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Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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unbekannten.
    Blofeld steckte eine zweite Pastille in den Mund, ließ sie unter die Zunge gleiten und fuhr fort: »Somit wäre das erledigt. Und nun zu unserer letzten Unternehmung, die uns eine Million Dollar eingebracht hat.« Seine Augen schweiften die linke Tischseite entlang bis ans Ende der Reihe. Sanft sagte er: »Nr. 7, stehen Sie auf.«
    Marius Domingue von der Union Corse, stolz, vierschrötig, mit trägem Blick, erhob sich langsam und blickte Blofeld unbefangen in die Augen. Seine schweren Hände hingen entspannt herab. Blofeld tat, als hätte er nur Augen für ihn, beobachtete jedoch die Reaktion des Korsen daneben: Nr. 12, Pierre Borraud. Dieser Mann saß Blofeld gerade gegenüber, am anderen Tafelende. Er war es, der Blofelds Blick bisher ausgewichen war. Nun aber fühlte er sich sicher, seine Befürchtungen schienen sich nicht zu erfüllen.
    Blofeld wandte sich an das Plenum: »Wie Sie wissen, handelte es sich dabei um die Entführung der siebzehnjährigen Tochter von Magnus Blomberg, dem Besitzer des Principality-Hotels in Las Vegas und Mitinhaber anderer amerikanischer Unternehmen, wodurch er Mitglied des >Detroit Purple Gang< ist Das Mädchen wurde in Monte Carlo entführt und per Schiff nach Korsika gebracht. Das war die Arbeit der korsischen Sektion. Blomberg zahlte die verlangte Million entsprechend den Anweisungen von SPECTRE, indem er das Geld gegen Abend in einem aufgeblasenen Rettungsfloß vor der Küste bei San Remo abwerfen ließ. Bei Einbruch der Dunkelheit wurde es von einem Schiff unserer sizilianischen Sektion geborgen. Ihr gebührt Lob für die Entdeckung des im Floß versteckten Transistorsenders, mit dessen Hilfe die französische Marine unser Schiff hätte orten und aufbringen sollen. Nach Empfang des Lösegelds wurde das Mädchen den Eltern zurückgegeben, wie es schien, ohne Schaden genommen zu haben. Ich sage >wie es schien<, denn über die Polizei von Nizza erfahre ich nun, das Mädchen sei während seiner Verwahrung auf Korsika mißbraucht worden.« Blofeld ließ eine Pause eintreten. Dann fuhr er fort: »Es sind die Eltern, die das behaupten. Möglicherweise ist es mit Willen des Mädchens geschehen, aber das ist nebensächlich. Unsere Organisation hatte sich verpflichtet, das Mädchen unbeschädigt zurückzugeben. Nun bin ich der Meinung, daß, wie auch immer der Vorgang sich abgespielt haben mag, die Eltern ihre Tochter in beschädigtem oder zumindest benutztem Zustand zurückbekommen haben.« Blofeld, der große Gesten nicht liebte, öffnete auch jetzt nur die auf dem Tisch liegende Hand, indem er mit unveränderter Stimme sagte: »Wir bilden eine große, mächtige Organisation. Moral oder Ethik sind zwar keine Maßstäbe für uns, aber jedes Mitglied muß zur Kenntnis nehmen, daß ich in gewissen Dingen größten Wert auf die Untadeligkeit von SPECTRE lege. Hier hilft nur Selbstdisziplin, es gibt keine andere bei SPECTRE! Die Stärke unserer Gemeinschaft liegt bei jedem einzelnen von uns; die Schwäche eines einzelnen bedeutet den Ruin des Ganzen. Sie kennen meinen Standpunkt in dieser Sache und haben mir bisher bei jeder Säuberung zugestimmt. Auch diesmal habe ich entsprechend gehandelt: ich habe - mit einer diesbezüglichen Entschuldigungsnote - der Familie eine halbe Million zurückerstatten lassen; und das, obwohl durch den Radiosender auch sie kontraktbrüchig geworden war. Aber wahrscheinlich hat sie von dem Kniff gar nichts gewußt, er sah ganz nach Polizei aus. Die Dividende für jeden von uns verringert sich nun entsprechend. Was den Schuldigen betrifft, so bin ich mir im klaren. Die geeigneten Maßnahmen sind bereits ergriffen.«
    Blofelds Augen waren fest auf den Stehenden gerichtet - auf Nr. 7. Marius Domingue wußte, daß er schuldlos war. Er hatte keine Angst. Wie alle hier, vertraute er auf Blofelds Gerechtigkeitssinn. Zwar verstand er nicht, weshalb er zum Ziel aller Augen dienen mußte; aber Blofeld hatte entschieden, und Blofeld hatte immer recht.
    Blofeld spürte den Mut des Mannes, kannte die Gründe dafür. Auch sah er das schweißglänzende Gesicht von Nr. 12. Gut! Der Schweiß würde den Kontakt noch verbessern!
    Die Hand unterm Tisch tastete nach dem Knopf und schaltete ein.
    Von der Riesenfaust der 3 000 Volt gepackt, krümmte Pierre Borrauds Körper sich im Lehnstuhl. Seine schwarzen Haare standen buchstäblich zu Berge, ein grotesker Schmuck des verzerrten Gesichts. Die Augen blickten stier und erloschen dann. Langsam quoll die schwärzliche

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