Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
erscheint keine Furie. »Ich hatte getrunken ...«
»Ja, Alkohol enthemmt, doch er steigert nicht dein Verlangen! Das ist kein Aphrodisiakum. Er macht dich nur ... mutiger . Deine Gefühle wirst du damit nicht beeinflussen, sondern verhilfst ihnen nur an die Oberfläche. Ich habe verdrängt, wie groß deine Angst ist. Das war mein Fehler. Ich ließ mich von dir mitreißen ...« Bitter lacht er auf. »Okay, ich gebe zu, dazu gehört nicht viel. Ich hätte aufpassen müssen, aber ich versagte und deshalb wärst du wieder beinahe gestorben. Das tut mir unendlich leid. Was mir absolut nicht leidtut, ist, dass ich dich begehre. Und noch weniger bedaure ich, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Zumindest gestern ...«
Plötzlich kommt ihm ein Gedanke und er mustert sie kalkulierend. Sie will Beweise? »Atme für mich, Josie.«
Sie verdreht die Augen und gehorcht.
»Noch einmal!«
Josie wiederholt das Manöver.
»Fantastisch.« Er schaut sie forschend an und dann senkt sich sein Mund auf ihren. Was nun folgt, ist der verführerischste, sinnlichste, leidenschaftlichste Kuss seiner Karriere. Sie wehrt sich nicht, reagiert jedoch zunächst auch nicht. Aber schließlich teilen sich ihre Lippen, was alles ist, was er braucht. Andrew taucht in die süße Tiefe hinab, liebkost sie, schmeckt sie, gibt alles, was er zu geben hat und nimmt sich das Gleiche. Eine Hand hält zärtlich ihr Kinn, mit der anderen stützt er sie. Und er träumt bei diesem unvorstellbaren Kuss, genießt ihn, wie keinen zuvor, hütet sich allerdings, tatsächlich zu vergessen. Nach zwei Minuten bricht ihr Widerstand, leise seufzt sie auf und schmiegt sich an ihn, was für Andrew bedauerlicherweise das Kommando ist, dieses wunderbare Erlebnis zu beenden. Er lehnt den Kopf zurück und betrachtet ihre glänzenden, von Erregung umwölkten Augen. »Du willst mich.« Eilig räuspert er sich, um das Raue – männlich Erregte – aus seiner Stimme zu verbannen. »Und wenn du dich noch so sehr dagegen wehrst. Ich werde warten bis du bereit bist und dich nur immer wieder daran erinnern, was genau du begehrst ...«
»Niemals«, wispert sie und auch in Josies Ton schwingen die Echos des soeben Erlebten mit.
Andrew lächelt. »Bald.«
Niemand senkt die Lider, als sie einander ein stummes Versprechen geben:
Und wenn du dir noch so viel Mühe gibst, niemals wirst du mich dazu bringen. Niemals!
Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, Baby. Du wirst darum betteln, verlass dich darauf!
Jeder ist entschlossen zu siegen und am Ende senken die beiden gleichzeitig den Blick.
Der Rest des Sonntags verläuft in angespanntem Schweigen.
Sie halten sich nicht mehr lange im Wald auf, denn so langsam geht Andrew das idyllische Gebrüll der Vögel ziemlich auf die Nerven.
Es passt nicht zu ihnen, sie gehören in kein Paradies. Flüchtig fragt er sich, ob er das Thema lieber nicht angeschnitten hätte, zumal ungewiss ist, ob er sich jetzt, nachdem er ihre Meinung so exakt kennt, unbedingt besser fühlt. Doch hätte er dieses Gespräch vermieden, wäre es unweigerlich immer wieder zu Katastrophen wie am vergangenen Tag gekommen. Spätestens, wenn sie ihre innere Blockade für einen kurzen, unwachsamen Moment aufgibt. Josie betreibt eindeutig Verweigerung. Aus irgendeinem Grund, der ihm absolut schleierhaft ist, betrachtet sie es als Verbrechen, ihren Sehnsüchten nachzugeben. Andrew ist nicht wirklich das Problem für sie – der ist ein Schwein und er wird immer eines bleiben. Nein, hier geht es eher um die Frage, ob Josie sich auch auf die Seite der stinkenden Allesfresser begibt oder standhaft den Beitritt verweigert. Koste es, was es wolle. Und es kostet sie eine ganze Menge, so viel ist sicher.
Was er bezahlt? Er hat keine Ahnung. Was löst das Bewusstsein in ihm aus, dass die Frau, die er liebt, eher stirbt, als einzugestehen, dass sie ihn will und ihren Begierden nachzugeben? Dass sie ihn anbettelt, sie zu missbrauchen, damit ihr krankes, verzerrtes Männerbild nicht beschädigt wird? Wahrscheinlich freut sie sich bereits darauf, die Märtyrerrolle einzunehmen. Er sieht es bildlich vor sich. Andrew, der gefallene Held, der seinen brutalen Trieben am Ende doch gefolgt ist. Und sie, die ihm mit mildem Verständnis vergibt und stumm die Qualen erträgt ...
Ja, er nimmt an, so in etwa hat Josephine sich das vorgestellt. Dabei kommt ihm der Gedanke, dass es möglicherweise dann anders laufen könnte, dass sie sich nicht in ihre Anfälle flüchten, sondern schweigend
Weitere Kostenlose Bücher