Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Laufsteg umfunktionierten Konzerthalle herrscht exakt das Chaos, mit dem er gerechnet hat. Scheinbar ist die gesamte Schickeria Floridas eingetroffen, um die Werke der Youngsters zu begutachten und ihr Urteil zu fällen. Bedauernd schiebt Andrew das Mädchen von seinem Schoß und setzt es an die Seite, die zum Gehweg zeigt.
Die Bodyguards warten nicht bis Johnson die Tür geöffnet hat, sondern übernehmen das selbst. Beide bedenken Josie mit einem knappen Nicken – Dr. Sebastian der Bär grinsend, natürlich – und gesellen sich an ihre Flanken. Sie erträgt es mit erstaunlicher Gelassenheit, genau wie das Blitzlichtgewitter, das einsetzt, sobald sie sich dem Eingang nähern. Andrew legt einen Arm um ihre Schultern und ignoriert wie gewohnt die Fotografen: Sie sind lästig aber unumgänglich. So überzeugt er diesem grauenvollen gesellschaftlichen Treiben auch für gewöhnlich aus dem Weg geht, manches lässt sich leider nicht vermeiden. Wie beispielsweise die Notwendigkeit, der Öffentlichkeit hin und wieder ein Bild zu schenken. Nach mehr als fünf Jahren kennen sie sich – die Journalisten und Andrew. Sie wissen, dass Norton nicht posiert und ihm ist klar, dass sie ihn deshalb umso häufiger ablichten. Was bis zum heutigen Tag darüber hinaus feststand, ist, dass er, wenn überhaupt, ohne weibliche Begleitung auftritt. Weshalb das Blitzlichtgewitter noch irritierender als üblich ausfällt.
Und als sie endlich nach drinnen gelangen, schaut Josie zu ihm auf. »Wieso hast du mir das nicht vorher gesagt?«, murmelt sie, offensichtlich tödlich verlegen.
»Warum sollte ich?«
»Weil ich dann doch nach Hause gefahren wäre, um mich umzuziehen!« Ihr Raunen gerät stetig leiser und verschwörerischer.
Er lächelt. »Sie sind perfekt, Miss Kent. Perfekt!«
»Ja, klar«, grummelt die kaum hörbar. Er nimmt ihre Hand und sie folgt ihm in das Getümmel – Sebastian und Demetri stets an ihrer Seite.
Das Erste, was Andrew registriert, ist der Kobold. Okay, zuerst hört er dessen Schrei und erblickt ihn kurz darauf. Er liebt seine Schwester, aber darüber hinaus sympathisch macht sie, dass es ihr schon immer schnurzegal war, wo sie sich befindet. Es existiert nur eine Julia – keine Zwanzig. Aufgeregt tanzt und hüpft sie auf ihn zu, bringt dabei einen Kellner mit einem Tablett voller Champagnergläser in ziemliche Bedrängnis und stürzt sich wenige Herzschläge später in seine Arme. »Ihr seid gekommen!«
»Hattest du daran gezweifelt?«
Sie schnaubt. »Ich habe dir innerhalb der letzten zehn Jahre ungefähr zweihundert Einladungen zu den verschiedensten für mich lebenswichtigen Anlässen geschickt. Genau zu dreien bist du aufgetaucht!«
Er küsst ihre Nasenspitze. »Schlummerpartys mit deinen Freundinnen, denen du deinen Bruder präsentieren willst, betrachte ich nicht als lebenswichtigen Anlass. Ich war bei deinem Highschool Abschluss, deinem College Abschluss und ich erscheine bei deiner Einführung in die Welt der Modewelt. Das sind deine drei lebenswichtigen Anlässe bisher. Und ich ignorierte nicht einen davon.«
Sie streckt ihm die Zunge heraus, doch dann hellt sich ihre Miene auf. »Josie!«
Die grinst. »Hey!«
Erst jetzt bemerkt Julia Sebastian und Demetri. »Hey!«, quietscht sie. Der Rotschopf bewahrt die Contenance und nickt knapp, allerdings präsentiert der Grizzly eine sympathische Grimasse. Mit fragend erhobener Braue mustert sie ihren Bruder, geht jedoch gleich zum nächsten Thema über, als der kaum merklich die Augen weitet. »Austin ist auch schon eingetroffen«, informiert sie ihn tadelnd. »Ich hasse es, wenn du dich einmischst ... trotzdem ... danke.«
»Gern geschehen.«
»Ich muss hinter die Bühne«, verkündet sie als Nächstes gewichtig. »Meine Models sollen sich selbst schminken, aber du weißt ja, wie sie sind ...« Entnervt schüttelt sie den Kopf.
Andrew würde darauf wetten, dass Julia nicht die geringste Ahnung hat, wie Models sind, dennoch bleibt er ernst. »Selbstverständlich, Kleines. Geh nur!«
Im Nu ist sie wieder verschwunden – irgendwo in dem Menschenmeer, das sie umgibt. Als ein Kellner mit einem Tablett an ihnen vorbei wogt, nimmt er zwei Gläser und reicht Josie eines davon.
»Was ist das?« Argwöhnisch fixiert sie die perlende Flüssigkeit.
»Eine äußerst tödliche Mischung. Hochgefährlich und garantiert mit diversen Giften versetzt.«
»Andrew!«
»Champagner«, erklärt er verhalten.
»Oh!«
»Ja, oh!«
Enkel Austin und Claudia kommen auf
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