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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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vielleicht muß man es Glück nennen. Morgen früh wollten sie mich aufhängen. Wußten Sie das,… Sir?« Jamies Blick fiel auf Sir Marcus’ Weste, auf die zwischen Rosen und Tauben sein Wappen gestickt war.
    MacRannoch winkte ab, als wäre es eine unwichtige Nebensächlichkeit.
    »Wenn er Sie dem Henker noch vorzeigen wollte, dann ist er ein bißchen zu weit gegangen auf Ihrem Rücken«, meinte Sir Marcus und erneuerte die Tupfer.
    »Ja. Er hat den Kopf verloren … als er…«, Jamie versuchte die Worte herauszubekommen, aber er sank zurück und schloß die Augen. »Mein Gott, bin ich müde.«
    Wir ließen ihn ruhen, bis ein Diener mit den gewünschten Schienen neben mir auftauchte. Vorsichtig hob ich Jamies rechte Hand, um sie im Kerzenlicht zu untersuchen.
    Sie mußte eingerichtet werden, und zwar so schnell wie möglich. Die verletzten Muskeln zogen die Finger bereits nach innen. Mir sank der Mut, als ich das ganze Ausmaß des Schadens sah. Aber wenn er die Hand jemals wieder benutzen wollte, dann mußte ich den Versuch wagen.
    Lady Annabelle hatte interessiert bei der Untersuchung zugesehen.
Als ich Jamies Hand sinken ließ, öffnete sie die Kiste mit den Arzneimitteln.
    »Sie brauchen vermutlich Wasserdost und Kirschrinde. Ich weiß nicht…« Sie betrachtete Jamie nachdenklich. »Was halten Sie von Blutegeln?« Sie legte ihre gepflegte Hand auf den Deckel eines kleinen Glasgefäßes, das mit einer trüben Flüssigkeit gefüllt war.
    Mir lief ein Schauer über den Rücken, und ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich glaube nicht, jedenfalls jetzt nicht. Aber was ich wirklich brauchen könnte … haben Sie zufällig irgendein Opiat im Haus?« Ich kniete mich neben sie und studierte den Inhalt der Kiste.
    »O ja!« Sie griff zielsicher nach einer kleinen grünen Flasche und las das Etikett vor: »Laudanum. Ist das das richtige?«
    »Genau das richtige.« Ich nahm die Flasche dankbar entgegen.
    »Also gut«, sagte ich zu Jamie und tropfte ein wenig von der stark riechenden Flüssigkeit in ein Glas, »du mußt dich kurz hinsetzen, um das zu schlucken. Dann wirst du schlafen, und zwar eine ganze Weile lang.« Ich war mir nicht sicher, ob es ratsam war, Laudanum nach so viel Whisky zu geben, aber die Alternative - die Hand ohne Betäubung einzurichten - war undenkbar. Ich gab noch ein paar Tropfen dazu.
    Jamie legte seine gesunde Hand auf meinen Arm, um mir Einhalt zu gebieten.
    »Ich will kein Betäubungsmittel«, sagte er fest. »Höchstens noch ein wenig Whisky.« Er zögerte und fuhr sich mit der Zunge über die geschwollene Lippe. »Und vielleicht etwas zum Draufbeißen.«
    Sir Marcus ging sofort zu seinem wunderschönen Sheraton-Schreibtisch in der Ecke und kramte in den Schubladen herum. Es dauerte nicht lange, und er kam mit einem kleinen Stück Leder zurück, das er mir in die Hand drückte. Ich schaute es genauer an und entdeckte Dutzende von kleinen Eindrücken - Bißspuren, erkannte ich mit einem Schock.
    »Ich habe es selbst benutzt«, erläuterte Sir Marcus, »in St. Simone, als sie mir eine Musketenkugel aus dem Bein geholt haben.«
    Ich starrte Jamie mit offenem Mund an, als er das Leder mit einem dankbaren Nicken nahm. »Du erwartest tatsächlich von mir, daß ich neun gebrochene Knochen einrichte, während du bei Bewußtsein bist?«
    »Ja«, sagte er kurz und biß auf das Leder. Er zog es zwischen den Zähnen hin und her, bis er es in der besten Position hatte.

    Da verließ mich mit einem Mal meine mühsam aufrechterhaltene Selbstbeherrschung.
    »Hör endlich auf, hier den Helden zu spielen!« schrie ich Jamie an. »Wir wissen alle, was du durchgemacht hast. Du mußt uns nicht beweisen, daß du noch mehr aushalten kannst! Oder glaubst du, keiner von uns wüßte, was zu tun ist, wenn du es uns nicht sagen würdest? Was glaubst du eigentlich, wer du bist, John Wayne vielleicht?«
    Betretene Stille machte sich breit. Jamie schaute mich erstaunt an. Schließlich sagte er leise:
    »Claire, wir sind vielleicht zwei Meilen vom Wentworth-Gefängnis entfernt. Morgen soll ich gehängt werden. Egal, was mit Randall geschehen ist, die Engländer werden bald merken, daß ich nicht mehr da bin.«
    Ich biß mir auf die Lippen. Er hatte recht. Die unbeabsichtigte Befreiung der anderen Gefangenen würde eine Weile Verwirrung stiften, aber irgendwann würde man daraufkommen. Die ausgefallene Fluchtmethode, die ich gewählt hatte, würde den Suchtrupp unweigerlich zum Herrenhaus von Eldridge bringen.
    »Wenn wir

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