Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Feuerball

Titel: Feuerball Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
geradegerichtet und einen neuen Motor eingebaut, einen Mark IV mit 9,5-Kompression. Dann war Bond mit 3 000 Pfund, der Hälfte seiner Barschaft, zu Mulliners gegangen, hatte die steife alte Sportlimousinenkarosserie durch ein sauberes, automatisch aufklappbares Zweisitzerkabriolett ersetzen lassen, eben nur zwei breite, niedere Sitze mit Armlehnen. Das Heck bestand aus einem eher häßlichen, kantigen Kofferraum. Der Anstrich war mattes Horizontgrau wie bei den Kriegsschiffen, während die Polsterung aus schwarzem Saffianleder bestand. Der Wagen flog wie ein Vogel, sauste wie eine Bombe und war Bond lieber als alle Frauen, mit denen er zur Zeit etwas hatte. Aber anderseits lehnte er es ab, Sklave seines Wagens zu sein. Jeder Wagen, wie wundervoll er auch sein mochte, war nichts als ein fahrbarer Untersatz und hatte jederzeit fahrbereit zu sein: ohne Garagentüren, an denen man sich die Fingernägel abbrach, ohne überflüssige Mechanikermätzchen außer dem raschen, monatlichen Service. Die »Lokomotive« (so nannte er seinen Continental) stand vor seiner Wohnung im Freien - bei jedem Wetter startbereit.
    Der Zwillingsauspuff - Bond hatte zweizeilige Rohre verlangt, das frühere, leise Vibrieren hatte ihm mißfallen - brummte gleichmäßig, während die lange graue Nase mit dem langen, achtkantigen Silberpfeil statt des geflügelten »B« aus dem kleinen Platz in Chelsea in die King’s Road einbog. Es war jetzt neun Uhr
    - der starke Verkehr hatte noch nicht eingesetzt - und Bond jagte den Wagen die Sloan Street hinauf und in den Park. Da es auch für die Verkehrspolizei noch zu früh war, legte er ein mörderisches Tempo vor, so daß er in glatten drei Minuten bei Marble Arch war. Dann fuhr er rund um die Häuser in der Baker Street und in den Regents Park. Zehn Minuten nach dem Anruf fuhr Bond bereits mit dem Lift zum achten und letzten Stock des mächtigen Häuserblocks hinauf.
    Schon auf dem teppichbelegten Gang roch es nach Ernstfall. In diesem Stockwerk war neben M’s Büro die Nachrichtenzentrale untergebracht, und so erklang hinter den geschlossenen grauen Türen das stetige Sausen und Gekrach der Empfangsapparate, gemischt mit dem unausgesetzten Rattern und Klappern der Dechiffriermaschinen. Das ließ Bond an Großalarm denken. Was, zum Teufel, mochte passiert sein?
    Der Personalchef stand über Miß Moneypenny gebeugt, während er ihr Funkspruch um Funkspruch aus einem ganzen Bündel reichte und ihr dazu Adressenangaben machte: »CIA Washington, für Dulles persönlich. Chiffre Triple-X, über Fernschreiber. - Mathis. Deuxième Bureau. Gleicher Vermerk, gleiche Beförderung. - Station F für Leiter NATO-Geheimdienst, persönlich. Standardbeförderung über Abteilungschef. - Diesen da durch Boten an den Leiter von M 15, persönlich, Kopie an den Polizeikommissar persönlich. Und den Rest«, er reichte ihr einen dicken Stoß, »persönlich an die Abteilungsleiter von M!
    Chiffre Doppel-X über Whitehall Radio und Portishead. In Ordnung? Seien Sie so gut und erledigen Sie das so rasch wie möglich, es kommen noch mehr. Das wird heute ein böser Tag!«
    Miß Moneypenny lächelte munter. Sie hatte eine Vorliebe für das, was sie »Sturm-und-Drang-Tage« nannte. Nun beugte sie sich vor und drückte den Knopf der Sprechanlage: »007 ist hier, Sir.« Und mit einem Blick auf Bond: »Du sollst ’reinkommen.« Der Personalchef sagte grinsend: »Schwimmwesten anlegen!« während über M’s Tür schon das Rotlicht aufflammte. Bond trat ein.
    Drinnen war es völlig friedlich. M saß zwanglos neben seinem Schreibtisch und blickte aus dem breiten Fenster auf die flimmernde Silhouette Londons hinaus. Jetzt sah er auf. »Setzen Sie sich, 007. Und sehen Sie sich das an, aber lassen Sie sich Zeit dazu!« Er schob ein paar Fotokopien über den Tisch und begann seine Pfeife zu stopfen.
    Bond nahm die oberste Kopie zur Hand. Sie zeigte einen adressierten Briefumschlag von beiden Seiten, bestäubt wegen der Fingerabdrücke, von denen die ganze Fläche voll war.
    M blickte herüber: »Sie können rauchen, wenn Sie Lust haben.«
    Bond sagte: »Danke, Sir. Ich versuche, es aufzugeben.« M sagte nur »Hrrrrrmmm«, schob die Pfeife in den Mund, zündete sie an und machte einen tiefen Lungenzug. Dann rutschte er tiefer in seinen Stuhl, während seine grauen Seemannsaugen selbstversunken durch das Fenster starrten.
    Der Umschlag mit dem Vermerk PERSÖNLICH UND HÖCHST DRINGEND war ordnungsgemäß mit allen Titeln an den

Weitere Kostenlose Bücher