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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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Pflicht, schon immer gewesen. »Jawohl, Dad!«, flüstert er.
    Doch bevor er der Aufforderung nachkommt, küsst er Josie. »Keine Sorge, Baby. Ich bin sofort wieder da. Keine Angst, Stephen kümmert sich um dich. Keine Angst.«
    Behutsam übergibt er sie wenig später in die Arme seines Vaters. »Bitte pass auf sie auf«, beschwört er ihn. »Ich bin gleich zurück.«
    Stephen Norton nickt knapp und damit gibt es keinen Aufschub mehr. Andrew muss gehen.
    Ob er will oder nicht.

    Als er aus der Dusche tritt, fühlt er sich ein wenig besser. Stephen hat recht behalten. Er hat sich vergessen! Das ist unverzeihlich und auch nicht gut für Josie. Er benötigt seine Kraft, um sich ordentlich um sie kümmern zu können. Wie soll sie sonst gesund werden? Schließlich ist er alles, was sie hat.
    Dennoch verzichtet Andrew auf die Rasur – das würde zu viel Zeit kosten. Und ihm ist klar, dass es Josie ohne ihn nicht gut geht. Sie braucht ihn, er muss zu ihr zurück. Wahllos zerrt er Hemd und Hose aus dem schier unerschöpflichen Bestand und kleidet sich an. Beinahe hätte er nicht an die Socken gedacht, doch er erkennt seinen Fehler glücklicherweise, bevor er aus dem Raum eilt, klaubt den Schuh wieder von seinem nackten Fuß und holt es nach.
    Wenig später stürzt er aus dem Zimmer und hinab.
    Auf der Mitte der letzten Treppe erstarrt er. Unten hat sich die halbe Pflegeinvasion versammelt und schaut ihm entgehen: Julia, Claudia, Dr. Sebastian der Bär und Johnson.
    Andrews Blick huscht zur Couch. Kein Stephen mit Josie im Arm. Er spürt, wie das Blut sein Gesicht verlässt und eine Woge der Übelkeit ihn überrollt.
    »Wo ist sie?«, hört er sich wispern, seine Augen sind groß.
    »Wo. Ist. Josie?«

Big Impact
    Freitag, 26. März bis Freitag, 02. April.
    –––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
    Andrew nimmt die Zeitabläufe sehr verzerrt wahr.
    Sebastians Angaben sind diesbezüglich verlässlicher.
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    N iemand macht sich die Mühe, Andrew zu antworten und ein Brechreiz nie gekannten Ausmaßes lässt ihn beinahe zu Boden gehen. Wo ist Josie? Das ist alles, was ihn interessiert. Das, wovon sein Leben seine Existenz abhängt. Andrew hat sich doch beeilt! Keine zehn Minuten ist er fort gewesen und Stephen hat es versprochen! ER HAT ES VERSPROCHEN!
    Wieder mustert er in den Mienen unter sich, forscht nach der Information, die ihm das Leben retten kann. Aber er findet sie nicht! Stattdessen ist etwas darin zu lesen, was noch viel schlimmer ist, als jeder beschissene Pflegefallblick. Mitleid. Bedauern. Verständnis!
    Andrew will kein Mitleid! Gleichfalls mag er nicht bedauert werden. Und er benötigt ganz bestimmt kein Verständnis! Das Einzige, was er braucht, ist Josie!
    Halt suchend tastet er nach dem Geländer, während er immer noch in den Gesichtern die völlig falschen Botschaften findet. Dann fällt ihm die logische Erklärung ein und seine Übelkeit legt sich ein wenig.
    »Sie ist im Bad, nicht wahr?« Er lächelt und nickt eifrig, sucht in jeder einzelnen Miene nach der Bestätigung. Sie muss im Bad sein!
    Julia räuspert sich. »Andrew ...«, beginnt sie zögernd aber im total falschen Tonfall! Der klingt überhaupt nicht bestätigend! Und er scheint eine direkte Verbindung zu Andrews Magen zu besitzen, denn der hebt sich plötzlich wieder. Er kämpft dagegen an, kann das Würgen jedoch nicht länger verhindern.
    »Wo ist sie, bitte! Sagt mir nur, wo sie ist!«, stößt er hervor. Julia tritt einen Schritt vor, die Arme sind in der Luft, Handflächen nach vorn gerichtet, als wolle sie ihn beruhigen.
    ANDREW MUSS NICHT BERUHIGT WERDEN! ER WILL NUR EINE EINZIGE, WINZIGE INFORMATION! UND ZWAR DIE RICHTIGE!
    »Dad musste Josie ins Krankenhaus bringen ...«
    Und aus! Die Verbindung zu seinem Magen ist perfekt, denn dies sind genau die Worte, die ihn den Kampf gegen den Brechreiz verlieren lassen. Er kann noch das Geländer umklammern, bevor seine Beine nachgeben. Der Kopf fällt nach vorn und er übergibt sich geräuschvoll. Damit hört das Würgen nicht etwa auf, stattdessen wird es stetig schlimmer. Alles um ihn herum entfernt sich, als läge plötzlich eine dicke, beinahe schalldichte Mauer dazwischen. Und während er sich erbricht, auf zitternden Knien, die Finger um die

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