Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Schlafzimmer betritt, geht es ihm bereits bedeutend besser.
Das Gefühl, wenigstens ein wenig Ordnung in das Chaos, zu dem sein Dasein verkommen ist, gebracht zu haben, besitzt heilsame Fähigkeiten. Prompt kommt er sich nicht mehr wie ein vollendeter Versager vor. Er hat etwas Nützliches, Abrechenbares getan, was seine Niederlage von heute Abend garantiert nicht wettmacht, ihn jedoch zumindest in die korrekte Richtung lenkt. Nun ist auch auf der Haben Seite ein Posten vermerkt und er ist ruhig, zufrieden und müde, obschon er weiß, dass er nicht viel Schlaf bekommt, bevor ihn sein Traum unsanft wecken wird. Doch morgen ist Sonntag, die Konsequenzen daher nicht allzu verheerend.
Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hat, macht er sich nicht die Mühe das Licht einzuschalten. Er begibt sich unter die Dusche – das ist ein bisschen beschwerlich wegen seines Verbandes – streift sich T–Shirt und Unterhose über und tritt an sein Bett.
Erst jetzt bemerkt er, dass sich dort bereits jemand befindet. In einem seiner Hemden – diesmal muss sie sich an den frischen bedient haben – träumt, wie eine Katze zusammengerollt, Josie Kent, ihres Zeichens Inhalt seines Lebens. Lächelnd legt er sich zu ihr, umarmt sie behutsam und küsst ihre Stirn. Sie schlingt einen Arm um seinen Hals und kuschelt sich an seine Brust.
Das ist es, nicht wahr? Mehr will er überhaupt nicht. Alles darüber hinaus ist Luxus. Und den mag er ohnehin nicht besonders.
Mit dem Gedanken, dass seine Nacht unter den gegebenen Umständen vielleicht doch nicht zu rasch vergehen und Johnson eine Gehaltserhöhung bekommen wird, schläft er kurz darauf ein.
Der Deal
Sonntag, 21. März.
Als er die Lider aufschlägt, ist es bereits hell.
Entferntes Vogelzwitschern ist zu hören und durch das Fenster erblickt er ein kleines Quadrat des wolkenlosen Himmels Floridas. Wie idyllisch! Doch kaum hat Andrew zum Wecker gesehen, ist ihm schlagartig übel.
10:00 AM
Verschlafen!
Erst jetzt fällt ihm ein, dass Sonntag ist und sein Brechreiz legt sich ein wenig. Als Nächstes realisiert er, dass niemand neben ihm liegt.
Scheiße!
Gerade will er aus dem Bett springen und sich auf die panische Suche begeben, als sich die Zimmertür öffnet und Josie eintritt, mit strahlenden Augen, offenem Haar, langen Beinen in einer weißen kurzen Hose und hellblauem T–Shirt, das atemberaubend eng sitzt.
Perfekt.
Noch makelloser macht ihr Äußeres jedoch das Tablett, das sie vorsichtig jongliert. Andrews Angst, es könnte in letzter Sekunde schief gehen, erweist sich als unbegründet. Mutig balanciert sie weiter und vollbringt tatsächlich das Kunststück, das Teil unbeschadet bis zu ihm zu bringen. Er hat sich inzwischen aufgesetzt und sie stellt es behutsam auf seinen Schoß. Wow! Nie zuvor in seinem ganzen Leben hat Andrew im Bett gefrühstückt!
Wie auch? Im Dunkeln, mit Atemnot, ist das mit Sicherheit kein besonderes Erlebnis. Gut, er hatte den DS als Gesellschaft, also kann von allein keine Rede sein ...
Schon wird ihm wieder übel. Der DS! Verdammt!
Doch der befindet sich grinsend in der Ecke.
Amüsier dich ruhig mit deinem neuen Spielzeug. Unsere Verabredung heute Abend steht! Dein Büro ...
Eifrig hebt und senkt Andrew den Kopf. Natürlich.
Josie ist zu ihm geklettert und küsst ihn vorsichtig. »Guten Morgen!«
Er widersteht dem Wunsch, sie zu sich hinab zu ziehen und ihr zu zeigen, was er unter einem Sonntag–Frühstück–Im–Bett–Kuss versteht. Stattdessen nickt er artig. »Guten Morgen. Woher weißt du, dass ich gerne Waffeln esse?«
»Jeder mag sie«, erwidert sie schulterzuckend.
Andrew lacht, doch dann runzelt er die Stirn. »Wann bist du denn aufgestanden? Das muss dich Stunden gekostet haben.«
»Halb neun«, sagt sie nach flüchtiger Überlegung.
Und er hat noch mehr als neunzig Minuten weiter geschlafen, ohne zu bemerken, dass sie fort ist. Das passt ihm ganz und gar nicht.
Doch bevor er Gefahr läuft, sich diesem unangenehmen Gedanken zu widmen, macht er sich unter Josies kritischem Blick über die Waffeln her. Er hat keine Ahnung, was genau sie sieht, aber es scheint ihr zu gefallen.
Kaum ist er fertig, greift sie nach dem Tablett und will das Zimmer wieder verlassen. Und das ist dann selbst für Andrew zu viel. Ganz bestimmt kann er devoten Frauen etwas abgewinnen, solange die Tendenz nicht überwiegt, was es derzeit tut. Mit einem Satz springt er auf und nimmt ihr das Geschirr ab.
»Nein!«
Josie verdreht die Augen.
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