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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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erblickte, die Jamies Gesicht nicht sehen konnten, schoß mir das Blut in die Wangen, und ich hielt mir schnell die Hand über den Mund. Sir Marcus, der von seinem Platz neben dem Bett einen Blick auf Jamie geworfen hatte, grinste in seinen Bart.
    »Im übrigen«, sagte Jamie, der das Leder noch einmal ausspuckte, »wenn die Engländer nach dieser Behandlung auftauchen, dann werde ich sie wahrscheinlich anflehen, mich wieder mitzunehmen.«
    Ich hob das Leder auf, schob es ihm zwischen die Zähne und drückte seinen Kopf aufs Kissen.
    »Du Clown«, sagte ich. »Held in allen Lebenslagen.« Aber ich konnte jetzt doch ruhiger arbeiten. Zwar bemerkte ich immer noch jedes Zucken und jede Anspannung in seinem Gesicht, aber es tat mir nicht mehr so weh.
    Ich konzentrierte mich ganz auf die vor mir liegende Aufgabe. Glücklicherweise hatte der Daumen am wenigsten abbekommen. Nur ein einfacher Bruch am ersten Gelenk. Der würde sauber verheilen. Das zweite Gelenk am Ringfinger war völlig kaputt. Ich spürte nur eine Masse von Knochensplittern, als ich es sachte zwischen Daumen und Zeigefinger bewegte. Da war nichts mehr zu
machen; ich konnte das Gelenk nur noch schienen und das Beste hoffen.
    Der Splitterbruch des Mittelfingers war am schwierigsten zu behandeln. Ich mußte den Finger geradeziehen, um den herausstehenden Knochen ins zerrissene Fleisch zurückzubewegen. Ich hatte bei einer solchen Operation - allerdings unter Vollnarkose und mit Hilfe von Röntgenstrahlen - schon einmal zugesehen.
    Bis zu diesem Punkt war es mehr ein mechanisches als ein wirkliches Problem gewesen, mir darüber klarzuwerden, wie ich diese zerschlagene Hand wieder einigermaßen in Ordnung bringen könnte. Aber jetzt hatte ich einen Punkt erreicht, wo ich plötzlich ganz genau verstand, warum Ärzte die Mitglieder ihrer eigenen Familie nur selten behandeln. Manchmal ist in der Medizin eine gewisse Rücksichtslosigkeit notwendig, um erfolgreich zu arbeiten, man muß Schmerz zufügen, um die Heilung zu ermöglichen - und dafür ist Distanz zwischen Arzt und Patient notwendig.
    Sir Marcus hatte seinen Stuhl leise neben mich gezogen und nahm Jamies gesunde Hand in seine eigene.
    »Drücken Sie so fest Sie wollen, Junge«, sagte er.
    Ohne das Bärenfell und mit zurückgebundenem Haar war MacRannoch nicht mehr der furchterregende Wilde aus dem Wald, sondern ein gutgekleideter Herr mittleren Alters mit gepflegtem Bart und militärischem Auftreten. Seine Gegenwart wirkte beruhigend auf mich.
    Ich atmete tief durch und betete um etwas Distanz.
     
    Es war eine lange, scheußliche, nervenaufreibende Arbeit, die jedoch nicht ganz ohne Reiz war. Manches wie das Schienen der zwei Finger mit einfachen Brüchen ging leicht. Anderes nicht. Jamie schrie - und er schrie laut -, als ich seinen Mittelfinger einrichtete und mit erheblichem Kraftaufwand den herausstehenden Knochen wieder in die Haut schob. Einen Moment lang zögerte ich verstört, Sir Marcus’ ruhiges, dringliches »Weiter so, Mädel!« brachte mich darüber hinweg.
    Plötzlich erinnerte ich mich daran, was Jamie zu mir in der Nacht gesagt hatte, als Jennys Baby geboren wurde: Ich kann Schmerzen aushalten, aber ich könnte es nicht ertragen, dich leiden zu sehen. Dafür müßte ich stärker sein, als ich bin. Er hatte recht. Es erforderte Stärke; ich hoffte nur, daß wir beide genug davon hatten.

    Jamie hatte das Gesicht abgewandt, aber ich sah, wie sich die Kiefermuskeln anspannten, wenn er fester auf das Leder biß. Ich biß selbst die Zähne zusammen und machte weiter. Der spitze Knochen verschwand langsam unter der Haut, und der Finger streckte sich qualvoll langsam. Wir zitterten beide am ganzen Körper.
    Ich arbeitete weiter und nahm nichts mehr wahr außer dem, was ich gerade tat. Jamie stöhnte ab und zu laut auf, und wir mußten zweimal innehalten, damit er sich übergeben konnte. Meistens murmelte er auf gälisch leise vor sich hin, während er die Stirn fest gegen die Knie von Sir Marcus drückte.
    Schließlich waren alle fünf Finger kerzengerade ausgestreckt geschient. Ich fürchtete eine Infektion, besonders an der offenen Wunde des Mittelfingers, aber ansonsten war ich ziemlich sicher, daß alles gut heilen würde. Wenn wir Glück hatten, dann war nur das eine Gelenk wirklich schwer verletzt. Wahrscheinlich würde sein Ringfinger steif bleiben, aber die anderen hatten eine gute Chance, mit der Zeit wieder normal zu funktionieren. Ich konnte nichts anderes tun, als die offene Wunde

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