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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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am Mittelfinger mit einem antispetischen Mittel zu spülen, Umschläge zu machen und ansonsten darum zu beten, daß es keine Tetanusinfektion gab. Ich trat einen Schritt zurück; meine Glieder zitterten von der Anstrengung, und mein Kleid war durchgeschwitzt.
    Lady Annabelle war sofort an meiner Seite, führte mich zu einem Stuhl und drückte mir eine Tasse Tee mit einem Schuß Whisky in die Hand. Sir Marcus, der einen denkbar guten Assistenten abgegeben hatte, band Jamies Arm los und rieb die Stellen, wo sich der Gurt, mit dem wir den Arm stillgelegt hatten, tief ins Fleisch eingedrückt hatte. Seine Hand, die er Jamie überlassen hatte, war rot angelaufen.
    Ich merkte erst, daß ich eingeschlafen war, als ich mit einem Ruck erwachte. Lady Annabelle drängte mich hinaufzugehen. »Kommen Sie, meine Liebe. Sie sind ja völlig erschöpft; Sie brauchen jetzt jemanden, der sich um Ihre Wunden kümmert, und ein wenig Schlaf.«
    Ich schüttelte sie so höflich wie möglich ab. »Nein. Ich kann nicht. Ich muß noch…« Meine Worte verschwammen ebenso wie meine Gedanken, während mir Sir Marcus die Essigflasche und das Tuch aus der Hand nahm.

    »Ich mache den Rest«, sagte er. »Auf dem Schlachtfeld habe ich einige Erfahrung gesammelt.« Er schlug die Decken zurück und tupfte das Blut von den Peitscheneinschnitten; es beeindruckte mich, wie sanft und doch zügig er dabei vorging. Er sah meinen Blick und grinste. »Ich habe schon öfter solche Striemen gereinigt«, sagte er, »und manchmal auch welche ausgeteilt. Diese hier sind nicht weiter schlimm, Mädel; in ein paar Tagen werden sie verheilt sein.« Da ich wußte, daß er recht hatte, ging ich ans Kopfende des Feldbettes. Jamie war wach und verzog das Gesicht, wenn die antiseptische Lösung auf den Einschnitten brannte, aber seine Augenlider waren schwer, und die blauen Augen dunkel vor Schmerz und Erschöpfung.
    »Geh und schlafe, Sassenach. Ich komme schon zurecht.«
    Ob das wirklich der Fall sein würde, wußte ich nicht. Aber es war klar, daß ich mich nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte. Ich schwankte vor Erschöpfung hin und her, und die blutigen Kratzer auf meinen Beinen begannen zu brennen und zu schmerzen. Absalom hatte sie in der Hütte zwar gereinigt, aber sie mußten verbunden werden.
    Ich nickte benommen und folgte Lady Annabelle nach oben.
    Als ich die Treppe hinaufstieg, fiel mir ein, daß ich vergessen hatte, Sir Marcus zu sagen, wie die Einschnitte zu behandeln waren. Die tiefen Wunden über den Schultern mußten verbunden werden, damit er ein Hemd tragen konnte, wenn wir von hier flohen. Aber die leichteren Peitschenspuren sollten an der Luft abheilen. Ich warf einen Blick in das Gästezimmer, zu dem mich Lady Annabelle geführt hatte, murmelte eine Entschuldigung und ging noch einmal schwankend die Treppe hinunter zum Salon.
    Ich verharrte an der Tür, die im Dunkeln lag; Lady Annabelle stand hinter mir. Jamie hatte die Augen geschlossen; die Erschöpfung und der Whisky hatten ihn einschlafen lassen. Die Decken hatte er abgeworfen. Sir Marcus legte achtlos eine Hand auf Jamies entblößtes Hinterteil, als er sich über ihn beugte und nach einem Tuch griff. Jamie reagierte, als hätte man ihm einen elektrischen Schlag versetzt. Er krümmte sich zusammen, seine Gesäßmuskeln verkrampften sich, und er stieß unwillkürlich einen Protestschrei aus. Trotz seiner gebrochenen Rippen warf er sich herum und starrte Sir Marcus mit aufgerissenen, erschreckten Augen ins Gesicht. Sir Marcus, selbst völlig überrascht von dieser Reaktion,
stand eine Sekunde lang stockstill, lehnte sich dann nach vorne, faßte Jamie beruhigend am Arm und legte ihn wieder mit dem Gesicht nach unten zurück auf die Matratze. Nachdenklich fuhr er behutsam mit einem Finger über Jamies Fleisch und rieb dann seine im Schein des Feuers ölig glänzenden Finger aneinander.
    »Oh«, bemerkte er ganz sachlich. Der alte Soldat bedeckte Jamie bis zur Taille mit einer Decke, und ich sah, wie sich die verkrampften Schultern unter dem Verband ein wenig entspannten.
    Sir Marcus setzte sich kameradschaftlich ans Kopfende von Jamies Lager und schenkte zwei Whiskys ein. »Wenigstens war er so rücksichtsvoll, Sie vorher ein bißchen einzuölen«, bemerkte er und reichte Jamie den Becher, der sich mühsam aufstützte, um ihn in Empfang zu nehmen.
    »Na ja«, sagte er trocken, »ich glaube nicht, daß es ihm dabei um mein Wohlbehagen ging.«
    Sir Marcus nahm einen Schluck und schmatzte

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