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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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prompt Folge geleistet wurde. Anscheinend war der junge Mann seinen Kumpanen wichtig. Er ächzte und schlug die Augen auf; im Sternenlicht wirkten sie wie schwarze Höhlungen.
    »Mir geht’s schon wieder gut«, sagte er und versuchte, sich aufzusetzen. »Nur ein bißchen schwindelig, das ist alles.« Ich drückte ihn wieder zu Boden.
    »Liegen Sie still«, befahl ich. Ich untersuchte ihn rasch, kniete mich dann hin und wandte mich einer Gestalt zu, die, der Größe nach zu urteilen, Dougal, der Anführer, sein mußte.
    »Die Schußwunde hat wieder geblutet, und eine Stichverletzung hat der Idiot auch noch. Ich glaube zwar nicht, daß es schlimm ist, aber er hat ziemlich viel Blut verloren. Er braucht Ruhe; wir sollten mindestens bis zum Morgen hierbleiben.« Die Gestalt machte eine abwehrende Bewegung.
    »Nein. Wir sind zwar so weit, daß sich die Garnison nicht mehr traut, uns zu folgen, aber man muß auch die Wache bedenken. Wir müssen noch gut fünfzehn Meilen hinter uns bringen.« Dougal legte den Kopf zurück und betrachtete den Stand der Sterne.
    »Mindestens fünf Stunden. Eher sieben. Wir können so lange bleiben, bis Sie die Blutung gestillt und die Wunde verbunden haben, aber länger nicht.«
    Ich machte mich grummelnd an die Arbeit, während Dougal leise einen der Schatten dazu abkommandierte, ein Auge auf die Pferde zu haben. Die anderen Männer entspannten sich, tranken aus ihren Feldflaschen und plauderten. Murtagh half mir, riß Leinen in Streifen, holte Wasser, hob den Patienten vom Boden auf, damit ich den Verband neu anlegen konnte, denn Jamie durfte sich auf keinen Fall bewegen, obwohl er murrte und behauptete, es gehe ihm schon wieder ausgezeichnet.
    Ich machte meiner Angst und Verärgerung Luft. »Es geht Ihnen alles andere als ausgezeichnet«, fauchte ich, »und das wundert mich nicht. Welcher Schwachkopf läßt sich denn ein Messer in den
Leib rennen, ohne anzuhalten und sich darum zu kümmern? Haben Sie denn nicht gemerkt, wie schlimm Sie bluten? Sie können von Glück sagen, daß Sie nicht tot sind … jetzt rühren Sie sich gefälligst nicht, Sie verfluchter Narr!« Die Streifen aus Kunstseide und Leinen waren im Dunkeln irritierend schwer zu fassen. Sie glitten mir durch die Finger, entzogen sich meinem Griff wie Fische, die in die Tiefe schießen und dabei ihre weißen Bäuche spöttisch aufblitzen lassen. Trotz der Kälte brach mir der Schweiß aus. Zu guter Letzt hatte ich ein Ende befestigt und faßte nach dem anderen, das immer wieder hinter den Rücken des Patienten witschte. »Komm her, du … Sie gottverdammter Idiot!« Jamie hatte sich bewegt, und das erste Ende war wieder aufgegangen.
    Ein Moment entsetzten Schweigens trat ein. »Barmherziger!« sagte der dicke Rupert. »Mein Lebtag habe ich noch keine Frau so fluchen gehört.«
    »Dann kennst du meine Tante Grisel nicht«, erwiderte eine andere Stimme, woraufhin allgemeines Gelächter folgte.
    »Ihr Mann sollte Ihnen das Fell gerben, Frau«, sagte eine dritte Stimme streng aus dem Dunkel unter einem Baum heraus. »Der Apostel Paulus spricht: ›Lasset die Frauen schweigen in der Gemeinde -‹«
    »Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Dreck«, zischte ich, während mir der Schweiß herunterlief, »und der Apostel Paulus gefälligst auch.« Ich wischte mir die Stirn mit meinem Ärmel ab. »Drehen Sie ihn nach links«, sagte ich zu Murtagh. »Und wenn Sie«, fuhr ich, an meinen Patienten gewandt, fort, »auch nur einen einzigen Muskel rühren, während ich den Verband festmache, dann erwürge ich Sie.«
    »Aye«, sagte Jamie lammfromm.
    Ich zog zu heftig an dem letzten Leinenstreifen, und der ganze Verband löste sich wieder.
    »Soll doch der Teufel den ganzen Scheißdreck holen!« schrie ich und schlug frustriert mit der flachen Hand auf den Boden. Die Männer schwiegen schockiert, und als ich dann im Dunkeln nach den losen Enden des Verbandes tastete, ließen sie sich wieder über meine wenig damenhafte Sprache aus.
    »Vielleicht sollten wir sie nach Ste. Anne schicken, Dougal«, meinte eine der am Straßenrand kauernden Gestalten. »Seit wir von der Küste weg sind, habe ich Jamie kein einziges Mal fluchen
hören, und er hatte ein Mundwerk, das einen Seemann beschämen würde. Die vier Monate im Kloster müssen etwas bewirkt haben. Du führst den Namen des Herrn nicht mehr unnütz, oder, Jamie?«
    »Das würdest du auch nicht, wenn du dafür so büßen müßtest wie ich, wenn du im Februar mitten in der Nacht drei Stunden lang

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