Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Pfleger wider Willen mit hinab in seine Hölle zu nehmen.
Unbeabsichtigt – bestimmt! Aber unausweichlich.
Die Tage ziehen an Andrew vorbei und werden rasch zu Wochen ...
Erstaunlicherweise schläft er recht gut, jedenfalls besser als früher, obwohl der Albtraum natürlich zurück ist. Mindestens vier Stunden am Stück müssten es sein, wobei er leider nur schätzen kann, weil sein Wecker bei dem blöderweise erfolglosen Versuch, ihn diesem Arsch Sebastian an den Kopf zu werfen, zu Bruch gegangen ist.
Es gibt nur ein Problem: Josie kommt nicht.
Gegen die Invasoren setzt er sich relativ erfolgreich zur Wehr. Einmal täglich bringen sie ihm seine Gefängniskost, die er samt und sonders als Wurfgeschosse nutzt. Sein Arsenal wird somit regelmäßig kostenlos aufgeladen, worüber er alles andere als sauer ist.
Sie probieren es mit jedem Mist, er rührt trotzdem nichts von ihnen an. Allerdings ist er auch kein Idiot und weiß, dass er ohne Nahrung ziemlich lange durchhalten kann, weigert er sich jedoch zu trinken, schafft er es höchstens ein paar Tage. Deshalb besorgt er sich sein Wasser im Bad, auf diese verschissene Verräterbande ist er ganz bestimmt nicht angewiesen.
Nach vier Tagen wird Andrew ein wenig unruhig. Warum ist sie noch nicht hier? Was hält sie auf? Ihr ist doch klar, wie sehr er sie braucht!
›Bitte Josie! Komm zu mir! Ich brauche dich! Ich liebe dich. Ich kann nicht ohne dich leben. Und so langsam gehen mir die Kräfte aus, Baby!‹
Aber sein Engel taucht nicht auf.
Nach einer Woche überlegt er zum ersten Mal, ob sie vielleicht freiwillig gegangen ist.
Nach zehn Tagen ist er davon überzeugt.
Nach zwölf Tagen mutmaßt Andrew, dass sie ihn nie geliebt hat.
Nach vierzehn Tagen weiß er, dass es die Wahrheit ist.
Zwei Tage benötigt er, um diese niederschmetternde Tatsache zu verarbeiten.
Und nach sechzehn Tagen entscheidet er, lange genug gewartet zu haben ...
Dreieinhalb Tage währt Andrews Verwüstungsphase.
Wenn Sebastian geglaubt hat, die Dinge wären bis hierhin nicht einfach gewesen, hat er sich ein wenig verschätzt – sie waren es. Was sind schon einige zerschlagene Teller und ein ruinierter Raum? Alles ersetzbar. Das Geschirr kauft man neu, das Zimmer wird renoviert – fertig! Mann, der Typ ist steinreich! Da dürften ein paar Dollar nicht das Problem sein, oder?
Was seine Nahrungsverweigerung betrifft, kam Stephen der rettende Einfall: Es gibt Ersatzpräparate, die man in Wasser anrühren kann. Nicht zu vergleichen mit einem ordentlichen Steak, aber sie enthalten zumindest die notwendigen Nährstoffe, um ihn einigermaßen bei Kräften zu halten. Nicht viel – bestimmt nicht genug, um beruhigt heimkehren zu können. Denn sie wissen nicht einmal, ob er trinkt, ihnen bleibt nur das Beste zu hoffen. Frank besorgt das Zeug kistenweise und sie verkaufen es ihm als Saft mit Fruchtfleisch. Würde er fragen, wäre das jedenfalls ihre Antwort. Andrew fragt nur nie, er spricht überhaupt nicht – abgesehen von den verbalen Attacken, wenn sie ihm das Essen bringen, versteht sich.
Ab Dienstagabend geht es rapide mit Andrew bergab. Jetzt ist er beinahe genauso katatonisch wie die Kleine. Lediglich im Bett hält er sich auf und wirft kaum noch etwas nach ihnen. Inzwischen ist er ein Schatten seiner Selbst. Sebastian mutmaßt, dass er in den letzten sieben Tagen gut zehn bis zwölf Kilo eingebüßt hat. Sein Gesicht ist eingefallen, die Augen liegen tief in ihren Höhlen. Zudem würden sie gern diesen mysteriösen Verband kontrollieren, aber das gelänge ihnen nur unter Gewaltanwendung und die wollen sie vermeiden. Auch Claudia hat sich ihre Gedanken gemacht und bei Julia danach gefragt. Natürlich konnte die Kleine nicht weiterhelfen.
Die einzige Person, die sie neben Andrew darüber erleuchten kann, befindet sich langsam auf dem Weg der Besserung. Allerdings ist sie noch nicht ausreichend belastbar, um wirklich hilfreich zu sein. Daher bleibt ihnen nichts anderes, als zu hoffen, dass es nicht regelmäßig versorgt werden muss.
Nur zu bald werden sie sogar ganz genau erfahren, was der Verband verbirgt und wieder um eine Illusion ärmer sein ...
Sebastian hält sich gerade im Wohnzimmer auf und telefoniert mit Julia, als er Frank hört. Der ist an der Reihe sein Leben zu riskieren. Sie lösen sich immer ab, denn es erscheint ihnen unfair, nur einen dazu zu verdonnern, sich nach jedem Besuch bei dem Durchgeknallten umzuziehen.
»SEBASTIAN! SOFORT!«
Das klingt so übel, dass
Weitere Kostenlose Bücher