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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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des Burgherrn standen offen, und der Wind strich rauschend durch die Zweige der Bäume in den Pflanzkübeln, so daß man meinen konnte, man sei im Freien.
    Colum saß an seinem Tisch und schrieb, hielt aber sofort inne und erhob sich, um mich zu begrüßen. Nachdem er sich nach meinem Wohlergehen erkundigt hatte, führte er mich zum Käfig an der Wand, wo wir die Vögel bewunderten.
    »Dougal und Mrs. FitzGibbons berichten, Sie seien eine recht geschickte Heilerin«, bemerkte Colum im Plauderton, während er einen Finger durch das Käfiggitter steckte. Offenbar waren die Vögel daran gewöhnt, denn eine kleine Ammer segelte herab und landete säuberlich auf seinem Finger, umfaßte ihn mit ihren kleinen Zehen und spreizte die Flügel, um das Gleichgewicht zu halten. Colum strich der Ammer mit dem schwieligen Zeigefinger seiner anderen Hand behutsam über den Kopf. Ich sah die verhornte Haut um den Nagel und wunderte mich; es kam mir unwahrscheinlich vor, daß Colum viel körperliche Arbeit verrichtete.
    Ich zuckte die Achseln. »Man muß nicht besonders geschickt sein, um eine oberflächliche Wunde zu verbinden.«
    Colum lächelte. »Vielleicht. Aber es verlangt einiges an Geschick, dies im Dunkeln zu tun, oder? Und Mrs. FitzGibbons sagt, Sie hätten bei einem ihrer kleinen Jungen einen gebrochenen Finger gerichtet und heute früh den verbrühten Arm einer Küchenhilfe versorgt.«
    »Auch das ist nicht allzu schwierig«, erwiderte ich und fragte
mich, worauf Colum hinauswollte. Er winkte einem Bedienten, der aus einer Schublade des Sekretärs rasch eine Schale holte. Colum nahm den Deckel ab und begann Körner durchs Käfigfenster zu streuen. Die Vögel stürzten sich von ihren Ästen, und auch die Ammer flatterte zu Boden, um sich ihren Gefährten anzuschließen.
    »Sie sind nicht zufällig mit dem Beaton-Clan verwandt?« erkundigte sich Colum. Ich erinnerte mich, daß Mrs. FitzGibbons bei unserer ersten Begegnung gefragt hatte, ob ich eine Zauberin, eine Beaton sei.
    »Nein. Was hat der Beaton-Clan mit ärztlicher Behandlung zu tun?«
    Colum betrachtete mich erstaunt. »Sie haben noch nie von den Beatons gehört? Die Heiler dieses Clans sind überall in den Highlands berühmt. Viele von ihnen fahren im Land umher. Einen solchen Heiler hatten wir eine Weile bei uns.«
    »Ach ja? Und was ist mit ihm geschehen?« fragte ich.
    »Er hat das Zeitliche gesegnet«, antwortete Colum gelassen. »Ein Fieber hat ihn binnen einer Woche dahingerafft. Seitdem haben wir keinen Heiler mehr - außer Mrs. FitzGibbons.«
    »Sie scheint sehr tüchtig zu sein«, sagte ich und dachte daran, wie effizient sie Jamies Verletzungen behandelt hatte.
    Colum nickte, nach wie vor mit seinen Vögeln beschäftigt. Er verteilte den Rest der Körner, bevorzugte mit der letzten Handvoll einen blaugrauen Waldsänger, der als Nachzügler kam.
    »O ja. Sie versteht sich auf diese Dinge, aber sie hat schon mehr als genug zu tun. Sie führt die Wirtschaft auf der Burg und befehligt alle - einschließlich meiner selbst«, sagte Colum und lächelte plötzlich.
    Ich erwiderte das Lächeln, und er schlug seinen Vorteil daraus. »Gegenwärtig ist Ihre Zeit wohl nicht besonders ausgefüllt«, fuhr er fort. »Möchten Sie also einen Blick auf Davie Beatons Hinterlassenschaft werfen? Vielleicht wissen Sie mit seinen Arzneien etwas anzufangen.«
    »Nun … warum nicht?« Tatsächlich begann mich die Runde zwischen Garten, Vorratskammer und Küche bereits zu langweilen. Ich war neugierig auf das Handwerkszeug des seligen Mr. Beaton.
    »Angus oder ich - wir könnten die Dame hinunterführen, Sir«, schlug der Bediente ehrerbietig vor.

    »Bemüht euch nicht, John«, sagte Colum. »Ich werde es Mistress Beauchamp selbst zeigen.«
    Als er dann die Treppe hinunterstieg, geschah es langsam und offenkundig unter Schmerzen. Doch ebenso offenkundig wollte er keine Hilfe, also bot ich ihm auch keine an.
    Das Sprechzimmer des verstorbenen Beaton befand sich in einem abgelegenen Winkel der Burg, hinter der Küche. In unmittelbarer Nähe war nichts als der Friedhof, auf dem der ehemalige Bewohner des Raumes nun ruhte. Der kleine, schmale Raum war in die Außenmauer der Burg gebaut und hatte folglich nur eine Schießscharte als Fenster, die hoch oben lag, so daß der dünne Sonnenstrahl schräg hereinfiel und die Düsternis zwischen der gewölbten Decke und dem Boden durchschnitt.
    Ich spähte in die schummrigen Ecken des Zimmers und erkannte einen hohen Apothekenschrank mit

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