Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Assistentin die Besucher dieser Holding in Lumpen empfängt!«
Diesmal fährt sie sichtlich zusammen.
Ja, zeig ihr, wer der Boss ist!
Damit erwischt der DS den ‚Boss‘ in genau der richtigen Stimmung. »Und jetzt holen Sie Ihre Jacke!«, kommandiert er. »In einer Minute sind Sie zurück! Beeilung!«
Sie schießt aus ihrem Stuhl empor und stolpert zur Tür. Andrews Mitleid hält sich in Grenzen. Der konzentriert sich derweil auf die Uhr, greift dabei zu seinem Jackett, kündigt Johnson per Handy sein baldiges Eintreffen an und sieht sie vierzig Sekunden später wieder in den Raum hasten.
Ohne Jacke. Es herrschen angenehme siebenundzwanzig Grad, daher ist ihr Kältetod wohl eher ausgeschlossen.
»Darf ich fragen, wohin wir gehen?« Das kommt leicht hysterisch.
Mit zur Seite geneigtem Kopf betrachtet er die kleine und tatsächlich sehr attraktive Frau.
Gesicht, Lippen – Norton, du Idiot! – Kostümjacke, Rock, Schuhe und zurück: Schuhe, Rock, Kostümjacke, Top ... Hals ... Top ... Kinn ... Top, Norton, du Idiot! Winziges Kinn, süße Lippen ... Lippen ... so süße Lippen, Norton, du notgeiler Sack, es reicht! , Wangen, inzwischen ziemlich rot, Aug... – Stirn.
»Nein«, sagte er schließlich. »Sie dürfen nicht!« Und damit tritt er ins Vorzimmer. »Folgen!«
Er rauscht an Gail vorbei – deren Augenbrauen rangieren in der Region des Haaransatzes – lässt ihr dabei ein »Termin von Hargreve verschieben!«, zukommen und reißt die Tür auf.
Der flehende Blick, den die aufsässige Miss Kent der ältlichen Assistentin hinter seinem Rücken zuwirft, entgeht ihm keineswegs. Im nächsten Moment befindet sich Andrews Nasenspitze geschätzte 0,2 Millimeter von ihrer entfernt. Sie lehnt sich tatsächlich vor Schreck zurück.
»Raus!«, wispert er.
Der DS klatscht sich vor Begeisterung auf die Schenkel. Dass ich das noch erleben darf!
›Du hast ja keine Ahnung!‹
Sie stolpert an der Schwelle und kann sich jedoch gerade so fangen. Andrew ignoriert auch das. »Aufzüge!«, knurrt er, sobald sie sich im Flur befinden.
Wenn er auf das Versiegen seines Zornes gewartet hat, wird er enttäuscht. Im Gegenteil, der steigert sich mit jeder Sekunde. Beim Betreten des Fahrstuhles straft er wie üblich die bereits versammelten Menschen und deren neugierige Blicke mit Nichtachtung. Ihm ist scheißegal, was sie denken!
Neuerdings geht dir ziemlich viel am Arsch vorbei, richtig?
›Yeah, Sir!‹
Während der Fahrt starrt Josephine ausdruckslos vor sich hin, selbst ihre Lippen sind wieder weiß. Wahrscheinlich glaubt sie, ihr Chef bringt sie soeben zu ihrer Hinrichtung. Soll sie nur, er wird sie mit Sicherheit keines Besseren belehren.
Der DS jault vor Freude. Für einen winzigen Moment dachte ich, es wäre mit dir vorbei, aber anscheinend warst du nur im Urlaub! Im Unautorisierten, wie ich nicht vergessen habe.
›Ganz genau, und ich bin grandios erholt zurück, mein Freund.‹
In der Tiefgarage hemmen sie die bekannten Laufschwierigkeiten, denn sie tippelt betont vorsichtig den glatten Betonboden entlang. Ungerührt marschiert Andrew vor ihr zum Wagen, achtet jedoch tunlichst darauf, ihr nicht die geringste Fluchtmöglichkeit zu lassen. Nicht, dass ein derartiges Manöver in diesen Schuhen sehr Erfolg versprechend sein würde …
Doch dann kommt der kritische Moment, in dem hinter ihm das ungleichmäßige Klack!, Klack! ihrer Absätze verstummt, stattdessen ein Ratsch! ertönt und er zunächst einen dumpfen Aufprall und wenig später einen leisen Schrei vernimmt. Gegen seine Überzeugung fährt er herum und stöhnt. Wie nicht anders zu erwarten, ist sie gestürzt. Selbstverständlich. Ohne darüber nachzudenken, eilt er zu ihr, um ihr beim Aufstehen behilflich zu sein, aber der DS greift in letzter Sekunde ein.
Sie will nicht angetatscht werden, schon wieder vergessen? Die Wünsche einer Dame sollten immer respektiert werden!
Oh, das ist ihm doch tatsächlich für einen winzigen Augenblick entfallen. Also verschränkt Andrew die Arme und sieht lächelnd zu ihr herab. »Haben Sie Probleme, Miss Kent?« Ihr Blick hätte einen Toten noch einmal umbringen können. Das schallende Gelächter des DS ertönt in seinem Kopf.
Irre! Das ist so irre! Ich hab mich ewig nicht so gut amüsiert. Nachdenklich runzelt er die Stirn. Das wird immer besser: Ich glaube glatt, so gut hab ich mich noch NIE amüsiert!
›Ich auch nicht‹, grinst Andrew, obwohl ihm das verräterische Glitzern ihrer Augen leider nicht entgeht
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