Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
gehörten den verschiedensten Nationen an. Dennoch wiesen sie gemeinsame Merkmale auf: lalle waren sie zwischen dreißig und vierzig, alle sahen sie gesund aus, und fast alle - bis auf zwei - hatten einen raschen, harten, räuberischen Blick. Die beiden anderen waren Wissenschaftler: der ostdeutsche Physiker Kotze, der vor fünf Jahren nach dem Westen gekommen war; und Maslow, alias Kandinsky, ein polnischer Elektronenfachmann. Die restlichen achtzehn setzten sich aus Dreierzellen zusammen (Blofeld hatte das Dreiecksystem der Kommunisten aus Geheimhaltungsgründen übernommen), stammten aus sechs Nationen und innerhalb dieser aus sechs der weltgrößten subversiven und Verbrecherorganisationen. Da waren drei Sizilianer vom obersten Stab des Unione Siciliano, der Mafia; drei Franzosen aus Korsika von der Union Corse, dem Geheimbund, der, ähnlich der Mafia, fast alle organisierten Verbrechen in Frankreich ausführt; drei frühere Mitglieder von SMERSH, jener sowjetischen Organisation zur Liquidierung von Verrätern und Staatsfeinden, die auf Chruschtschows Befehl 1958 aufgelöst und durch die spezielle Exekutivabteilung der MWD ersetzt worden war; drei überlebende Funktionäre des früheren Reichs sicherheitshauptamtes; drei energische jugoslawische Agenten, die ihre Stelle bei Titos Geheimpolizei aufgegeben hatten, und drei Hochlandtürken (die aus der Ebene taugen nichts), frühere Mitglieder von Blofelds RAHIR und spätere Leiter von KRYSTAL, der bedeutenden Heroin-Pipeline im Mittleren Osten, deren Endpunkt Beirut ist. Und jeder dieser achtzehn Fachleute für Verschwörungen auf höchster Ebene besaß einen soliden Decknamen, hatte einen gültigen Paß mit gültigen Visa für die wichtigsten Länder der Welt und eine völlig weiße Weste bei Interpol und bei der Polizei seines Landes. Die völlige Unbescholtenheit jedes dieser Gewohnheitsverbrecher war die höchste Qualifikation für die Mitgliedschaft von SPECTRE - der Speziellen Exekutive für Conterspionage, Terror, Rache und Erpressung.
    Der Gründer und Präsident dieses Privatunternehmens auf eigene Rechnung aber war Ernst Stavro Blofeld.
    6
    Blofeld hatte seine Musterung beendet. Wie erwartet, hatte nur ein einziger seinem Blick nicht standgehalten. Aber obwohl die zweifach geprüften Berichte bis ins einzelne präzis waren, hatte er sich dennoch mit eigenen Augen überzeugen wollen. Langsam fuhr er nun mit beiden Händen unter den Tisch. Die eine legte er flach an den Schenkel, mit der anderen brachte er eine flache Golddose zum Vorschein, legte sie vor sich hin, ließ den Deckel aufspringen und entnahm ihr eine Veilchenpastille, die er in den Mund steckte. Denn Ernst Stavro Blofeld liebte es, unangenehme Dinge mit parfümiertem Atem zu sagen.
    Nachdem er das Bonbon unter die Zunge geklemmt hatte, fing Blofeld mit sanfter, klingender, schön modulierter Stimme zu sprechen an: »Ich habe Ihnen heute über unsere ganz große Sache, über >Operation Omega<, zu berichten.« (Blofeld gebrauchte niemals eine Anrede, er hielt das für überflüssig.) »Bevor ich aber darauf zu sprechen komme, möchte ich aus Gründen der Sicherheit ein anderes ttema streifen.« Er blickte ruhig rundum. Wieder wich ihm das bewußte Augenpaar aus. »Der Verwaltungsrat wird mir bestätigen, daß die ersten drei Jahre unserer Praxis erfolgreich waren. Rund gerechnet, belaufen sich die Gesamteinnahmen ohne unsere letzte, noch nicht ausbezahlte Dividende auf eineinhalb Millionen Pfund Sterling in Schweizer und venezolanischer Währung. Mit Wissen des Verwaltungsrates wurde dieses Einkommen statutengemäß, nach Abzug von zehn Prozent für Spesen sowie weiterer zehn für mich selbst, zu gleichen Teilen von je vier Prozent an die Mitglieder ausbezahlt. Das macht für diese drei Jahre rund 60 000 Pfund für jedes Mitglied. Ich betrachte das für angemessen, wenn auch unseren Erwartungen nicht ganz entsprechend. Indessen ist Ihnen allen klar, daß die >Operation Omega< genug einbringen wird, um jedem von uns ein beträchtliches Vermögen zu sichern und, falls wir das wünschen, auch die Auflösung unserer Organisation zu ermöglichen, damit jeder seine Energie anderen Zielen zuwenden kann.« Abermals blickte Blofeld rundum und sagte freundlich: »Gibt es dazu irgendwelche Fragen?«
    Diesmal hielten alle Augenpaare dem Blick des Präsidenten stand. Jeder der Anwesenden hatte seine eigene Kalkulation gemacht, der Präsident hatte also nur bekannte Dinge gesagt. Es war Zeit für die

Weitere Kostenlose Bücher