Feuerball
schneller zu schwimmen und tiefer zu gehen.
In rascher Folge trafen ihn nun die weiteren Stöße, aber die Wasserbomben fielen alle um den Blutfleck beim Schiffsrumpf, so daß die Stoßwellen ihrer
Explosionen schwächer wurden.
Jetzt kam wieder der Boden in Sicht, der freundlich wogende Graspelz mit den großen, schwarzen Formen abgestorbener Schwämme. Scharen kleiner Fische flohen wie Bond vor den Explosionen. Er schwamm jetzt mit aller Kraft, denn jeden Moment konnte dort oben ein Boot zu Wasser gelassen werden, jeden Moment konnte ein weiterer Taucher herabkommen. Gelang es Bond aber, ungesehen zu entkommen, so würde man an Bord bei einigem Glück nur annehmen, daß ein Hai oder Barrakuda die Unterwasserwache getötet habe. Wie aber würde Largo den Fall der Hafenpolizei darstellen? Denn es war schwierig, die Notwendigkeit einer bewaffneten Unterwasserwache für eine Vergnügungsjacht in friedlichen Hafengewässern zu motivieren!
Weiter ging es über das wogende Seegras. Der Kopf schmerzte heftig. Vorsichtig befühlte Bond die beiden großen Beulen: die Haut war unverletzt. Noch immer benommen, erreichte er das Ende des Seegrasfeldes, schwamm weiter über die grauverschlammten Autoreifen, über die Flaschen und Dosen und kam endlich zum Eisengerüst des Piers. Er glitt über den abschüssigen Sand und kniete schließlich mit gesenktem Kopf in dem seichten Wasser - unfähig, die schwere Aqualunge zum Strand hinaufzutragen. Er war zum Umfallen erschöpft.
17
Bond zog sich an und gab dabei dem Konstabler Santos nur ausweichende Antworten. Dieser erzählte, es habe offenbar irgendwelche Unterwasserexplosionen an der Steuerbordseite der Jacht gegeben. Mehrere Männer seien dann ziemlich aufgeregt auf Deck erschienen. Ein Boot sei an der küstenabgewandten Seite zu Wasser gelassen worden. Bond sagte, er wisse nichts davon, er habe sich nur den Kopf an der Schiffswand angeschlagen, wirklich zu dumm! Aber er habe gesehen, was er habe sehen wollen, und sei dann zurückgeschwommen. Ein voller Erfolg, und Santos sei ihm dabei eine große Hilfe gewesen. Besten Dank und gute Nacht; er, Bond, werde am Morgen den Polizeidirektor aufsuchen.
Vorsichtig ging er die Seitenstraße hinauf, wo er Leiters Ford geparkt hatte. Vom Hotel aus rief er Leiter an, und sie fuhren gemeinsam zur Polizeidirektion. Bond berichtete von den Vorfällen und von seiner Entdeckung. Jetzt waren ihm die Folgen gleichgültig: er würde seinen Bericht abfassen. In London war es nun acht Uhr früh und keine vierzig Stunden mehr bis zur entscheidenden Stunde.
Leiter sagte entschieden: »Ja, tu das! Und ich schicke eine Kopie davon an CIA und bestätige alles. Außerdem fordere ich jetzt die Manta an. Sie soll schleunigst herkommen.«
»Wirklich? Was ist denn plötzlich in dich gefahren?«
»Weißt du, ich hab’ mir im Kasino alle die Teilhaber und Schatzjäger gut angesehen. Meist sind sie in Gruppen herumgestanden und haben sich bemüht, so auszusehen, als wären sie zum Vergnügen da. Aber bis auf Largo ist ihnen das nicht gelungen. Hab’ im Leben noch keinen solchen Haufen Gauner gesehen
- alles im Smoking, mit Zigarre, Champagnerglas und so weiter. Wahrscheinlich auf Befehl. Aber keines von den Gesichtern sagte mir etwas, bis mir so ein kleiner Kerl über den Weg lief, mit buschigen Brauen, einem großen Eierkopf und dicken Brillengläsern, der aussah wie ein Mormone, der sich in ein Bordell verirrt hat. Er schien ziemlich nervös und sagte jedem, der es hören wollte, was für ein schöner Ort das sei und wie wohl er sich hier fühle. Im übrigen stand er nur hilflos herum. Also, das Gesicht kam mir bekannt vor. Ich wußte, ich hatte es schon irgendwo gesehen, aber ich kam nicht drauf, du weißt ja, wie das ist. So ging ich zur Rezeption und sagte dort, ich hätte da einen Klassenkollegen getroffen, der nach Europa ausgewandert sei, aber ich wisse seinen Namen nicht mehr und so weiter. Wir sahen dann die Mitgliedskarten durch, und es stellte sich heraus, daß der Mann jetzt Traut heißt, Emil Traut. Schweizer Paß, gehört zu Mr. Largos Jachtgesellschaft.« Leiter machte eine Pause. »Nun, ich nehme an, der Schweizer Paß brachte mich darauf.« Er wandte sich Bond zu. »Erinnerst du dich an einen Mann namens Kotze, einen ostdeutschen Physiker? Kam vor zirka fünf Jahren nach dem Westen und pfiff alles, was er wußte. Mit einem fetten Scheck für die Information tauchte er dann in der Schweiz unter. Die Akte ging bei der CIA in Washington
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