Feuer und Wasser (Urteil: Leben!) (German Edition)
süchtig danach, sie flachzulegen, mein Junge! Mehr nicht! Ja, Himmel! Dann fick sie gefälligst, sieh zu, dass sie nicht aus Versehen krepiert und wir haben es endlich hinter uns. Das hält ja keiner aus!
Nein.
Der Blick seines Sergeants wird drohend. Nein ? Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen, Norton, du beschissener Idiot? Mann, bring deinen Hormonhaushalt ins Gleichgewicht, damit dieser Horror ein Ende nimmt! Wie lange gedenkst du, deine Pflichten derart vernachlässigen zu können? Keine Zeit mehr für einen Blick auf die Uhr? Dann sollte der gute alte DS dir mal helfen: Es ist Dienstag, zwölf Uhr mittags und du stehst in einem Buchladen und versuchst das Flittchen davon zu überzeugen, nett zu dir zu sein! Bist du irre?
Vorsicht! Pass auf, wie du sie nennst!
Bellend lacht der DS auf. Es sind alles Flittchen! Schon vergessen? Komm zu dir! Wirf unser Geld für das nächste Luxusappartement hinaus, stopfe ihr ein paar Scheine in den unersättlichen Rachen und vögle sie, wenn es sich nicht umgehen lässt. Aber beende diesen Scheiß!
Unwillkürlich haben sich Andrews Fäuste geballt, die Augen sind längst geschlossen, die Kiefer fest aufeinander gepresst und ohne davon zu wissen, stößt er ein tiefes Knurren aus.
›Sie ist nicht wie die anderen! Sie hat nichts mit ihnen gemein! Lass sie in Ruhe!‹
Zu spät erkennt er, dass das Streitobjekt keine fünfzig Zentimeter von ihm entfernt steht und von der Existenz des höhnischen Kerls in Andrews Kopf leider nicht einmal etwas ahnt. Und als er die Lider aufreißt, wird er erwartungsgemäß mit ihrem zu Tode erschrockenen Gesicht konfrontiert.
Oh, perfekt!
Entsetzt und offensichtlich mal wieder zu keiner Reaktion fähig, starrt sie ihn an – und was tut Andrew?
Andrew Norton, der sich schon lange nicht mehr von irgendeiner Situation vereinnahmen ließ, geschweige denn, dass es anderen Menschen je gelungen wäre, ihn aus dem Gleichgewicht und seiner allgegenwärtigen Überlegenheit zu bringen? Er tut es ihr gleich. Zum ersten Mal seit vierundzwanzig Jahren fehlen ihm tatsächlich anhaltend die Worte. Nicht wie gestern in der Tiefgarage, diesmal geht es tiefer, ist nachhaltiger und verheerender. Der junge Mann hat nicht die geringste Ahnung, was er sagen oder tun soll, um zu verhindern, dass sie in der nächsten Sekunde fluchtartig das Geschäft und sein Leben verlässt.
Dann halt einfach deine beschissene Fresse und das Problem ist gelöst!
Genau das veranlasst ihn dazu, doch etwas von sich zu geben.
Das ist verdammte Insubordination!
Hmmm, ist ihm bekannt und gleichermaßen völlig egal. Behutsam löst er zunächst seine Fäuste und danach die Kiefer. »Es tut mir leid.« Wenigstens das kommt im üblichen verhaltenen, gleichgültigen Ton.
Sie antwortet nicht, ihr Blick liegt allerdings noch immer auf ihm. Was findet er in den grünen Augen? Angst und Entsetzen – ja. Aber das ist nicht alles. Entdeckt er nicht auch Interesse, vielleicht sogar Verständnis?
Verständnis? Du hast sie angeknurrt wie ein tobsüchtiger Werwolf! Da würde nicht einmal eine Verständnis zeigen, die nicht total irre ist!
Doch Andrew beachtet ihn nicht. Plötzlich will er dieses Geschäft verlassen, in dem der Inhaber nur wenige Meter von ihnen entfernt darauf lauert, ihm irgendeinen uralten Schinken anzudrehen, um seinen Tagesumsatz zu sichern. Raus aus diesem stickigen Raum, in dem es unmöglich ist, mit Josephine zu sprechen und dahinter zu gelangen, wie viel er mit seiner unbeherrschten Reaktion wirklich zerstört hat.
Zerstört? Du kannst bei dem Flittchen nichts zerstören, es ist nämlich nichts vorhanden!
Aber genau das bezweifelt Andrew. Wäre ihre Meinung tatsächlich so negativ, würde sie spätestens jetzt flüchten. Doch das tut sie nicht.
Ja, weil ihr der Schreck die verdammten Muskeln gelähmt hat, du Psycho!
›Möglich. Es gibt jedoch eine Alternative ...‹
Und welche soll das sein, Alice, die du noch immer im Wunderlande weilst?
›Möglicherweise will sie nicht gehen.‹
Oh Scheiße, nun geht das wieder los!
Als Andrew sich abermals zu ihr hinab lehnt, weicht sie nicht zurück.
Schockstarre! Schon vergessen, dass sie irre ist?
»Wollen wir gehen?«
Ein simpler Satz, jedoch hat sich dessen Bedeutung für Andrew fundamental geändert. Er lässt ihr die Entscheidung, zieht zum ersten Mal in Betracht, sich ihrem Willen zu beugen. Wenngleich er noch immer ernsthaft bezweifelt, dass er dies am Ende auch tun würde, sollte ihr
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