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Feuerbande

Feuerbande

Titel: Feuerbande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Otten
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dass die, die du suchst, die Länder ebenso nach dir durchforscht hat wie dein Vater, doch ich habe dich vor ihr verborgen, so dass sie dich nicht finden konnte. Ich war nicht einverstanden mit ihr, doch wer vermag den Wind zu zähmen?“
    Sie lächelte, und mit dem Hauch einer Frühlingsbrise betrat das Windmädchen die Halle. Als es die Prinzessin erkannte, unter all ihrem Schmutz und Staub und den zerrissenen Kleidern, stürmte es auf sie zu und drückte sie an sich. „Lang habe ich gesucht“, murmelte es glücklich. „Du hast dich verändert, doch du bist hier, und das ist noch keinem Menschen gelungen. Ich werde dich nie mehr fortgehen lassen.“
    Die Prinzessin streichelte das wilde Mädchen. „Ich muss nach Hause“, sagte sie. „Doch wir werden uns immer sehen, abwechselnd hier und in meiner Welt. Wir werden die Grenzen überschreiten, und wir werden Neues schaffen.“
     
    Und so geschah es, sagt die Legende.
    Mancherorts erzählt man auch, die Herrin der Winde hätte sich noch einmal selbst zur Königsburg begeben, unerkannt in der Gestalt einer Menschenfrau, und dabei sei es dazu gekommen, dass sie die Nacht mit dem König verbrachte. Dabei war sie wild und voll Leidenschaft, bis der König ihr nichts mehr entgegenzusetzen hatte.
    Da wandte sie sich zu ihm und sprach: „Wer ist denn nun stärker von uns beiden, wessen Macht ist denn nun besiegt?“ Und sie verschwand im selben Augenblick, als der König kraftlos nach ihr griff.
    Von da an, heißt es, hat der König nie wieder über den Wind gespottet und sich der eigenen Kräfte gerühmt.
     

Die kleine Blume
     
    Eine kleine Blume wuchs einmal allein auf einer Wiese in der Nähe eines Bachs. Was aus ihren Gefährten geworden war, wusste sie nicht – große Füße mochten sie zertreten haben, Tiere sie gefressen, der Wind sie hinweggefegt. Wer konnte das sagen? Die Blume erinnerte sich nicht daran, ob es einmal andere Zeiten gegeben hatte, denn es spielte keine Rolle. Das ist so bei Blumen, sie blühen im Jetzt. Nur Bäume wurzeln in der Vergangenheit.
    Wenn die Nacht kam und der Wind mit ihr spielte, wenn die Dunkelheit sie umschloss, dann zitterte die Blume und bebte und dachte bei sich: „Ach, wie schutzlos bin ich doch hier allein – jeder kann mich treten, jeder kann mich reißen. Ich bin ein schwaches, hilfloses, schwankendes Geschöpf. Hätte ich nur eine Stütze, einen Halt, etwas Bewahrendes, das alle Gefahr von mir fernhalten könnte!“
    Diese Gedanken hörte eine Fee, denn Feen können das, mit Blumen sprechen. Sie tun dies ohne Worte, denn die sind nicht nötig, weil beide verwandt miteinander sind. Wenn eine Blume blühen soll, steckt eine Fee ein Stück von sich selbst hinein, einen Hauch, einen Wunsch, einen Gedanken. Die Blume merkt das nicht einmal, denn die Fee ist verschwunden, sobald sie erwacht.
    „Kleine Blume“, sagte die Fee, auf die ihr eigene Zauberart. „Ist das wirklich dein größter Wunsch? Denn bedenke, das, was man sich wünscht, kann eines Tages in Erfüllung gehen. Gedanken haben ihre Macht.“
    „Oh ja“, nickte die kleine Blume. „Denn so will ich hier nicht mehr sein, klein und schutzlos und von jedem verwundbar.“
    „Dann sei es so“, meinte die Fee und nickte ebenfalls zurück, und dann verschwand sie, wie es Feenart ist, auf ihren eigenen, verschlungenen Wegen.
    In der nächsten Nacht regnete es, und der Bach trat über die Ufer. Als die kleine Blume am Morgen erwachte, lagen Kieselsteine rund um sie verstreut, und sie freute sich sehr, dass ihr Wunsch erfüllt worden war.
    „Danke, liebe Fee“, dachte sie, „oder wer immer dafür verantwortlich ist. Nun werde ich mir einen Schutzwall bauen, und nichts und niemand kann mir mehr etwas zuleide tun.“
    Mit ihren Blättern und Wurzeln schob und zog sie die Steine in ihrer Nähe zu sich heran, doch sie reichte nicht weit, und die kleine Blume dachte erneut: „Wenn mir nur jemand helfen würde, denn dieser Schutz ist noch zu klein, er kann zu leicht zerschmettert, zertreten, davongeblasen werden.“
    In der folgenden Nacht kam ein Sturm daher und fegte über die Wiese, und die kleine Blume war froh über den Damm, den sie schon zu bauen begonnen hatte. Und als am nächsten Tag die Sonne wieder schien, da staunte sie nicht schlecht, denn der Sturm hatte alle Kiesel zu ihr und um sie herumgeweht.
    „Wie schön!“, dachte die Blume und freute sich sehr. „Wie schön, denn jetzt bin ich hier sicher! Ich habe einen so starken Wall um mich herum, dass

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