Feuer Und Stein
Gefährten nicht zu unterscheiden, da wir ja gemeinsam in ein Plaid gehüllt waren. Ich dachte an Hauptmann Jonathan Randall und schauderte unwillkürlich. Alles, was ich gesehen hatte, seit ich durch den gespaltenen Stein getreten war, legte den völlig irrationalen Schluß nahe, daß der Mann, dem ich im Wald begegnet war, tatsächlich Franks Ahnherr war. Ich wehrte mich verbissen dagegen, konnte jedoch zu keinem anderen Schluß kommen, der den Fakten gerecht wurde.
Erst hatte ich gedacht, daß ich nur lebhafter träumte als sonst, aber Randalls Kuß, plumpvertraulich und grob, hatte diesen Eindruck zerstreut. Auch bildete ich mir nicht ein, daß ich geträumt hatte, von Murtagh auf den Kopf geschlagen worden zu sein; die schmerzhafte Beule an meinem Schädel wurde ergänzt von einer wundgescheuerten Stelle an meinem Schenkel, die ebenfalls wenig traumhaft wirkte. Und das Blut - nein, es war mir nicht fremd, ich hatte zuvor schon von Blut geträumt. Aber im Traum hatte es nie nach Blut gerochen, diesem warmen, kupferigen Geruch, den der Mann hinter mir immer noch ausströmte.
Er schnalzte mit der Zunge und lenkte sein Pferd neben das von Dougal, zog den massigen Schatten in ein leises Gespräch auf gälisch. Die Pferde verlangsamten ihre Gangart, liefen im Schritt.
Auf ein Zeichen von Dougal blieben Jamie, Murtagh und der kurzwüchsige Mann mit den schütteren Haaren zurück, während die beiden anderen ihren Tieren die Sporen gaben und auf den knapp fünfhundert Meter rechts von uns gelegenen Felsen zugaloppierten. Der Halbmond war aufgegangen, und sein Licht war so hell, daß man die Blätter der Malvengewächse am Straßenrand erkennen konnte; doch in den Schatten zwischen den Felsspalten konnte sich alles mögliche verbergen.
Gerade als die Reiter den Cocknammon Rock passierten, flammte in einer Höhlung Musketenfeuer auf. Unmittelbar hinter mir ertönte ein grauenerregendes Geheul, und das Pferd schoß vorwärts wie von einem Stachelstock angetrieben. Plötzlich rasten wir über die Heide auf den Felsen zu, Murtagh und den Mann mit den schütteren Haaren neben uns. Markerschütterndes Geschrei zerriß die Nachtluft.
Ich klammerte mich am Sattelknauf fest und bangte um mein Leben. Jamie hielt plötzlich neben einem großen Ginsterbusch an, faßte mich um die Taille und ließ mich ohne viel Federlesens hineinfallen. Das Pferd warf sich herum und galoppierte weiter, umrundete den Felsen, um auf dessen Südseite zu gelangen. Als das Pferd im Schatten verschwand, sah ich den Reiter geduckt im Sattel. Als es wieder auftauchte, immer noch galoppierend, war der Sattel leer.
Die Oberfläche des Cocknammon Rock war schattengefleckt; ich hörte Rufe und gelegentlich Musketenschüsse, konnte aber nicht sagen, ob die Bewegungen, die ich sah, von Menschen herrührten oder ob es sich nur um die Schatten der verkümmerten Eichen handelte, die aus den Spalten im Fels sprossen.
Ich befreite mich mit einiger Mühe aus dem Gebüsch und zupfte mir den stachligen Ginster vom Rock und aus den Haaren. Ich leckte einen Kratzer an meiner Hand und fragte mich, was ich jetzt tun sollte. Ich konnte warten, bis der Kampf entschieden war. Wenn die Schotten siegten oder zumindest überlebten, würden sie vermutlich zurückkommen und mich suchen. Wenn nicht, konnte ich mich an die Engländer wenden, die höchstwahrscheinlich annehmen würden, daß ich mit den Schotten im Bunde war, da ich in ihrer Gesellschaft reiste.
Vielleicht war es das beste, bei diesem Konflikt beide Parteien zu meiden. Schließlich hatte ich, nun, da ich wußte, wo ich war, eine gewisse Chance, eine Stadt oder eine Siedlung zu erreichen, die ich
kannte, selbst wenn ich den ganzen Weg zu Fuß gehen mußte. Ich brach entschlossen in Richtung Straße auf, stolperte über zahllose Granitbrocken, die illegitimen Kinder des Cocknammon Rock.
Im Mondschein herumzulaufen, war ein trügerisches Unterfangen; zwar sah ich den Boden in allen Einzelheiten, aber alles wirkte seltsam flach - niedrige Pflanzen und scharfkantige Steine wirkten gleich groß, und so hob ich über eingebildete Hindernisse die Füße absurd hoch und stieß mir an Felsbrocken die Zehen an. Ich ging, so schnell ich konnte, und lauschte auf Geräusche, die anzeigten, daß man mich verfolgte.
Das Kampfgetöse verhallte, als ich mich der Straße näherte. Ich merkte, daß man mich dort viel zu schnell erblicken würde, aber ich mußte ihr folgen, wenn ich eine Stadt finden wollte. Ich hatte im Dunkeln
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