Feuerball
Vorderteil mit gewöhnlichem TNT gefüllt ist, während das Plutonium hinten steckt. Zwischen beiden befindet sich ein Loch, in das eine Sprengkapsel geschraubt wird, so eine Art Dübel. Beim Aufschlag zündet das TNT die Sprengkapsel, die dann ihrerseits die Kettenreaktion auslöst.«
»Man müßte also die Bombe abwerfen!«
»Offenbar nicht. Jemand, der sich auskennt, müßte nur das Vorderteil abschrauben und einen Zeitzünder anbringen, der die Zündung ohne Abwurf besorgt. Dann würde das Ding schon krepieren. Und es ist gar nicht so groß
- man könnte es in einem Golfsack von doppelter Größe unterbringen. Natürlich ist es sehr schwer, aber ein großer Wagen könnte es aufnehmen. Damit könnte man in eine Stadt fahren und ihn bei laufendem Zeitzünder geparkt lassen. Mit zwei Stunden Vorsprung ist man außer Reichweite - gute 150 Kilometer - und die Sache hat sich.«
Bond griff nach einer weiteren Zigarette. Unglaublich - und dennoch wahr! Genau das, was alle Geheimdienste stets befürchtet hatten! Der anonyme kleine Mann im Regenmantel mit dem schweren Koffer - oder mit der Golftasche. Dann die Gepäckaufbewahrung, der geparkte Wagen, das Sträucherdickicht in einem Park. Und kein Mittel dagegen! Wenn dieser erste Fall von Atom-Erpressung nicht verhindert werden konnte, würde sich das herumsprechen, und jeder verbrecherische Wissenschaftler würde mit entsprechender Einrichtung und etwas Schrott das gleiche versuchen. Stoppte man SPECTRE jetzt nicht rechtzeitig, dann blieb nichts übrig, als zu zahlen. Bond sprach es aus.
»Ja, so ungefähr ist die Lage«, bemerkte M. »Und weder der PM noch der US-Präsident würden sich auch nur fünf Minuten länger halten können, wenn etwas schiefginge. Ob wir aber zahlen oder nicht, die Folgen sind gar nicht abzusehen. Deshalb muß alles getan werden, um diese Leute und das Flugzeug aufzuspüren. Darin sind sich auch der PM und der Präsident völlig einig. Jeder Geheimdienstmann in der ganzen Welt, der auf unserer Seite steht, wird in dieses Unternehmen eingespannt. Es hat den Namen >Unternehmen Feuerball< Flugzeuge, Schiffe, U-Boote - und natürlich spielt Geld dabei keine Rolle. Wir können alles anfordern, was wir brauchen. Das Kabinett hat bereits einen Spezialstab gebildet und eine zentrale Befehlsstelle eingerichtet. Jede, auch die geringste Information, geht dorthin. Die Amerikaner haben das gleiche getan. Da sich ein Durchsickern nicht verhindern läßt, wurde ausgestreut, die ganze Panik - denn die Panik ist da - komme von dem Verlust des Vindicator - die beiden Bomben eingeschlossen, was auch immer für ein politisches Hin und Her daraus entsteht. Nur der Brief wird absolut geheimgehalten. Die Detektivroutine
- Fingerabdrücke, Brighton, Briefpapiersorte etc. - besorgt Scotland Yard unterstützt von FBI, Interpol und dem gesamten NATO-Geheimdienst Dazu wird nur ein Abschnitt des Briefes freigegeben, dessen Wortlaut belanglos ist. Das alles geschieht aber unabhängig von der Suche nach dem Flugzeug, die als wichtigste Spionagesache angesehen wird. Niemand darf merken, daß die beiden Nachforschungen zusammenhängen. MI 5 kümmert sich um das Vorleben aller Besatzungsmitglieder einschließlich des NATO-Italieners - das gehört zur Suche nach dem Flugzeug. Unser Dienst arbeitet mit CIA zusammen, in der ganzen Welt. Dulles setzt jeden Mann ein, den er hat, und ich auch. Soeben habe ich Großalarm gegeben. Im übrigen heißt es abwarten und Tee trinken.«
Bond zündete sich noch eine Zigarette an, die sündhafte dritte in dieser Stunde. Möglichst unbeteiligt sagte er: »Und was habe ich dabei zu tun, Sir?«
M blickte Bond so an, als bemerkte er ihn erst jetzt. Dann drehte er seinen Stuhl zurück und starrte wieder durch das Fenster ins Leere. Schließlich sagte er in beiläufigem Ton: »Ich habe soeben mein dem PM gegebenes Wort gebrochen, indem ich Ihnen das alles erzählt habe, 007. Dabei stehe ich unter Eid. Ich habe es nur getan, weil ich eine Idee habe, einen Verdacht, und weil ich will, daß dieser Verdacht von einem« - er zögerte - »verläßlichen Mann verfolgt wird Es scheint mir, als sei die einzige winzige Spur eben jene DEW-Radarbeobachtung, nach der eine Maschine die Ost-West-Luftstraße über dem Atlantik verlassen und Sudkurs auf Bermuda und die Bahamas genommen hat. Ich möchte diese Spur verfolgen, auch wenn sie anderwärts nicht viel Interesse gefunden hat. Aber ich glaube doch, daß ein lohnendes Ziel für Bombe Nr. 1
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