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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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muss, sich beeilen, um an meiner Seite zu sein, ein letztes Mal, bevor die Menschen hereinbrechen werden, sich auch noch das letzte Stück Land einzuverleiben und meinen Namen endgültig zu tilgen.
    Ich lasse sie so ungern zurück. Wie kann sie bei ihnen überleben?
     
    Schon wieder begann ich, zu zittern. Nein. Ich wollte nicht, dass es geschah, nicht schon wieder, nicht schon wieder... und sie rief mich, sie, die Herrin. Ich musste fort, musste zu ihr... was sollte mit ihm geschehen? Warum konnte er nicht einfach gehen ?
    Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen schossen. Ich konnte nicht mehr. Ich wollte nicht mehr. Ich sank auf meinen Stuhl zurück, vergrub mein Gesicht in meinen Armen, war wieder das kleine Kind, das die Dunkelheit fürchtete und vor ihr in eine eigene Dunkelheit floh. Wenn ich ihn nicht sah, konnte ich mir vorstellen, er wäre fort – jedenfalls vielleicht so lange, dass es mir gelang, zur Herrin zu gehen. Sie brauchte mich. Ich musste zu ihr.
    Langsam löste ich die inneren Spannungen und tastete ihrem Impuls hinterher, versuchte, zu ergründen, wie es ihr ging, was ich tun konnte, um ihr zu helfen.
    Etwas Hartes, Ruckartiges auf meiner Schulter riss mich unsanft zurück, so dass eine Woge des Schmerzes durch meinen Kopf raste. Ich schaute hoch, versuchte, den Mann zu fixieren, der seine Hand rasch wieder fortgezogen hatte, als er meinen Blick gewahrte.
    „Nicht“, versuchte ich den Schmerz und die Verwirrung in meinem Kopf zu durchdringen. „Geh jetzt. Geh. Ich muss allein sein... Ich muss zu...“ Ich hörte selbst, wie meine Stimme immer schwächer wurde. Ich musste es beenden! Herrin, warum lässt du mich jetzt allein? Ich will nicht, will nicht, es sind schon zu viele...
    „Ich kann nicht gehen“, erklärte er fest, und doch schwang auch etwas wie Mitleid in seinem Ton. „Nicht, bevor du mir nicht verraten hast, was mit Devall geschehen ist. Wo Kaythla steckt. Wo, bei Chrylls Flamme, ich hier eigentlich bin.“
    Ich sah ihn an, und in einem plötzlichen Impuls versuchte ich, nach ihm zu tasten. Es überraschte mich, dass ich sogar so etwas wie einen Weg erkennen konnte, doch etwas sperrte mich aus, bevor es mir gelang, ihn zu betreten. Ich vermochte nur, vage zu fühlen, Gefühle zu erahnen, die in den Schatten kauerten – Schmerz, überdeckt von Wut und Hass. Kleine Bruchstücke von anderem, aus friedlicheren Zeiten, kaum wahrzunehmen – und ein Hauch von etwas, das uns verband, wenn er es selber auch nicht ahnte.
    „Feuer“, flüsterte ich erstaunt. „Ein machtvoller Gefährte, unter dessen Magie du stehst.“
    Jetzt war es an ihm, verblüfft zu sein. „Ich bin Schmied“, sagte er. „Keine Magie. Damit habe ich nichts zu schaffen.“
    Es war jetzt nicht die Zeit, ihm Dinge zu sagen, die hier und jetzt nicht wichtig waren. Doch das Band zwischen uns war gefunden, und ich besaß nicht den Willen und die Macht, sein Leben hier und jetzt zu beenden. Vielleicht würde er tatsächlich gehen, wenn ich ihm sagte, was er wissen wollte.
    „Du weißt nicht viel über alles, nicht wahr“, stellte ich fest. „Und du fragst nach diesem Mann – Devall. Er ist tot. Wie alle die, die vor ihm kamen. Sie wollten uns töten, und noch ist Kaythla mächtiger als sie. Schau mich nicht auf diese Weise an! Wenn du angegriffen wirst, was würdest du tun? Nicht wir haben den Kampf gesucht! Was glaubst du, warum wir hier leben, mitten im Wald und im Verborgenen?“
    „Wie soll ich wissen, was Kaythla ausheckt in ihrem verfluchten Rattennest? Natürlich hat sie sich versteckt, um so all ihre Untaten zu vollbringen, für die sie niemand verfolgen kann! Sie ist...“
    „Was weißt du von Kaythla?“, fragte ich wieder. „Nichts weißt du. Überhaupt nichts. Und du maßt dir an, zu entscheiden, was die Wahrheit ist und was nicht, ohne sie zu kennen, ohne ihre Seite zu kennen – aber die hat ja noch nie jemanden interessiert, nicht wahr? Es ist ja auch viel einfacher, wenn Menschen in ihrem Namen plündern, rauben und morden – und so selbst nie entdeckt werden, denn jeder glaubt gern alle Geschichten, sofern nur ihr Name darin genannt wird! Glaub mir, Kaythla war schon so lange nicht mehr in der Welt da draußen, dass ich es gar nicht zählen kann. Sie trägt keine Schuld am Tod deiner Frau, wie auch immer sich dieser ereignet hat. All das, was euch da draußen geschieht, all das, was dort geschehen ist, habt ihr selbst zu verantworten oder ein unglückliches Geschick. Und während wir hier

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