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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Gestalten im Dunkeln. Ich spielte mit dem Gedanken, zwischen den Bäumen zu verschwinden, aber Dougal, der dies offenbar ahnte, packte mich am Ellbogen und zog mich zu den Pferden.
    »Steig auf, Jamie!« rief er. »Das Mädel reitet mit dir.« Er drückte meinen Ellbogen. »Sie halten die Zügel, wenn Jamie nicht zurechtkommt, und sehen Sie zu, daß Sie immer in unserer Nähe bleiben. Wenn Sie etwas anderes versuchen, schneide ich Ihnen die Kehle durch. Verstanden?«
    Ich nickte; ich hatte einen so trockenen Mund, daß ich nicht antworten konnte. Dougals Stimme hatte nicht allzu bedrohlich geklungen, doch ich glaubte ihm aufs Wort. Ich war um so weniger geneigt, etwas »zu versuchen«, als ich keine Ahnung hatte, was. Ich wußte nicht, wo ich mich befand, wer die Männer waren, warum und wohin wir so eilig aufbrachen, aber ich hatte keine andere Wahl, als mitzukommen. Ich machte mir Sorgen wegen Frank - er mußte mich schon seit einiger Zeit suchen -, doch dies schien nicht der richtige Zeitpunkt, ihn zu erwähnen.
    Dougal hatte wohl geahnt, daß ich nickte, denn er ließ meinen Arm los und bückte sich plötzlich. Ich starrte töricht auf ihn herab,
bis er zischte: »Den Fuß, Mädel! Geben Sie mir Ihren Fuß! Nein, den linken «, fügte er fast angewidert hinzu. Rasch nahm ich meinen rechten Fuß aus seiner Hand und stieg mit dem linken auf. Dougal hob mich vor Jamie in den Sattel, und Jamie hielt mich mit seinem gesunden Arm fest und zog mich an sich.
    Trotz der Mißlichkeit meiner Lage war ich dankbar für die Wärme des jungen Schotten. Er roch nach Holzrauch, Blut und ungewaschenem Mann, aber die Nachtkälte drang unangenehm durch mein dünnes Kleid, und ich lehnte mich zufrieden gegen ihn.
    Die Geschirre klirrten leise, und wir ritten in die sternhelle Nacht hinein. Die Männer redeten nicht miteinander; es herrschte nur eine allgemeine Vorsicht und Wachsamkeit. Als wir auf der Straße waren, begannen die Pferde zu traben, und ich wurde so ungemütlich durchgeschüttelt, daß ich gar nicht sprechen wollte, selbst wenn jemand bereit gewesen wäre, mir zu lauschen.
    Mein Gefährte hatte, wie es schien, wenig Schwierigkeiten, obwohl er seine Rechte nicht gebrauchen konnte. Ich spürte seine Schenkel hinter mir; gelegentlich bewegten sie sich, um das Pferd zu lenken. Ich klammerte mich am Sattel fest; ich hatte zwar schon zu Pferd gesessen, konnte aber längst nicht so gut reiten wie Jamie.
    Nach einer Weile kamen wir zu einer Kreuzung, wo wir einen Moment haltmachten, während sich Dougal und der Mann mit den schütteren Haaren flüsternd berieten. Jamie ließ die Zügel seines Pferdes locker, und es wanderte an den Straßenrand, um Gras zu rupfen. Der junge Mann begann unterdessen, sich hinter mir hin und her zu winden.
    »Vorsichtig!« sagte ich. »Bewegen Sie sich nicht so heftig, sonst löst sich Ihr Verband! Was soll das denn?«
    »Ich will mein Plaid über dich decken«, sagte er. »Du zitterst. Aber mit einer Hand kann ich’s nicht. Öffnest du mal den Verschluß meiner Brosche?«
    Nach einigem unbeholfenen Gezerre bekamen wir das Plaid locker. Jamie warf es mit verblüffender Geschicklichkeit aus und ließ es wie einen Schal um seine Schultern sinken. Dann legte er die Enden über meine Schultern und steckte sie unterm Sattel fest, so daß wir beide warm eingepackt waren.
    »Na also«, sagte er. »Wir wollen nicht, daß du uns erfrierst, bevor wir da sind.«
    »Danke«, sagte ich. »Aber wohin reiten wir?«

    Ich konnte Jamies Gesicht nicht erkennen. Wie auch immer, er legte eine kleine Pause ein, bevor er antwortete.
    Schließich lachte er. »Um dir die Wahrheit zu sagen, Mädel, ich weiß es selber nicht. Aber wenn wir da sind, werden wir’s wissen, oder?«
     
    Irgend etwas schien mir vertraut an der Gegend, durch die wir kamen. Kannte ich nicht dieses große Felsgebilde, das vor uns aufragte und die Form eines Hahnenschweifs hatte?
    »Der Cocknammon Rock!« rief ich.
    »Aye«, bestätigte mein Gefährte unbeeindruckt.
    »Haben den die Engländer nicht für Hinterhalte benutzt?« fragte ich und versuchte, mich auf die ermüdenden Einzelheiten der lokalen Geschichte zu besinnen, mit denen mich Frank in der letzten Woche stundenlang verwöhnt hatte. »Wenn eine englische Patrouille in der Nähe ist …« Ich zögerte. Wenn eine englische Patrouille in der Nähe war, tat ich vielleicht nicht gut daran, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken. Andererseits wäre ich, wenn uns aufgelauert wurde, von meinem

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