Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
Geschäft gehen?«
»Beides!« Damit wendet sie sich ruckartig von der Auslage ab.
»Wissen Sie«, bemerkt Andrew kühl, nachdem er sie mit festem Griff um ihren Arm am Fliehen gehindert hat. »Ich glaube Ihnen nicht. Und bei der Gelegenheit informiere ich Sie gleich darüber, dass ich auf Aufrichtigkeit äußersten Wert lege.«
Ohne ein weiteres Wort zerrt er sie in den Shop.
Es handelt sich um eines der gehobenen Buchgeschäfte, passend zur Einkaufsmeile, in der sie sich momentan befinden.
In dem ausladenden Raum sind mehrere kleine Tische mit bequemen Sesseln angeordnet. Nur zwei Leser halten sich im Moment hier auf, ein Herr mittleren Alters hastet eilig zu den Neuankömmlingen.
»Guten Tag! Wie kann ich Ihnen behilflich ...?«
»Wir möchten uns nur umsehen«, wird er verhalten und unpersönlich von dem jungen, hochgewachsenen Mann informiert. Verwirrt mustert der Verkäufer dessen Begleiterin, denn die taxiert beharrlich den mit dunklem Teppich ausgelegten Boden. Dann besinnt er sich. »Wenn Sie meine Hilfe benötigen ...«
»... informieren wir Sie«, unterbricht Andrew ihn eisig.
Nach einem letzten besorgten Blick zu Miss Auster verschwindet der aufdringliche Angestellte endlich und ihr Begleiter beugt sich zu ihr hinab. »Entweder Sie sagen mir jetzt, was Sie interessiert oder ich kaufe das gesamte Geschäft und zwinge Sie, jedes einzelne Buch zu lesen!«
Ihr Kopf fährt hoch, Verblüffung macht sich auf ihrem Gesicht breit. Und als sie zu kichern beginnt, muss auch er lächeln. »Ich glaube nicht, dass das eine große Strafe wäre«, erwidert sie grinsend, und plötzlich funkeln ihre Augen, die Wangen werden von einem sanften Rouge geflutet, die Lippen sind leicht geöffnet und sie lächelt.
Tatsächlich!
Reiß dich zusammen, Norton! Du starrst sie an wie ein Idiot! Ahh, ich wusste, dass ich etwas übersehen habe. Dann versuche wenigstens, deine Idiotie wie üblich zu tarnen!
Er hat recht, momentan benimmt Andrew sich reichlich atypisch. Norton – Bewahrer der drei Ks: kühl, kompromisslos, kalkulierend – lässt sich von keinem Lächeln aus dem Konzept bringen.
Richtig.
Diesmal stockt ihm jedoch der Atem, und es gibt nichts, was er zunächst dagegen tun kann. Und als er sich endlich fängt (wie gewohnt mit donnernder, drohender Unterstützung seines DS), ist es bereits zu spät: Das wundervolle Strahlen ist Geschichte und ihre Miene wachsam.
Vorbei!
Es ist ja nicht so, als hätte ich dich nicht gewarnt, Norton, du hirnverbrannter Hund!
Aber er hat nicht auf ihn gehört und nun ist ihr vorsichtiges Auftauen der nächsten Eiszeit gewichen. Eilig entscheidet Andrew zu ignorieren, dass sie ihm mal wieder die Antwort verweigert.
»Zu den englischen Klassikern?«
Scheiße, Mann! Sie hält dich für einen schwachsinnigen Sitzpisser! Darauf verwette ich meinen gepflegten Arsch! Na ja, wo sie recht hat ...
Ganz bestimmt ist Andrews Nachgiebigkeit nicht unbedingt ein Gewinn für das zukünftige Chef–Assistentinnen–Verhältnis. Aber schließlich kämpft er gleich an zwei Fronten, denn es gibt auch noch das Andrew–Josephine–Verhältnis aufzubauen, was ihm momentan erheblich wichtiger ist.
Weil sich dein Erbsenhirn wieder mal in deine Hose verzogen hat. Schlappschwanz!
Nein! Andrew will zu allererst ihr Vertrauen erringen, und er ahnt, dass dieses Ziel bedeutend schwieriger erreichbar ist, als sie in sein Bett zu bekommen. Sie kann sich seinem Einfluss nicht entziehen, daran zweifelt er für keine Sekunde. Trotz ihrer unnahbaren, abweisenden Art hat sie sich bereits zu sehr verraten.
Damit magst du richtig liegen. Aber nach spätestens fünf Minuten im holden Liebesglück wirst du das glitschige Zünglein aus ihrem Hals nehmen müssen, weil das bei der Sauerstoffspende ziemlich stören würde. Norton – du Idiot, sieh sie dir an! Sie ist ein Wrack! Sie ist im Arsch! Stöhnend schlägt der DS sich mit der flachen Hand an die Stirn. Mann, du könntest jede haben! Was willst du gerade mit ihr?
Er weiß es nicht. Keine Frau, die Andrew kennengelernt hat, übte auch nur annähernd eine derartige Faszination auf ihn aus. Allein diese grünen Augen genügen, um ihn anhaltend zu fesseln. Sie stellt Dinge mit ihm an, die noch keiner gelungen sind, und dabei hat bisher nicht einmal ein Kuss stattgefunden.
Haaaaaaa! Du kannst nicht mehr denken, das ist es! Norton ist endgültig ins Alicelager gewechselt und erkundet versonnen das Wunderland. In Ordnung, das ist ja nichts Neues. Du bist
Weitere Kostenlose Bücher