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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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König, ist die Strafe für deine Vermessenheit! Beim nächsten Mal nehme ich mir deine Burg, dann dein Reich – doch deine Tochter siehst du nie wieder!“
    Dann war es vorbei, und als sich die Burgleute wieder vor die Tür wagten, war und blieb die Prinzessin verschwunden, und niemand wusste sich zu erklären, wohin.
    Außer sich befahl der König, sein ganzes Reich bis in die hintersten Winkel absuchen zu lassen, und er sandte auch Boten in alle Länder, die er kannte. Doch die Prinzessin fand er nicht mehr, und abends stand er an seinem Fenster und schaute in die Nacht hinaus, verzweifelt und voll Hass und Zorn auf die grausame Herrin der Winde.
     
    Als die Prinzessin zu sich kam, fand sie sich in einem gläsernen Palast auf einem hohen Berg wieder, umgeben von fremdartigen, stummen Wesen, die ihr von nun an zu Diensten sein sollten. Sie lief durch die glitzernden Hallen und Säle, denn sie gedachte nicht, hier zu bleiben und auf ihre Errettung zu warten oder auf die Ankunft von jemandem, der über ihr Schicksal bestimmen würde. Stattdessen nahm sie sich eine der Decken, die auf ihrer Bettstatt lagen, hüllte sich ganz darin ein, so dass sie den fremden Wesen glich, und schlüpfte von ihnen unbemerkt durch die Flure und Gänge davon bis zum Tor. Niemand hielt sie auf, als sie den Palast verließ. Niemand rechnete damit, dass eine Prinzessin so etwas tun würde.
    Sie befand sich hoch auf einem Berg, und der Abstieg war schwer und mühselig. Ihre Schuhe waren bald zertreten und zerrissen, doch sie lief barfuß weiter und kümmerte sich nicht um die Ranken, die ihr Wunden rissen und die Steine, die sie straucheln ließen. Wie lange sie so lief, wusste sie nicht, doch als sie unten angekommen war, hätte sie niemand mehr für eine Prinzessin gehalten, so schmutzig, zerlumpt und wirr, wie sie aussah.
    Sie hielt nicht an, sondern ging weiter. Gute Menschen gaben ihr unterwegs etwas zu essen und ein Dach über dem Kopf in einer Scheune, doch bleiben wollte sie nirgendwo. Sie fragte nach der Herrin der Winde und ihren Dienerinnen, sie fragte nach dem Reich ihres Vaters, doch niemand konnte ihr weiterhelfen oder etwas dazu sagen.
    Schließlich kam sie in einen Wald und fragte die Bäume, die Vögel und den Bach, der über die Steine plätscherte, doch auch hier wusste niemand, wo die Herrin mit ihren Mädchen wohnte oder wer und wo ihr Vater war. Da ließ sie sich zu Boden fallen und weinte vor Hoffnungslosigkeit, und während sie das tat, kam ein Adler geflogen und landete vor ihr auf dem Boden.
    „Weine nicht, Prinzessin“, sagte er, „denn ich weiß, wer du bist und wen du suchst. Ich kenne die Herrin der Winde genau, denn ich reite auf ihren Brisen und Böen, und wir erzählen uns oft Geschichten. Steig auf meinen Rücken, und ich werde dich zu ihr bringen und zu der, die du suchst.“
    Die Prinzessin umarmte das Tier und kletterte auf dessen Rücken, und so flogen sie durch die Luft davon, ließen Wälder und Städte und Dörfer und Meere hinter sich und gelangten endlich zum Palast der Winde, der oben in den Wolken liegt und den kein Sterblicher je betreten hat.
    Der Adler trug sie direkt in die Halle, wo die Herrin der Winde auf ihrem Thron saß und ihnen verwundert entgegensah.
    „Was bringst du mir die, die ich verbannt habe, alter Freund?“, fragte sie, und ihre Stimme war wie das Rauschen von Baumwipfeln. „Hast du sie gefangen und bringst sie zurück, oder warum seid ihr hergekommen?“
    Die Prinzessin kletterte vom Rücken des Adlers und kniete vor der Herrin nieder. „Verzeiht, Herrin“, erklärte sie, und ihre Worte verloren sich in der Weite der Halle. „Ich bin gekommen, Vergebung für meinen Vater zu erbitten, denn dein Zorn richtet sich nicht nur gegen ihn, sondern gegen das ganze Land, gegen Menschen, die mit seinen Worten nichts zu tun haben. Ich bin gekommen, zu bitten, nach Hause zurückgebracht zu werden, denn allein finde ich nicht mehr dorthin. Und ich bin gekommen, meine liebste Freundin zu finden, das Windmädchen, das du zu meinem Vater schicktest und das ich nicht vergessen kann.“
    Die Herrin der Winde schwieg eine Weile, dann gebot sie der Prinzessin, aufzustehen. „Es gefällt mir, wie du zu mir sprichst, und wenn du auch nicht für deinen Vater reden kannst, so bin ich bereit, ihm noch eine letzte Gelegenheit zu geben, sich selbst und sein Verhalten zu ändern. Du selbst hast einen langen Weg hinter dir, du sollst nun nach Hause zurückkehren dürfen. Und wissen sollst du,

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