Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
sie zu. Als sie noch dreiMeter entfernt sind, erstarrt seine ältere Schwester und Schlampe und reißt die Lider auf. Andrew benötigt genau fünf Sekunden, um zu begreifen, was vor sich geht. Hargreve scheint eine etwas längere Leitung zu besitzen. Er hat einen Arm um sie gelegt und ihm ist offensichtlich entgangen, dass sie nicht mehr läuft. Denn er wird ziemlich unsanft von ihr zurückgezerrt.
Mit gerunzelter Stirn betrachtet Andrew die schlanke, grell geschminkte, billig wirkende Rothaarige. Dann schaut er in die Richtung, die sie immer noch anvisiert, als hätte sie soeben das achte Weltwunder entdeckt und stöhnt leise auf.
Sie hat ihrer Meinung nach nämlich gerade das achte Weltwunder ausgemacht. Eines, das zum zweiten Mal, seitdem er es kennt, nicht von einem Ohr zum anderen grinst. Claudia hat sich inzwischen wenigstens so weit gefangen, dass sie ihre Position als Rammbock in der Masse aufgibt und langsam zu ihnen tritt. Dort angelangt reicht sie ihrem Bruder die Hand. »Hallo Andrew.«
Einen Blickkontakt gibt es nicht, das Mädchen hat nur Augen für das achte Weltwunder.
»Claudia? Hallo?«
Unter sichtlichen Mühen schenkt sie Andrew ihre Aufmerksamkeit ... halbwegs. »Ja, schön hier«, strahlt sie, als stünde sie unter Drogen. »Wirklich! Ich war mit Austin bereits überall. Eine Menge Leute anwesend, die du nicht unbedingt treffen willst. Hey Josie, wie geht’s? Und wer sind deine Begleiter?« Das alles hat sie in atemberaubender Geschwindigkeit heruntergeleiert, während sie sich zwingt, erst beim letzten Satz wieder zum achten Weltwunder zu schielen.
Andrew verbeißt sich jede entnervte Grimasse und gestikuliert nach rechts. »Das ist Demetri. Bodyguard. Demetri, das sind meine Schwester Claudia Norton und Mr. Austin Hargreve.«
Der Bodyguard nickt – diesmal nicht ganz so knapp – und Andrew kann es kaum fassen: Selbst dieser Mann hat ein Lächeln im Repertoire! Nein! Der Knabe hat keine Ahnung, wen er da anbaggert, sonst würde er sich die Mühe nicht machen. Doch die Freizeitnutte bedenkt ihn ohnehin nur mit einer ungeduldigen Kopfbewegung und muss sich zwingen, für diese Gunst das achte Weltwunder einen flüchtigen Moment mal nicht anzuglotzen. »Demetri ist Finchs bester Mann«, fährt Andrew gelassen fort, obwohl Claudia seinem Vortrag überhaupt nicht lauscht, die hat nur Augen für Mr. achtes Weltwunder.
»Ich bin froh, dass ich ihn zu Josies Schutz habe.«
»Hmmm, hmmm.«
»Dann schlage ich vor, dass wir unsere Stühle aufsuchen ...«
Ihr Kopf schnappt zu ihm herum, und er wird mit dem giftigsten Blick seines Lebens bedacht. Ha!
Josie, die das Drama – nun, tatsächlich ist es wohl eher eine Komödie – bisher reglos verfolgt hat, stößt ihm leicht ihren Ellbogen in die Seite und Andrew gibt sich seufzend geschlagen, obwohl ihm Mr. Sebastian der Bär jetzt schon leidtut. »Ach ja, ich bitte vielmals um Verzeihung. Das ist Sebastian. Demetris Partner.«
Umgehend verschwindet das Toxin und die rothaarige Schlampe wirkt noch etwas bekiffter, während sie Mr. achtes Weltwunder begutachtet. Der grinst immer noch nicht, in Wahrheit scheint der Mann von einer akuten Schockstarre befallen zu sein. Seine sonst mäßig geröteten Wangen sind plötzlich krebsrot, und er verliert kein Wort. »Hallo Sebastian«, haucht Andrews triebgesteuerte Stiefschwester.
Der Bär blinzelt und räuspert sich. »Miss Norton.«
Dann herrscht Schweigen zwischen den beiden, die sich anstarren, als wären sie die zwei einzigen Homo sapiens des Universums – verantwortlich für den Fortbestand der Menschheit. Und so wie Andrew die Sachlage einschätzt, würden sie am liebsten sofort mit ihrer Mission beginnen. Ginge jetzt eine Bombe in der Konzerthalle hoch, wäre vermutlich auch das total uninteressant, was ihn zurück zu dem Grund bringt, weshalb Dr. Sebastian der Bär überhaupt vor Ort ist. Und der ist nichts Geringeres als Josies Schutz. Seinetwegen kann er mit seiner Schwester turteln, Kinder produzieren oder was ihm darüber hinaus in den Sinn kommt – sobald seine Aufgabe hier erledigt ist. Claudias Freunde haben ihn noch nie geschert – sie sind viel zu zahlreich und das Mädchen zu unwichtig und niveaulos. Der Bär wird früh genug dahinter kommen.
»Sebastian?«Der eisige Ton befördert dessen Blut offenbar wieder dorthin, wo es hingehört, denn er schüttelt einige Male wie zum Klären den Kopf. »Sir?«
»Wir möchten dann gern unsere Plätze einnehmen.«
Er nickt und zwingt sich,
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