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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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dann das Gespräch entgegen. Übrigens ist das gleichfalls ein Phänomen: Andrews Dad, Stephen Norton, ruft seinen Sohn äußerst selten an. Im Allgemeinen sehen sie sich nur ein, maximal zweimal jährlich.
    »Dad, wie geht es dir?«
    »Sehr gut! Ich will mich nach dem Ausgang deines Treffens mit Mr. Saunders erkundigen.«
    Mit zur Seite geneigtem Kopf beobachtet Andrew, wie sich die Tür öffnet.
    »Wie ich bereits vermutet hatte, war es nicht halb so brisant, wie er dir Glauben machen wollte ...« Das ‚Dad‘ verschluckt er in letzter Sekunde, denn eine schmale Gestalt schiebt sich soeben in den Raum. In den winzigen Händen jongliert sie eine Tasse und sieht dabei aus, als rechne sie jeden Moment mit einer Explosion.
    Wetten, dass sie es versaut und stolpert?, denkt er plötzlich.
    Ich halte dagegen!
    ›Gut! Wie wäre es mit einem Deal?‹
    Das Porzellan klirrt verdächtig, als sie hinter sich die Tür schließt ...
    Lass hören, Norton, du Idiot!
    Betont langsam tastet sich das Mädchen zu Andrews Tisch vor. Der Blick ist natürlich wie immer gesenkt. Diesmal fixiert sie die Nitroglyzerin–Tasse. Noch fünf Meter bis zum Touchdown …
    ›Fällt sie, spreche ich sie nicht an.‹
    Hmmm. Und wenn sie enttäuscht?
    – Vier Meter –
    ›Dann überrede ich sie, mit mir zum Lunch zu essen ...‹
    – dreieinhalb Meter. –
    Du bist ein verdammter Scheißoptimist, Norton, du Idiot.
    – Drei Meter. –
    Aber ich habe eine Schwäche für Scheißoptimisten.
    – Zweieinhalb Meter –
    Bin dabei. Norton, du Idiot.
    – Zwei Meter –
    ›Okay ...‹
    Heimlich kreuzt Andrew die Finger ...
    »... wie wäre es, wenn du uns am Wochenende endlich einmal besuchst ...«
    – Anderthalb Meter –
    »... Julia würde sich so freuen, dich zu sehen ...«
    – Ein Meter –
    »... Andrew ...?«
    – Ein halber Meter –
    »... Andrew!«
    – Touchdown! –
    Tja, das macht dann wohl einmal Lunch mit Mr. Norton. Sofern es ihm gelingt, sie zu überreden – was bereits feststeht, schließlich gelingt ihm alles. Als die Tasse unversehrt vor ihm steht, bedeutet er seiner neuen Assistentin mit einem Nicken, sich zu setzen. Sie unternimmt natürlich keine Anstalten, zu gehorchen. Warum auch?
    »... Andrew, bist du noch da?«
    Unvermutet geht ein Ruck durch seinen Körper. »Ja. Bitte entschuldige ... ja, Wochenende ist vielleicht eine gute Idee ...«
    Norton, du Riesenidiot!
    Energischer deutet der unter Ignoranz aller übrigen störenden Einflüsse zum Stuhl, die Augen weiten sich drohend.
    »Das ist dein Ernst? Eventuell bin ich sogar in der Stadt! Ich soll dich von Sarah grüßen ...«
    Miss ich bin so verdammt süß, Kent seufzt resigniert und nimmt endlich Platz.
    »Danke.« Als Andrew sie anlächelt, ziehen sich auch ihre Lippen zaghaft nach oben.
    ›Yeah!‹
    Du bist ein verschissener Hornochse! Sie macht nur ihren Job, und du strahlst sie an, als wäre sie ein verdammtes Glücksbärchi!
    ›Und wenn schon.‹
    »... deine Schwestern werden am Wochenende auf jeden Fall ...«
    »Hmmm ...Vielleicht werde ich dann tatsächlich bei euch vorbeischauen ...«
    WAS? Oh Scheiße! Er ist echt irregeworden!
    »...Oh, Andrew, das wird eine Freude! Es tut mir leid, ich muss ...«
    Dieser Mund! Er kann diesen außergewöhnlichen Geschmack nicht vergessen. »... Hmmm ...« Und sie sieht Andrew nicht an. »... Natürlich ...«
    »Andrew, mit wem redest du denn? Ich sagte bye!«
    Ruckartig richtet der sich abermals auf. »Ja, bye!«
    Fantastisch, du Idiot! Jetzt glaubt Stephen auch endlich, dass du dem Wahnsinn verfallen bist! Du hast keine Zeit, du musst arbeiten! Lass mich nachsehen ... Nein, keine Weihnachten, deine Julia hat nicht Geburtstag, es steht auch keine Hirnamputation an ... und niemand von der Brut ist endlich abgekratzt ... was zur Hölle willst du bei ihnen?
    ›Wovon sprichst du?‹
    Stöhnend rauft der DS sich das Haar, wenngleich nicht mehr viel zum Raufen vorhanden ist. Ich geb’s auf. Du bist und bleibst ein Arschloch, Norton!
    Das ist wirklich nichts Neues, und es gibt wichtigere Dinge, auf die der sich derzeit konzentrieren muss. Denn ihr Blick ist längst wieder auf den Tisch gerichtet, die Hände versteckt sie unter dem massiven Holz. Höchstwahrscheinlich werden sie dort unaufhörlich ineinander geknetet.
    Andrew räuspert sich. »Miss Kent … Ich denke, wir sollten die Gelegenheit nutzen, um uns miteinander bekannt zu machen.«
    Verwirrt hebt sie den Kopf – für eine ganze Sekunde –, dann betrachtet sie abermals

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