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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Glück haben«, fuhr er mit ruhiger Stimme fort, »dann behindert der Schnee die Suche vielleicht so lange, bis wir weg sind; wenn nicht…« Er zuckte mit den Achseln und starrte in die Flammen. »Claire, ich lasse mich nicht wieder fangen. Und betäubt und hilflos daliegen, wenn sie kommen, und dann angekettet in einer Zelle aufwachen… Claire, das wäre zuviel.«
    Tränen waren mir in die Augen getreten. Ich wollte nicht, daß sie mir die Wangen hinabliefen, und starrte ihn an, ohne zu blinzeln.
    Er schloß die Augen. Das Feuer verlieh seinen bleichen Wangen Farbe. Die Halsmuskeln bewegten sich, als er schluckte.
    »Weine nicht, Sassenach«, sagte er so leise, daß ich ihn kaum verstehen konnte. Er streckte die gesunde Hand aus und tätschelte mir das Bein, um mich zu beruhigen. »Wenn ich glauben würde, daß sie uns fangen, dann würde ich meine letzten Stunden nicht damit verschwenden, eine Hand von dir einrichten zu lassen, die ich dann nicht mehr brauchen würde. Geh und hol Murtagh. Dann gib mir noch einen kräftigen Schluck und tu, was du zu tun hast.«
    Da ich am Tisch mit den medizinischen Vorbereitungen beschäftigt war, konnte ich nicht hören, was er zu Murtagh sagte, aber ich sah, wie die beiden Männer die Köpfe zusammensteckten und wie
Murtaghs Hand vorsichtig das Ohr des Jüngeren berührte, eine der wenigen Stellen an seinem Körper, die nicht verletzt waren.
    Mit einem kurzen Nicken verabschiedete sich Murtagh und war schon zur Tür hinaus, bevor ich ihn aufhalten konnte. Wie eine Ratte, dachte ich. Ich erwischte ihn gerade noch in der Eingangshalle und hielt ihn an seinem Plaid fest.
    »Was hat er zu dir gesagt?« fragte ich scharf. »Wohin gehst du?«
    Der sehnige kleine Mann zögerte einen Augenblick, gab mir dann aber Auskunft. »Ich soll mit dem jungen Absalom in Richtung Wentworth gehen und Wache halten. Wenn Rotröcke auftauchen, die zu uns wollen, dann soll ich sie in die Flucht schlagen. Wenn dann noch Zeit ist, soll ich euch beide verstecken und mit drei Pferden verschwinden, um die Verfolger vom Herrenhaus abzulenken. Es gibt einen Keller; es ist kein schlechtes Versteck, wenn sie nicht zu gründlich suchen.«
    »Und wenn wir keine Zeit dazu haben?«
    »Dann soll ich ihn töten und dich mitnehmen«, antwortete er ohne Umschweife. »Ob du willst oder nicht«, fügte er mit einem bösen Grinsen hinzu und wollte zur Tür hinaus.
    »Warte!« rief ich ihm nach, und er blieb stehen. »Hast du einen Dolch übrig?«
    Seine Augenbrauen schossen nach oben, aber seine Hand griff, ohne zu zögern, an den Gürtel.
    »Brauchst du einen? Hier!«
    Ich nahm die angebotene Waffe und steckte sie mir hinten in den Gürtel, wie ich das bei den Zigeunerinnen gesehen hatte.
    »Man weiß ja nie«, sagte ich ruhig.
     
    Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren, untersuchte ich die Hand so vorsichtig wie möglich, um zu entscheiden, was zu tun war. Ich nahm seine gesunde Hand und tastete sie zum Vergleich mit der verletzten Hand ab. Da ich mich weder an Röntgenaufnahmen noch an meiner Erfahrung orientieren konnte, mußte ich mich auf meine Sensibilität verlassen, um die gebrochenen Knochen wieder einzurichten.
    Das erste Gelenk war in Ordnung, aber das zweite schien gebrochen zu sein. Ich drückte stärker, um die Länge und die Richtung der Fraktur zu bestimmen. Die verletzte Hand blieb bewegungslos, aber die andere ballte sich unwillkürlich zusammen.

    »Es tut mir so leid«, murmelte ich. Da zog Jamie plötzlich seine Hand weg und stützte sich auf den Ellbogen. Er spuckte das Lederstück aus und betrachtete mich mit einer Mischung aus Belustigung und Ratlosigkeit.
    »Sassenach«, sagte er, »wenn du dich jedesmal entschuldigst, wenn du mir weh tust, dann wird das eine sehr lange Nacht - und es hat schon bis jetzt ziemlich lang gedauert.«
    Ich muß etwas verstört ausgesehen haben, denn er versuchte die Hand nach mir auszustrecken, hielt dann aber mit einem Stöhnen inne. Er unterdrückte den Schmerz und sagte bestimmt: »Ich weiß, daß du mir nicht weh tun willst. Aber du kannst daran genausowenig ändern wie ich, und es reicht, wenn einer von uns beiden leidet. Tu, was nötig ist, und ich schreie, wenn ich muß.«
    Er nahm den Lederstreifen wieder in den Mund, biß grimmig die Zähne zusammen und begann langsam und bedächtig zu schielen. Er sah aus wie ein vertrottelter Tiger, und ich brach in ein fast hysterisches Lachen aus.
    Als ich die erstaunten Mienen von Lady Annabelle und den Dienstboten

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