Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
»Atme für mich!«
Diesmal zeigt sie sich nicht sehr kooperativ, sondern eher entnervt. »Ich finde wirklich, dass du es ein bisschen übertreibst.«
»Ach ja? Findest du das?«, haucht er. »Ich kenne und liebe dich seit genau acht Tagen. Und währenddessen wärst du exakt vier Mal beinahe gestorben. Jedes Mal hat mich mindestens fünf Jahre meiner Existenz gekostet. Glaub mir, ich übertreibe überhaupt nichts, sondern versuche nur, dir das Leben zu retten und meine Lebenserwartung nicht auf dreißig zu senken.«
Seufzend holt sie tief Luft.
»Noch einmal!«, kommandiert er.
Sie gehorcht.
»In Ordnung«, lächelt er. »Ich trage dich jetzt dort hinüber zur Couch und küsse dich. Ist das okay, Miss Kent?«
Ein feuriger Blick und ein »Ja«, sind die Antwort.
»Fein.«
Doch sie wartet nicht, bevor sie das Sofa erreichen. Ihre Lippen erobern seine bereits, als er sich mit ihr noch auf dem Weg dorthin befindet. Und diesmal versagt er auf ganzer Linie ...
Er wird viel zu fordernd als es seinem Plan, zuträglich ist, sie wahnsinnig vor Verlangen nach ihm zu machen. Denn leider hat er dieses Stadium bereits erreicht – er ist wahnsinnig vor Begehren nach ihr und nicht imstande, aufzuhören. Schon ist vergessen, dass es nur ein harmloser Kuss werden sollte, als er sanft ihre weichen Formen streichelt und ihren süßen, so herausfordernden Mund erkundet. Allein der Gedanke, was er alles damit anstellen könnte ... Die Bilder tanzen vor seinem geistigen Auge und treiben ihn weit über den gefährlichen Punkt hinaus. Was würde er dafür geben, es genau in diesem Moment auszuprobieren. Er kann spüren, wie es sich anfühlen würde, wenn sie ihn vollständig in sich aufnimmt, ihre Lippen fest und sicher, ihre Zunge, die mit ihm spielt, ihn an den Rand der Beherrschung treibt ...
Verdammt!
Und auch Josie macht keine Anstalten, die Situation zu beenden. Ganz bestimmt ist das nicht ihr Plan, denn kurz darauf beginnt sie, an seinem Hemd zu nesteln ... und exakt in diesem Moment schreitet er ein – mit unmenschlicher Anstrengung.
»Nein!«
Sie hat sich nicht mehr unter Kontrolle – ihre Miene ist flehend, so bettelnd, dass Andrew unvermutet mit gleich drei überwältigenden Empfindungen zu kämpfen hat:
Er will heulen, ihn hat nämlich noch nie eine Frau so angefleht. Nur leider wird sie sterben, sobald er ihrem Wunsch nachgibt.
Gleichfalls möchte er dringend lachen, weil ihm ihr Versprechen einfällt. Sie ist überhaupt nicht in der Lage zu widerstehen, sondern der gesamten Geschichte ebenso willenlos ausgeliefert, wie er. Nein, willenloser – ihr fehlt die erforderliche Erfahrung, sich zu beherrschen. Die dritte Emotion stellt unwiderstehliche Gier dar. Eine winzige Sekunde lang – nur die, aber er hatte nie zuvor auch nur die entfernteste Vorstellung, wie ausschweifend und intensiv so eine Sekunde werden kann – will er vergessen.
Sie, sich – alles. Aus dem Sie und Ich ein Wir machen und danach mit den Konsequenzen leben.
Eine Sekunde ...
Dann hat er sich wieder im Griff. Er erhebt sich und lässt sie sanft auf ihre Füße, wobei er gelassen ihren fassungslosen Blick erwidert.
Sag, Josie, stört dich etwas? Kein Problem, wir können darüber reden. Jederzeit!
»Gehen wir endlich?« Das kommt ziemlich bissig und seine Augen weiten sich unwillkürlich, doch sogar diese Krise überwindet er erstaunlich schnell.
»Was immer du wünschst, Josephine.«
Es wird ein schweigsamer Gang zum Aufzug und auch in der Tiefgarage sprechen weder Josie noch Andrew.
Selbst die übliche Diskussion als sie das rostige uralte Gefährt passieren bleibt aus; allerdings lässt er es sich nicht nehmen, ihre Hand zu halten. Erstens ist das ungeschriebenes Gesetz – der DS nickt zustimmend –, und außerdem will er sie ärgern, indem er ihren dämlichen Sicherheitsabstand unterwandert.
Im Wagen setzt sie sich wieder auf ihren Schoßthron – gestraffter Rücken, erhobenes Kinn, zusammengepresste Lippen. Er beobachtet sie für eine lange Minute, bevor er sie behutsam umarmt und seine Stirn an ihre Schulter lehnt. Nach einiger Zeit seufzt sie resigniert auf, und aus einer Motivation, die eindeutig bei Pflegerin Kent zu suchen ist, dreht sie sich ein wenig und nimmt seinen Kopf zwischen ihre kleinen Brüste.
Oh ja, was ist er gern Junge! Andrew überlegt ernsthaft, ob er ihr sagen soll, wie interessant seine Perspektive derzeit ist, entscheidet sich aber dagegen.
Er ist ein Idiot – doch kein solcher!
An der zum
Weitere Kostenlose Bücher