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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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gelingt ihm, einige Male tief Luft zu holen, bevor er wieder spricht. »Miss Kent?« Über ihre unbefangene Miene kann er sich derzeit nicht freuen. »Fühlen Sie sich wieder gut?«
    »Ja, Sir.«
    »Möchten Sie einen Arzt aufsuchen?«
    »Nein, Sir.«
    »Dann empfehle ich Ihnen, sich an Ihre Arbeit zu begeben.«
    Josephine nickt sichtlich verwirrt. »Ja, Sir.«
    Als sie aufsteht, distanziert er sich um einen weiteren Schritt, hält sich von allem, was ihm gefährlich werden könnte, tunlichst fern. Sie wirkt wie eine Sirene, die ihn selbst jetzt mit ihrer gesamten Erscheinung zu rufen scheint: das endlose, unendlich dichte Nixenhaar, die Augen, die ihn zwar momentan nicht betrachten, von deren Existenz er leider dennoch weiß. Dann diese langen Beine und das darüber: Der Rock ist exakt auf Figur geschnitten, und verdammt, die Frau hat Figur!
    Andrew gestattet sich keinen erneuten Blick zu ihr, sondern begibt sich hinter seinen Schreibtisch, denn hier ist sein Platz!
    Genau das! Goldig, dass dir das endlich aufgeht! Sieh zu, dass du sie entfernst! Betonschuhe, Müllsack, Sudantrip – egal! Nur raus hier, du Pussy!
    »Sir?«
    Bevor er es verhindern kann, hat er aufgesehen, und der DS lässt ein lautes Knurren verlauten. »Ja?«
    »Wegen der Kleidung und dieser Schuhe ...« Sie senkt die Lider. »Ich erstatte Ihnen den Betrag, sobald ich meinen ersten Scheck ...«
    Ist das ihre verdrehte Vorstellung von Humor? »Raus!«
    Ihr Kinn fliegt in die Höhe, und obwohl die Wangen augenblicklich jede Farbe verlieren, scheint sie fest entschlossen. »Nein, Sir! Ich möchte das jetzt bitte klären!« Und dann geschieht das, was das Fass zum Überlaufen bringt: Das Mädchen schließt die bereits geöffnete Tür und nähert sich seinem Tisch. Hat er sie nicht soeben unmissverständlich aus dem Büro gewiesen?
    »Raus!« Das kommt sehr leise.
    Miss Kent bleibt, wo sie ist. »Sir, ich muss wirklich darauf bestehen ...« Sie wird immer blasser, die Lippen beben, ihre gesamte Erscheinung offenbart pures Entsetzen, doch sie weicht keinen Zentimeter zurück.
    Langsam erhebt er sich, der starre Blick verlässt sie nicht. »Hinaus!«
    »Sir, aber ich möchte das klären ...«
    Andrew tritt um den Tisch.
    »... ich kann das unmöglich ...«
    Als er drohend auf sie zugeht, setzt sie sich rückwärts in Bewegung. Die kleinen Hände sind erhoben und zeigen offen in seine Richtung ...
    »... annehmen ...« Ihre Augen weiten sich vor Schreck … »... das ist nicht meine Art ...« Mit nach vorn geneigtem Kopf treibt er sie zur Tür. »... Ich muss darauf bestehen, dass ...«
    Das Holz stoppt schließlich ihren Rückzug.
    »... ich … die … entstandenen ... Kosten ... zurückzahlen … darf ...« Die letzten Worte kommen als kaum vernehmliches Hauchen.
    Als ihre Handflächen seine Brust und ihre Nasenspitzen sich beinahe treffen, schluckt sie hörbar. Mit starrem Blick mustert er das Häufchen Elend, das sich für derart stark hält. Gott, er ist so zornig und sie so unvorstellbar süß ...
    Inzwischen strahlen ihre Wangen gleißende Hitze ab, und er spürt ihre Berührung durch das leichte Material seines Hemdes. Ein Faktor mehr, als er verkraften kann. »Verdammt!«, hört er sich murmeln. Ihre Lippenpaare sind so nah, dass nur Millimeter zur Vereinigung fehlen. »Wenn du nicht augenblicklich den Raum verlässt, vergesse ich mich«, haucht er. »Hast du eine ungefähre Vorstellung, was passiert, sollte das eintreffen?«
    Sie schluckt erneut, wagt nicht zu atmen, aber das ignoriert Andrew, der ausschließlich den verlockenden Mund fixiert.
    Dann wendet sie sich blitzschnell um und beginnt, panisch am Türknauf zu zerren. Er tritt zurück, um ihr die Flucht zu ermöglichen, und als sie die Tür hinter sich geschlossen hat, betrachtet er für einen langen, verwirrten Moment das Holz.
    Schließlich wirft er seinen Kopf in den Nacken und lacht leise. Übrigens auch etwas, was in diesen Räumlichkeiten und darüber hinaus in allen anderen, in denen er sich innerhalb der vergangenen knapp fünfundzwanzig Jahre aufhielt, so noch nie vorgefallen ist.
    Okay, Miss ich habe keine Ahnung, mit wem ich mich gerade angelegt habe, Kent.
    Die Runde geht an ihn.

    Wieder an seinem Schreibtisch versucht Andrew, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Allerdings will ihm das nicht so recht gelingen, denn die Statistiken und Diagramme erscheinen ihm mit einem Mal so … sinnlos.
    Norton, du Made! Reiß dich zusammen und komm zu dir!
    Er bemüht sich, ertappt

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