Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
sich seine Arme fester um das Mädchen und er schaut sich desorientiert um. Offenbar war er wieder eingeschlafen, Josies Stirn lehnt an seiner Brust. Auch sie schläft.
»Andrew?«
Er hat sich doch nicht getäuscht! Das ist eindeutig Stephen. Aber wie? Dann dreht er sich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen ist und mildes Erstaunen macht sich bei ihm breit. Entweder er ist inzwischen wieder bei seinen Halluzinationen angelangt oder aber mitten in seinem Wohnzimmer findet eine beschissene Versammlung statt!
Das Meeting der Pflegekräfte.
Sie haben sich in einer Reihe aufgestellt. Stephen, Sarah, Julia, Claudia, Dr. Sebastian der Bär – was macht der hier? – und Johnson. Alle vereint eine Gemeinsamkeit: der verdammte Pflegefallblick! Und Julia ist zu ihnen übergelaufen.
Na, perfekt!
»Wie seid ihr reingekommen?« Hatte er nicht abgeschlossen? Dann visiert er Pflegefallblick Johnson an und Andrew verdreht die Augen. Diese Tür hat er vergessen.
»Sie sind gefeuert!«
Der Ex–Fahrer nickt und bewegt sich keinen Millimeter.
Penner!
Als Nächstes verlässt Pflegefallblick – Stephen die Frontlinie und wagt einen Schritt nach vorn. Sein Lächeln ist milde und er bequemt mal wieder seine Doktoren Stimme. Andrew hasst es, wenn er so mit ihm spricht!
»Wir haben uns Sorgen gemacht«, beginnt er.
Andrew schnaubt. »Unnötig. Uns geht es gut. Noch etwas?« Doch ein Blick in das Gesicht seines Vaters sagt ihm, dass es so einfach wohl nicht werden wird … Er seufzt. »Was wollt ihr denn?«
Stephen hebt die Schultern und nimmt in einem der Sessel Platz. Er lehnt sich vor, seine Hände befinden sich ineinander verschlungen zwischen den Knien. »Wir hörten von Josies ... Unfall und wollten nach ihr sehen. Einen Krankenbesuch abhalten, sozusagen.« Flüchtig betrachtet er die fünf halb leeren Saftgläser und die diversen Glasschalen auf dem Tisch, aus denen Andrew das Mädchen gefüttert hat. Er hatte noch keine Zeit, sie wegzuräumen ... »Offensichtlich hast du die Dinge sehr gut im Griff ...«
Andrews Augen weiten sich, während er Josie näher an ihn zieht. Diesen Ton kennt er! Das ist der jetzt tun wir mal alle so, als wären wir Freunde und in Wahrheit warte ich nur darauf, dass du mir den Rücken kehrst, Tonfall. Aber nicht mit ihm! Da müssen sie bedeutend früher aufstehen!
»Ich werde erst einmal Kaffee kochen«, hört er Sarah hinter sich. Das Surren ertönt, bevor er einschreiten kann. Ein Blick nach rechts bestätigt, was er befürchtet hat: Die Nutte macht sich an den Jalousien zu schaffen. Und das übergeht er nicht. »CLAUDIA!«
Das Weib beachtet ihn nicht. Natürlich! Als das Sonnenlicht den Raum flutet, kneift er eilig die Lider zu. Himmel, muss das denn alles sein? Es ist total chaotisch und genau das gilt es zu vermeiden! Josie braucht Ruhe!
Julia hat sich inzwischen zu seiner Linken gesetzt und streicht Josie über das Haar. Er fährt zusammen und weicht ein Stück vor ihr zurück. »Fass sie nicht an!«, zischt er. »Sie mag keine Fremden!«
Das schockiert sie scheinbar. »Sie ist meine Freundin! Und wo wir schon mal bei dem Thema sind: Ich hätte erwartet, dass du anrufst, wenn es ihr schlecht geht!«
»Warum?«, knurrt er. »Um eure Invasion noch vorzuverlegen?«
Sie antwortet nicht, sondern lässt ihren Blick über das benutzte Geschirr schweifen. »Ich räume das hier mal weg«, murmelt sie und erhebt sich.
Dr. Sebastian der Bär hat es sich in dem anderen Sessel bequem gemacht und mustert ihn ausdruckslos. Kein Grinsen! Ha! Den zumindest hat Claudia schon mal geschafft.
»Ich kann mich nicht erinnern, Sie herbestellt zu haben!«, schnauzt Andrew ihn an.
»Ich bin nicht im Dienst.«
»Und was wollen Sie dann hier?«
Der Riese hebt die Schultern und lässt ihn nicht aus den Augen. »Helfen.«
Penner!
»Sebastian ist Claudias Freund und er war so freundlich, uns zu begleiten. Ich denke, eine Familie sollte in schlechten Zeiten zusammenhalten. Deshalb sind wir hier. Wir machen uns Sorgen um euch.« Das ist wieder Stephen mit der altbewährten Pflegefallstimme.
Andrew schweigt und beobachtet Julia, die zum dritten Mal angekommen ist und fortwährend mit Geschirr beladen verschwindet. Er würde ein Tablett empfehlen, aber angeblich ist er ja hier der Obertrottel.
Dann kehrt Sarah mit einem Lappen bewaffnet zurück und beginnt, den Tisch abzuwischen – mit einigen Schwierigkeiten. Es ist eine Menge von der Suppe danebengegangen. Josie isst im Moment nicht besonders
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