Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
nicht bereit, aufzugeben. »Kein Grund, sich aufzuregen. Nichts passiert! Sieh mich an!«
»Nein!«
»Bitte versuch es wenigstens.« Ihm entgeht nicht, dass sie inzwischen etwas ruhiger ist. Widerstrebend gehorcht sie, und er holt tief Luft. »Ich schwöre dir, ich habe dich nicht belogen. In keiner einzigen Beziehung. Alles, was ich dir sagte, entsprach der reinen Wahrheit. Ich will nur, dass du das weißt.«
Sie schluckt hörbar.
»Ich würde es dir so gern beweisen. Doch das kann ich nicht. Also bitte, bitte glaub mir, dass ich nicht die Absicht habe, dir wehzutun ...«
»Aber du hast gesagt ...«, fährt sie auf.
»Weil es stimmt! Ich bemerkte auch, dass ich dich nicht belügen werde. Und es wird nun einmal etwas unangenehm ...«
Das war der falsche Ansatz. Denn sofort ist sie wieder laut. »Unangenehm! Eben war es noch Schmerz. Jetzt bist du schon bei unangenehm! Fällt dir gar nicht auf, dass du dir die Realität schön redest? Ich glaube dir, dass du nicht wirklich jemanden verletzen willst. Mich auch nicht. Aber das wirst du! Es wäre am besten, wenn du das einfach akzeptierst! Es geht nun einmal nicht ohne das! Warum siehst du das nicht ein? Du kannst doch überhaupt nicht wissen, wie es sich anfühlt!«
›Ruhig, Andrew! Sie redet völlig wirr. Sie nimmt drei Worte und bastelt sich daraus ihre eigene Logik. Du hast keine Chance, sie jetzt zu überzeugen. Sie wird dir nicht glauben, egal was du sagst. Zur Not wird sie jeden Satz analysieren und auseinander pflücken, um dich der Lüge zu überführen. Vergiss es!‹
Er schluckt und drängt den Zorn zurück und daneben all das, was er ihr gern mitteilen will. Zum Beispiel, dass ihm nicht entgangen ist, wie schnell ihr Herz geklopft hat, während er erzählte. Und auch nicht, wie hektisch ihr Atem auf einmal ging. Es hat ihr gefallen und sie unter Garantie erregt! Das steht so fest wie die Tatsache, dass er kurz davor gewesen ist, sich auf sie zu stürzen und seine Worte in die Tat umzusetzen. Aber eher wird die Welt untergehen, als dass sie das zugibt. Und daran kann er im Moment nichts ändern.
Das muss Andrew akzeptieren, bevor die Situation wieder eskaliert, und das wird sie. Denn dies ist das einzige Thema, bei dem Josie nicht nur aggressiv, sondern tobsüchtig reagiert. Sie verweigert sich allem, was in diesem Zusammenhang positiv sein könnte, leugnet jede andere Wahrheit als ihre eigene, so irreale. Und zwar mit Händen, Füßen, Zähnen und scharfen Fingernägeln. Sie wird zu einer Furie! Wann immer die Gefahr besteht, dass es ihr gefällt, dreht sie durch! Es ist nur ein flüchtiger Gedanke, doch er weiß sofort, dass er damit den Nagel auf den Kopf getroffen hat. So war es im Auto, auch vorhin, als er sie küsste und eben wieder.
Sie blockiert ihr eigenes Verlangen! Geht es noch verrückter? Gönnt sie sich kein Vergnügen, hasst sich vielleicht oder bestraft sich für irgendetwas?
Andrew hat keine Ahnung, wie viele ihrer Anfeindungen er über die bereits geschehenen hinaus ertragen kann, bevor er selbst die Kontrolle verliert. Seine Selbstbeherrschung erfreut sich derzeit nicht gerade ihrer Bestform und deshalb holt er tief Luft. »Wie wäre es mit Frühstück? Es ist fast sieben.«
Sie blinzelt und mustert ihn verblüfft, als sie antwortet, öffnen sich ihre Fäuste jedoch ein wenig. »Okay. Was möchtest du essen?« Völlig normal. Verhalten, gelassen, beinahe etwas devot. Kaum haben sie das Thema gewechselt, verschwindet der Drachen.
»Oh, ich weiß nicht.« Er lässt sie nicht aus den Augen. »Ei mit Speck, denke ich.«
Sie nickt. »Das würde ich gern übernehmen ...«
Auch er bejaht knapp und kommt sich langsam vor, wie in einem mies gespielten Drama. »Das wäre ausnehmend nett. So kann ich mich in der Zwischenzeit anziehen ...«
»Ja. Dann bis gleich.« Damit stürzt sie zur Tür.
Andrew wartet, bis sie hinter ihr geschlossen ist. Sicher ist sicher. Denn Josie ist total entgangen, wie verdammt begeistert er von seiner Fantasie war. Und zwar so sehr, dass sein Entzücken unvermindert anhält, wie er stöhnend feststellt.
Mit einem leisen Seufzen erhebt er sich umständlich aus dem Bett. Nein, also einfach gestaltet sich sein Leben momentan bestimmt nicht. Er muss sich beeilen, um Josie nicht zu lange allein zu lassen. Nicht, dass sie am Ende verschwunden ist.
Diese Vorstellung agiert wie ein Stromstoß.
Umgehend befindet er sich im Bad.
Das Thema wird nicht wieder erwähnt.
Weder beim Frühstück noch danach, als
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