Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Aufzug oder in der Tiefgarage, schon gar nicht im Auto, wo er sie endlich umarmen und aufatmen darf. Als sie erkennt, wohin er sie führt, mustert sie ihn bitterböse, doch Andrew lacht.
»Josie, du musst mit deinen Dämonen fertig werden. Je eher du akzeptierst, dass ich keine andere will, desto besser.«
Sie murmelt etwas vor sich hin, von dem er nur »... verdammtes Rattengift ... ziemlich grausamer Tod ... und ... mal gesehen, wie die dich anglotzen? ...« , versteht.
Dreifaches Ha! Irgendwie mag er sein neues Leben.
Dem Kellner fallen beinahe die Augen aus den Höhlen, als er einen Rehrücken ordert. Fassungslos starrt er seinen Stammgast an, bis der schließlich eine Braue hebt. »Alles in Ordnung, Sasha?«
»Natürlich, Sir«, stottert der Gefragte und nimmt eifrig Josies Bestellung entgegen, die zu Andrews Überraschung wie seine ausfällt. Dazu nehmen sie Wein. Kurzfristig hadert er mit sich, überlegt, ob es vielleicht besser wäre, sie ihre widerliche Cola trinken zu lassen, doch letztendlich entscheidet er, dass es ihr nicht helfen wird. In seinen Kreisen bietet man zum Lunch keine Limonade an. Sie muss sich wohl oder übel an den Alkohol gewöhnen.
Nachdem Mary von Josie ihre zwanzig Dolche und von ihm seine Kreditkarte in Empfang genommen hat, lächelt er.
»Willst du dich noch umziehen oder sollen wir ohne Umweg hinfahren?«
Das bringt ihm einen verständnislosen Blick ein. »Wohin?«
»Kollektion? Julia? Erinnerst du dich? Ich meine, wir können auch gern nach Hause fahren und uns dort verbarrikadieren. Aber ich sage dir gleich: Sie wird einen Weg hineinfinden und dann sind wir tot. Man wird unsere Leichen nie finden ...«
Josie schlägt sich mit der flachen Hand an die Stirn und Andrew verschluckt sich fast an seinem Wein. »Oh, die Show! Das habe ich vergessen!«
Er braucht einige Momente, bevor er sichergehen kann, dass die Flüssigkeit in seinem Mund bleibt und er sie nicht in einem unkontrollierten Anfall wilden Gelächters über den Tisch verteilt – zumindest dann würde Josie unter Garantie die Kleidung wechseln müssen. Nachdem er das mögliche Desaster erfolgreich verhindern konnte, betrachtet er sie ernst. »Ich werde schweigen und Julia wird es niemals erfahren. Also. Umziehen? Ja/nein?«
Grübelnd zieht sie die Nase kraus. »Nein«, sagt sie schließlich. »Wenn du meinst, dass es so geht ...«
»Es geht, Josie«, versichert er und fügt beiläufig hinzu: »Sebastian und Demetri begleiten uns.«
Ihre Augen weiten sich, doch dann nickt sie langsam. »Wenn du es für notwendig hältst ...«
»Ja, das tue ich.«
Um vier hat Gail Feierabend und um vier Uhr drei erscheinen die beiden Bodyguards.
Verdammter Mist!
Hätten sie nicht um halb fünf kommen können? Kurz bevor er diese Frage laut äußern kann, fällt Andrew glücklicherweise ein, dass er die Männer ja bestellt hat und er reißt sich zusammen. Mit Mühe.
Er hat wirklich nichts dagegen, mit Josie ein wenig Zeit allein zu verbringen. So auf der Couch ... Nein, nichts Schlimmes. Nur ein bisschen Teenagergeknutsche ...
Okay, kein Teenagergeknutsche – dafür ist er zu versiert und sein Ziel zu bedeutend. Obwohl es eine heiße Schmuserei geworden wäre, die er umgehend mit Schmerzen seines Unterleibes bezahlt hätte.
Wäre ...
Hätte ...
Immer noch grimmig betrachtet er erst die schiefe und krumme Nase dieses Demetris und als Nächstes das Dauergrinsen Dr. Sebastians, des Bären. Die Männer sitzen vor seinem Schreibtisch, während der Chef sie rasch instruiert.
»... ich denke nicht, dass meine Befürchtungen eine Basis haben«, endet er. »Allerdings will ich jedes Risiko ausschließen.«
Das Nicken erfolgt synchron.
Prüfend blickt Andrew auf die Uhr. »Die Veranstaltung beginnt um fünf. Sie sind mit eigenem Wagen hier?«
Demetri nickt. »Ja Sir.«
»Dann schlage ich vor, dass Sie vorfahren und Miss Kent am Eingang der Konzerthalle in Empfang nehmen.«
Wieder bejahen sie stumm im Takt und Andrew verbeißt sich ein Grinsen.
Als sie gegangen sind, kontrolliert er erneut die Zeit – eine Viertelstunde bleibt für die Teenager–Nummer ...
Josie befindet sich an ihrem Arbeitsplatz und räumt weg, woran sie gerade gearbeitet hat – oder was sonst sie auch immer dort tut. Gail kann ihm nie eine befriedigende Antwort auf seine Frage diesbezüglich geben, sondern verdreht nur ermattet die Augen, wenn er dieses Thema aufbringt.
Er schiebt ihren Stuhl zurück und nimmt das liebliche Gesicht in seine Hände.
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