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Feuer Und Stein

Titel: Feuer Und Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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offiziell zu erwachen. Gähnend setzte ich mich auf, streckte mich und rieb mir ostentativ die Augen.
    »Mmmm. Ich bin wohl eingeschlafen«, sagte ich blinzelnd. Jamie hatte ziemlich rote Ohren und beschäftigte sich übertrieben eifrig damit, die Reste des Essens zusammenzupacken. Der alte Alec starrte mich an und schien mich erst jetzt wieder zu bemerken.
    »Interessieren Sie sich für Pferde, Mädchen?« fragte er. In Anbetracht der Umstände konnte ich schwerlich nein sagen. Nachdem ich also bestätigt hatte, daß ich diese Tiere höchst aufregend fand, wurde ich mit einem detaillierten Vortrag über das Füllen in der Koppel verwöhnt, das nun dösig dastand und gelegentlich mit dem Schweif zuckte, um die Fliegen zu verscheuchen.
    »Sie können jederzeit kommen und zuschauen, solange Sie die Pferde nicht ablenken, Mädel«, sagte Alec zu guter Letzt. »Die müssen arbeiten, verstehen Sie?« Das war ein deutliches Schlußwort, aber ich hielt die Stellung und besann mich auf den eigentlichen Grund meines Besuches.
    »Ja, nächstes Mal werde ich aufpassen«, versprach ich. »Aber bevor ich auf die Burg zurückkehre, möchte ich mir noch Jamies Schulter ansehen.«
    Alec nickte bedächtig, doch zu meiner Verwunderung lehnte Jamie ab.
    »Das muß noch eine Weile warten, Mädel«, sagte er, wobei er meinem Blick auswich. »Gibt viel zu tun heute; später vielleicht, nach dem Abendessen, ja?« Das schien mir sehr seltsam; Jamie hatte es zuvor nicht eilig gehabt, sich wieder an die Arbeit zu machen. Doch ich konnte ihn nicht zwingen, sich von mir umsorgen zu lassen. Achselzuckend erklärte ich mich bereit, mich nach dem Abendessen mit ihm zu treffen, und wandte mich bergauf, zurück zur Burg.

    Unterwegs dachte ich über die Narbe an Jamies Hinterkopf nach. Es war keine gerade Linie, wie sie von einem englischen Breitschwert herrühren würde. Die Narbe verlief gebogen, als käme sie von einer krummen Klinge. Von einem Axtblatt vielleicht, einem Lochaber-Beil? Aber meines Wissens hatten nur die schottischen Clans diese mörderische Waffe geführt - nein, führten sie, berichtigte ich mich.
    Erst als ich fast bei der Burg war, dämmerte es mir. Für einen jungen Mann auf der Flucht, der viele Feinde hatte, war Jamie mir gegenüber, einer Fremden, bemerkenswert vertrauensselig gewesen.
     
    Ich ließ den Korb in der Küche und ging ins Sprechzimmer des verstorbenen Beaton, das jetzt, nach dem Wirken von Mrs. FitzGibbons’ energischen Helferinnen, tadellos sauber war. Selbst die vielen Gläser im Schrank blinkten und blitzten im matten Licht.
    Ich begann mit dem Schrank, denn da stand mir bereits ein Verzeichnis der Heilkräuter und Arzneien zur Verfügung. Am Abend zuvor hatte ich, bevor mich der Schlaf übermannte, in dem blauen Folianten geblättert, den ich aus dem Sprechzimmer mitgenommen hatte. Es war Des Arztes Handbuch , eine Sammlung von Rezepten zur Behandlung von diversen Krankheiten, und die Zutaten dafür waren offenbar im Schrank zu finden.
    Das Werk gliederte sich in mehrere Kapitel: »Bitterlinge, Latwergen und Brechmittel«, »Pastillen und Pulver«, »Pflaster und die Wirkungen derselben«, »Absude und Gegengifte« sowie »Abführmittel«.
    Ich las mir einige Rezepte durch und erkannte, warum Davie Beaton bei seinen Patienten keine allzu großen Erfolge hatte verzeichnen können. »Gegen Kopfschmerzen nehme man einen Pferdeapfel, trockne ihn sorgfältig, zermahle ihn zu Pulver und trinke dieses, in warmes Bier eingerührt«, stand da zum Beispiel. »Gegen Schüttelkrämpfe bei Kindern appliziere man fünf Blutegel hinter dem Ohr.« Und ein paar Seiten weiter: »Bei Gelbsucht leistet ein Absud aus Schöllkrautwurzel, Gelbwurz und dem Safte von Oniscus treffliche Dienste.« Ich klappte das Buch zu und staunte über die stattliche Zahl von Patienten, die, den peniblen Aufzeichnungen des verstorbenen Heilers zufolge, nicht nur die Behandlung überlebt hatten, die er ihnen angedeihen ließ, sondern tatsächlich von ihren Leiden genesen waren.
    In der ersten Reihe stand ein großes braunes Glas, das mehrere
verdächtig aussehende kugelförmige Gebilde enthielt, und in Anbetracht von Beatons Rezepten hatte ich eine recht genaue Vorstellung davon, was dies sein mochte. Ich drehte das Glas um und las triumphierend das Etikett: PFERDEDUNG. Da eine solche Substanz durch längere Lagerung nicht unbedingt besser wurde, stellte ich das Glas ungeöffnet beiseite.
    Weitere Recherchen ergaben, daß PURLES OVIS der

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