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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Komm her.«
    Es war tröstlich, seinen Arm um meine Schultern zu spüren. Ich legte meinen Kopf neben ihn auf das Kissen, und so kauerten wir eine Weile schweigend vor dem Feuer und stärkten und beruhigten einander. Er berührte sanft die kleine Wunde unter meinem Kiefer.
    »Ich habe geglaubt, ich würde dich nie wiedersehen, Sassenach.« Seine Stimme war tief und ein bißchen heiser. »Ich bin froh, daß du da bist.«
    »Mich nicht wiedersehen! Warum? Hast du geglaubt, ich würde dich nicht herausholen?«
    Er lächelte schief. »Ja, das habe ich tatsächlich geglaubt. Ich hatte befürchtet, wenn ich das sage, dann stellst du dich stur und weigerst dich zu gehen.«
    » Ich mich stur stellen? Schau den an, der das sagt!«
    Es entstand eine Pause, die langsam peinlich wurde. Es gab Dinge, die ich fragen sollte, weil sie medizinisch gesehen wichtig waren, die in persönlicher Hinsicht aber heikel waren. Schließlich entschied ich mich für: »Und wie fühlst du dich?«
    Seine Augen waren geschlossen und lagen in tiefen schattigen Höhlen, aber die Muskeln seines breiten Rückens waren angespannt. Sein geschwollener Mund zuckte, halb Lächeln, halb Grimasse.
    »Ich weiß es nicht, Sassenach. Ich habe mich noch nie so gefühlt. Ich möchte verschiedene Dinge tun, alle gleichzeitig, aber mein Verstand bekriegt mich, und mein Körper ist zum Verräter geworden. Ich möchte hier so schnell wie möglich raus und so schnell und so weit rennen, wie ich kann. Ich möchte jemanden schlagen. Mein
Gott, wie gern ich zuschlagen würde! Ich möchte das Wentworth-Gefängnis niederbrennen. Und ich möchte schlafen.«
    »Stein brennt nicht«, bemerkte ich trocken, »vielleicht solltest du statt dessen lieber schlafen.«
    Seine gesunde Hand tastete nach meiner, und sein Mund entspannte sich etwas, obwohl seine Augen geschlossen blieben.
    »Ich möchte dich an mich drücken und dich küssen und dich nie mehr loslassen. Ich möchte dich im Bett haben und dich wie eine Hure benutzen, bis ich vergessen habe, wer ich bin. Und ich möchte meinen Kopf in deinen Schoß legen und wie ein Kind weinen.«
    Ein Mundwinkel bewegte sich nach oben, und ein blaues Auge öffnete sich einen kleinen Spalt.
    »Leider kann ich außer dem letzten nichts davon tun, ohne ohnmächtig zu werden oder mich zu übergeben.«
    »Dann wäre es vielleicht das beste, du entscheidest dich dafür und vertagst den Rest«, antwortete ich und lachte ein wenig.
    Es dauerte ein bißchen, bis wir uns arrangiert hatten, aber schließlich saß ich auf seiner Pritsche, und sein Kopf lag auf meinem Schoß.
    »Was hat dir Sir Marcus aus der Brust geschnitten?« fragte ich. »Ein Brandzeichen?« fügte ich leise hinzu, als er nicht antwortete.
    Er nickte kaum merklich. »Ein Siegel mit seinen Initialen.« Jamie lachte verächtlich auf. »Es genügt, daß ich seine Spuren für den Rest meines Lebens am Körper trage. Aber ich möchte mich nicht von ihm signieren lassen wie ein verdammtes Gemälde.«
    Sein Kopf lag schwer auf meinen Schenkeln, und an seinem tiefen Atem merkte ich, daß er allmählich einschlief. Der weiße Verband an seiner Hand leuchtete gespenstisch auf der dunklen Decke. Ich berührte sacht eine Verbrennung an seiner Schulter, die eingeölt war und matt glänzte.
    »Jamie?«
    »Mmmm?«
    »Bist du sehr schlimm verletzt?« Er schlug die Augen auf und schaute von seiner verbundenen Hand zu meinem Gesicht. Dann fielen seine Lider wieder zu, und sein Körper begann sich zu schütteln. Erschrocken dachte ich, ich hätte eine unerträgliche Erinnerung in ihm geweckt, bis ich erkannte, daß er lachte, und zwar so sehr, daß ihm Tränen aus den Augenwinkeln rannen.
    »Sassenach«, brachte er schließlich keuchend hervor. »Ich habe
vielleicht noch zwölf Quadratzentimeter Haut übrig, die nicht gequetscht, verbrannt oder zerschnitten sind. Ob ich verletzt bin?« Und wieder schüttelte er sich, daß das Bettgestell quietschte.
    Etwas ärgerlich sagte ich: »Ich meinte -«, aber er unterbrach mich, indem er meine Hand nahm und sie an seine Lippen führte.
    »Ich weiß, was du gemeint hast, Sassenach«, sagte er und schaute mich an. »Mach dir keine Sorgen. Die zwölf Zentimeter, die übrig sind, sind alle zwischen meinen Beinen.«
    Ich fand es bemerkenswert, daß er überhaupt einen Witz machte, auch wenn er dünn war. Ich gab ihm einen leichten Klaps auf den Mund. »Du bist betrunken, Jamie Fraser«, sagte ich und schaute ihn von der Seite an. »Zwölf Zentimeter, hast du

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