich hatte das Muhen von Rindern gehört und lenkte mein Pferd aus dem Wald hinaus.
    Sir Marcus MacRannoch, deutlich an seinem scheckigen Gaul und dem Bärenfell zu erkennen, ritt an der Spitze eines kleinen Trupps den Hang hinauf, hinter ihnen eine Schneewolke. Die Männer schienen bester Laune zu sein. Weiter unten trieben MacRannochs Leute eine Rinderherde um den Hügel herum, in Richtung ihrer wohlverdienten Unterkunft.
    MacRannoch blieb neben mir stehen und lachte herzlich. »Ich muß Ihnen danken, Mistress Fraser«, rief er mir laut durch den Schnee zu, »für einen höchst unterhaltsamen Abend.« Sein Mißtrauen war verschwunden, und er grüßte mich äußerst zuvorkommend. Augenbrauen und Bart waren mit Schnee bedeckt, er sah aus wie der Weihnachtsmann persönlich. Er führte mein Pferd zurück in den Wald, wo es geschützter war. Zwei seiner Männer schickte er nach unten, um beim Eintreiben der Herde zu helfen; dann stieg er vom Pferd und hob mich lachend herunter.
    »Sie hätten ihn sehen sollen!« gluckste er und rieb sich mit beiden Händen die Brust. »Sir Fletcher lief rot an wie ein gekochter Krebs, als ich ihn bei seinem geheiligten Abendessen störte und ihn beschuldigte, daß er hinter seinen Mauern gestohlenes Eigentum verstecken würde. Und als wir dann in den Keller kamen und ihm
das Brüllen der Rinder entgegenhallte, hätte er sich fast in die Hose gemacht. Er -« Ich schüttelte ihn ungeduldig am Arm.
    »Was ist mit meinem Mann?«
    MacRannoch faßte sich ein wenig und wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »O ja. Wir haben ihn gefunden.«
    »Wie geht es ihm?« Ich sprach ruhig, auch wenn ich am liebsten geschrien hätte.
    MacRannoch deutete mit dem Kopf zu den Bäumen hinter mir, und ich fuhr herum. Ein Reiter bahnte sich vorsichtig den Weg durch die Zweige; vor ihm über dem Sattel hing eine leblose Gestalt, über die eine Decke gebreitet war. Ich schoß nach vorne, gefolgt von MacRannoch.
    »Nein«, sagte er, »er ist nicht tot. Jedenfalls hat er noch gelebt, als wir ihn gefunden haben. Ist aber sehr mißhandelt worden, der arme Junge.« Ich hatte Jamie die Decke vom Kopf gezogen und untersuchte ihn, so gut ich konnte, während das Pferd unruhig herumtänzelte. Er hatte Blutergüsse im Gesicht, und in den struppigen Haaren hingen Blutklumpen. Mehr war im Dämmerlicht nicht festzustellen. Ich dachte, ich hätte den Puls an seinem eiskalten Hals gefühlt, aber ich war mir nicht sicher.
    MacRannoch faßte mich am Ellbogen und

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