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Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)

Titel: Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kera Jung
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letzten Worte scheint sie flüchtig überdenken zu müssen, dann reißt sie entsetzt die Augen auf und zu dem bleichen Teint gesellt sich ein mattes Grau. »Nein!«, haucht sie. »Es ist etwas ganz anderes ...«
    »Setzen!« Inzwischen ist er nur noch schwerlich zu hören, was möglicherweise der Grund ist, weshalb Miss Kent ohne Unterbrechung fortfährt.
    »... Sie wollen mich kaufen! Deshalb habe ich überhaupt die Stelle bekommen. Diese Mrs. Shore kann mich nicht ausstehen. Sie hat mir kaum Fragen gestellt oder in meine Zeugnisse gesehen. Sie wollte mich nicht!« Stöhnend schließt sie die Lider. »Natürlich! Wie konnte ich nur so dumm sein! Sie wollte mich nicht, aber Sie … Sie ... Sie ...«
    Das genügt. Im nächsten Moment hat Andrew sie auf einen der Stühle gedrückt und stützt sich auf dessen Lehnen. Das Gesicht nähert sich ihrem – immer noch bleichen – und er stoppt erst, als sich ihre Lippen beinahe berühren. Prompt hält die Kleine die Luft an, doch das ist ihm derzeit völlig egal.
    »Scharf beobachtet«, flüstert er. »Allerdings ist mir keineswegs entgangen, dass dies nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Damit kann ich leben. Aber merke dir eines und merke es dir gut: Du bist meine persönliche Assistentin, kein Mädchen aus der Poststelle. Wenn ich der Ansicht bin, dir ordentliche Kleidung zu kaufen, damit du mein Unternehmen in angemessener Weise repräsentierst, dann wirst du das hinnehmen! Und es interessiert mich einen Scheißdreck, ob dir das passt oder nicht! Hast. Du. Das. Verstanden?«
    Sie schluckt, die Augen sind riesig – und nicht nur ihre – Andrew steht ihr diesbezüglich in nichts nach. »Wenn du gehen willst«, knurrt er weiter, »tu dir keinen Zwang an. Ich werde dich bestimmt nicht aufhalten ...«
    Haaaa! Der war sogar noch besser! Scheiße ist das irre!
    Sie rührt nicht den winzigsten Muskel, ihr Blick ist gesättigt von Entsetzen, auch das kann Andrew momentan nicht tangieren. Als er fortfährt, berühren sich ihre Lippen bei jeder Silbe, die er formt. »Solltest du dich jedoch entschließen, bei mir zu bleiben, wirst du dich bemühen. Du wirst meine Anwesenheit ertragen und mich ansehen, wenn ich mit dir spreche. Sind wir uns so weit einig?«
    Ihr Nicken wirkt zwar hölzern, aber es erfolgt wenigstens.
    »Letzte Chance, Josephine. Sag nein, geh und du bist mich los ...«
    Begeistert schlägt sich der DS mit der Hand aufs Knie. Boaaaaaa! Das ist besser als jedes Kino! Was für eine Vorstellung!
    Sie bleibt, wo sie ist und sie atmet garantiert. Um genau zu sein, geht ihr Atem jetzt etwas hektisch, wenngleich sie ihn mal wieder mit tödlichstem Hass anfunkelt. Sieh an …
    »Dann sind wir uns einig ...« Er haucht einen sanften Kuss auf ihren Mundwinkel, richtet sich auf und mustert sie kühl. »Ich habe nicht vor, Sie zu kaufen, sondern beabsichtige lediglich, Ihnen zu vermitteln, dass Sie mich als Ihren Vorgesetzten zu respektieren haben.«
    Damit wendet er sich ab und bedankt sich bei der Gehilfin, die soeben die Getränke bereitgestellt hat.

    Für die nächsten zwei Stunden sitzt Miss Kent wie festgenagelt auf ihrem Stuhl und rührt sich kein einziges Mal. Das Ginger–Ale steht verwaist auf dem kleinen Beistelltisch. Andrew jedoch schlürft seinen Kaffee, gibt vor, sich an den Models nicht sattsehen zu können (obwohl keines auch nur annähernd mit dem Mädchen neben ihm konkurrieren kann) und nickt hin und wieder beifällig. Sobald ihm eines der Stücke besonders gut gefällt, fragt er Josephine nach ihrer Meinung. Zunächst erfolglos. Nach einem drohenden Baby, entweder du antwortest mir jetzt oder wir veranstalten den Lippenzirkus noch einmal Blick, lässt sie sich sogar zu einem zustimmenden, wenn auch hölzernen Nicken herab.
    Als die beiden aus dem Geschäft treten, bleibt sie neben Andrew stehen und starrt ausdruckslos vor sich hin. Inzwischen ist der leicht entnervt. Es muss doch möglich sein, sie zu knacken, verdammt!
    Also ich will dich ja nicht bremsen, Alice–Baby, im Moment bist du allerdings meilenweit davon entfernt. Wie wäre es mit etwas Arbeit? Zur Abwechslung? Obwohl ich deine Eroberungsfeldzüge echt genieße! Ehrlich!
    So sieht der DS aber nicht aus, dennoch ignoriert Andrew entschlossen den Wink mit dem Zaunpfahl. Er hat ganz andere Probleme – seit vierundzwanzig Stunden, um genau zu sein. Denn es ist mittlerweile elf Uhr dreißig. Gestern um diese Zeit lief sie ihm in die Arme und seitdem ist seine Welt so ziemlich auf den Kopf gestellt.

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