Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
hätte er darum gegeben, wenn dies die Wahrheit wäre. Doch das ist leider unmöglich! Wie soll alles gut werden, wenn er nicht die Kraft besitzt, dafür zu sorgen, weil er viel zu sehr im Arsch ist, um sich um Josie zu kümmern, so wie sie es verdient! Er hat sich bemüht sie zu retten und versagt! Wie üblich! Aus welchem Grund auch immer sie noch lebt, es ist mit Sicherheit nicht sein Verdienst! Sie ist so zart und gut, er so verdammt schlecht. Ohne das geringste Recht dazu hat er sie in seine dunkle Welt gezerrt, und jetzt zahlt sie den Preis dafür. Weil er nicht stark genug ist, sie gehen zu lassen. Denn das wäre sein Ende.
Also tut Andrew das, was er schon immer am besten konnte: heulen.
Er weint wegen seiner Mom und seinem kleinen Engel, weil er so verflucht müde ist und alle Anstrengungen, es gut zu machen, nur zu seinem nächsten Versagen geführt haben. Vierundzwanzig Jahre lang hat er es versucht und scheiterte am Ende doch. Er ließ sie damals sterben, beobachtete alles feige und tat nichts – und heute ist er nicht einen Deut besser gewesen.
Was ist er nur für ein Arsch!
Nach einer Weile will sie seine Hände wegziehen, aber Andrew muss ihr diesen Anblick auf jeden Fall ersparen. Andernfalls wird sie den Versager in seinen Augen finden und erkennen, dass er ein Muttermörder – was er wirklich – ist.
Doch sie lässt nicht locker und irgendwann stirbt sein Widerstand. Bleibt ihm eine Wahl? Sie wird es am Ende ja sowieso erfahren und gehen. Denn sie möchte leben, und wenn sie ihn nicht aufgibt, ist sie zum Tode verurteilt. Resigniert wartet er auf die zwangsläufige Reaktion, doch sie wirkt nur noch besorgter als zuvor, als sei er derjenige, der Hilfe braucht und nicht sie!
Was für ein Witz!
Schließlich versiegen die Tränen, selbst ein fünffaches Arsenal ist über kurz oder lang verschossen. Es nimmt nur etwas mehr Zeit in Anspruch.
»Wirst du mir irgendwann sagen, was passiert ist?«, erkundigt sie sich leise.
Wird er? Nein! Niemals! Niemand hat das jemals erfahren, und Josie wird er garantiert nicht davon erzählen. Er kann alles ertragen, aber nicht, dass sie ihn hasst. Doch in diesem Moment schwört Andrew sich, das letzte Mal versagt zu haben. Egal was es ihn kostet, von nun an wird er auf sie aufpassen. Es ist ganz einfach: Genau genommen ist er bereits seit vierundzwanzig Jahren tot, sein Sterben war beschlossene Sache. Sie ist der Grund, weshalb er noch am Leben ist. Ein anderer fällt ihm beim besten Willen nicht ein.
Das muss es sein!
Josie ist seine Chance, den Fehler und die erbärmliche Feigheit von damals auszubügeln. Gelingt es ihm nicht für sie zu sorgen und ihr dabei zu helfen, glücklich zu sein, dann gehört sein beschissener Arsch ohnehin in die Hölle, und er wird keine Sekunde lang zögern, sich auf den Weg dorthin zu begeben.
»Josie«, wispert er mit belegter Stimme und lässt zaghaft eine Fingerspitze über ihre Wange gleiten. »Ich schwöre, ab sofort wird immer ein Hemd von mir in der Waschküche sein. Zur Not erkläre ich das zum Verfassungszusatz. Aber bitte, bitte, tu mir das niemals wieder an. Bitte!«
Das kann ich nämlich nicht ertragen, weißt du? Ich liebe dich. Du bist alles, was ich habe!
Dann umarmt er sie und schließt erschöpft die Lider.
Verdammt, er ist so müde ...
Neun
Freitag, 19. März
V erdammt, sie ist so süß!
Noch nie hat ihn eine Frau derart erregt. Allein diese Haut! Es gibt nicht die geringste Unreinheit. Nichts. Kein Leberfleck, keine Narbe. Nur diese ebenmäßige seidige Hülle. Sie besitzt ausnehmend schmale Schultern – klar, sie ist ja überhaupt ziemlich schmal. Dieses endlos lange, dunkle Haar auf der weißen Haut hat schon was!
Hmmm!
Sein Blick wandert an ihr hinab, verweilt bei den straffen, kleinen – oh, nicht zu kleinen – Brüsten. Verdammt! Das ist es! Er will sie berühren. Sofort und immer wieder ...
Er lächelt sie an und ihre großen Augen lächeln zurück. Sie begehrt ihn auch! Das steigert seine Erregung nochmals um etliche Prozente. Er fixiert ihre hellen, rosa Lippen und neigt den Kopf. Erwartungsvoll teilen sie sich ... er schließt die Lider, weil er weiß, dass er sie gleich küssen wird. Jetzt trennen sie nur noch Millimeter und dann spürt er ...
NICHTS!
Fassungslos sieht er sich um und erblickt genau das.
NICHTS!
Sie ist fort!
FORT!
»JOSIE!«
Ruckartig wacht Andrew auf.
Es ist still im Raum, nur sein Keuchen ist zu vernehmen und – natürlich – seine Wangen sind nass! Oh
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