Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
nicht zu Miss achtes Weltwunder zu schauen. »Jawohl, Sir!«
Sie setzen sich in Bewegung, das Weltwunderpaar geht nebeneinander, Enkel Austin wirkt relativ deplatziert, Andrew hat seinen Arm um Josie gelegt. Demetri, der Dr. Sebastian dem Bär mittels visueller Botschaften bereits mehrfach einen baldigen Tod versprochen hat, läuft an seiner Seite.
Sobald sie sitzen, schaut Andrew sich seufzend um. Abgesehen von all den Gesichtern, die er wirklich nicht sehen will, findet er keines, das ihn beunruhigt, auch wenn er locker auf die Gestalten verzichten könnte. Niemand ist ihm unbekannt, hier hat sich tatsächlich alles versammelt, was in Amerikas Südhälfte Rang und Namen hat. Und Smith wird offensichtlich nicht dazugezählt.
Kaum ist Andrew zu diesem recht entspannenden Schluss gekommen, erstarrt er, lässt unter einigen Anstrengungen jedoch seinen Blick weiterschweifen. Denn es ist doch eine Person anwesend, die er weit über das gewohnte Maß hinaus gern gemieden hätte: Lara.
Sie logiert auf der gegenüberliegenden Seite, in einer der hinteren Reihen – den Laufsteg im Visier, der die Zuschauer wie eine Barriere voneinander trennt. Ihm ist nicht klar, ob sie ihn bereits bemerkt hat, doch nach flüchtiger Überlegung hakt Andrew das als gegeben ab. Im Gegensatz zu ihr befinden sie sich nämlich in der vordersten Reihe, eine Tarnung ist daher unmöglich. Nur muss er sich wirklich Sorgen machen?
Eigentlich nicht.
Als hauptberufliche Geliebte gehört Lara gleichfalls irgendwie zu diesem Club, denn zu mindestens der Hälfte der versammelten Herren pflegte sie schon eine intensive – von Geld geprägte – Bekanntschaft.
So wie es scheint, neigt sich ihre Karriere jedoch langsam dem Ende zu. Sie ist jetzt Mitte dreißig und trotz diverser Schönheits–OPs gelingt es ihr nicht länger, diesen Umstand zu leugnen, was Andrew etwas verwirrt. Lara gehört zu jenen Frauen, die sich nie gehen lassen. Egal wann, sie wirkt stets salonfähig. Auch heute verkörpert sie eine außerordentlich gepflegte Erscheinung. Auf einmal fallen ihm allerdings die kleinen Krähenfüße auf, die sich um ihre Lider sammeln. Ihr Mund, sonst immer zu einem sanften, verführerischen Lächeln verzogen, beschreibt momentan nur einen schmalen Strich, den selbst der grellrote Gloss nicht retouchieren kann. Offenbar ist sie absolut nicht in Bestform ...
Andrews Bestandsaufnahme dauert nur Sekunden, doch das genügt, um ihn in enorme Schwierigkeiten zu bringen. Als hätte sie sein Mustern bemerkt, wendet seine Ex–Geliebte unvermutet den Kopf und sieht ihn direkt an, ein unmerkliches Lächeln ist mit einem Mal erschienen. Er nickt knapp.
... und erstarrt umgehend.
Denn Josie ist der kurze Blickwechsel nicht entgangen. Und wie sollte es anders sein: Mit der unschlagbaren weiblichen Intuition registriert sie sofort, dass diese eine Frau, von all jenen, die sich derzeit im Raum befinden, bei ihm einen leicht modifizierten Status einnimmt. Misstrauisch taxiert sie die Dame auf der gegenüberliegenden Seite des Catwalks, während Andrew unauffällig deren Reaktion beobachtet. Josie wird mit einem äußerst geringschätzigen Schmunzeln und einem feindseligen Aufblitzen der hellblauen Iriden bedacht. All das geschieht innerhalb weniger Momente, bevor Lara wieder zum Laufsteg schaut, es genügt jedoch, um Andrew innerlich zur Weißglut zu treiben.
Das ist gegen die Regeln! Ihre Affäre ist beendet, den Vertrag löste er vielleicht auf etwas ungalante, aber dennoch absolut legitime Weise vor genau einer Woche. Was bedeutet, dass sich ihre Wege für immer trennten. Spätestens jetzt hat ihn nicht mehr zu interessieren, was sie tut – wenngleich das auch während ihres Verhältnisses nicht zutraf. Dasselbe trifft auf sie zu. Es hat für sie völlig irrelevant zu sein, was Andrew tut, und Josie ist ohnehin Sperrgebiet.
Sie besitzt kein Recht, sein Mädchen auf diese herablassende Art zu betrachten. Das hatte diese Person, nie, denn sie ist eine Hure, keine Ex–Freundin, verflucht! Eifersuchtsszenen sind einer der Gründe, weshalb er bis zu Josie für den Sex stets bezahlte! Nötig hatte er es nämlich nicht!
Unbewusst umarmt er sie fester, doch Josie mustert ihn forschend.
»Wer ist das?«
Sein erster Gedanke ist, ein ahnungsloses »Wer?« zurückzumurmeln. Doch er kennt Josies Eifersucht und deren Argwohn, eine derartige Reaktion würde beidem nur unnötig Nahrung geben.
»Eine Bekannte ...«
Sie nickt, aber kurz darauf werden ihre Augen
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