Feuerbande
seine Geheimnisse.
Der Frostkönig
Es war einmal ein Mädchen, das lebte in einem Haus inmitten von Apfelbäumen, in einem Tal weit fort von hier. Es war gut Freund mit Menschen und Tieren, und abends, wenn es schlafen ging, atmete es den Duft der Apfelblüten und sagte sich: „Oh, wie gut es mir doch geht! Besser kann es nirgends sein.“
Doch eines Morgens, als es erwachte, war etwas geschehen, etwas, das ganz und gar nicht stimmte. Es war kalt, eiskalt geworden, und als das Mädchen ans Fenster lief, da herrschte draußen der Winter, wo es gestern noch Frühling gewesen war. Eine Decke aus Schnee lag über dem Land, und der Frost hatte die Apfelbäume erstarren lassen. Ihre Blüten sahen aus wie gefrorenes Glas.
Das Mädchen zog sich seine wärmsten Kleidungsstücke an und stapfte hinaus in die Landschaft aus Eis. Eiszapfen hingen vom Hausdach herab, die ganze Welt lag in kaltem Schweigen. Das Mädchen wusste sich keinen Rat.
„Wenn ich hier bleibe, werde ich wohl erfrieren“, meinte es, „aber was soll ich tun, wohin soll ich gehen? Was ist hier geschehen in diesem Tal? Wieso ist es so kalt geworden?“
Aber niemand wusste eine Antwort darauf, nur der Schnee fiel leise in dichten Flocken.
Das Mädchen ging zum Apfelgarten und legte die Hand auf die kalte Rinde seines Lieblingsapfelbaums. „Ich werde euch helfen“, flüsterte es. „Ich werde euch allen helfen und den Frühling zurückbringen.“
Und als sie das gesagt hatte, da sah sie etwas am Fuße des Baumes zwischen seinen Wurzeln liegen, in einem weichen Bett aus Schnee. Sie bückte sich danach und hielt einen Apfel in der Hand, klein und rot und warm trotz der Kälte.
„Dies ist mein Abschiedsgeschenk an dich“, wisperten die gefrorenen Zweige. „Wenn du Hilfe brauchst, reibe nur daran, dreimal werde ich dir helfen können. Und solltest du am Ende deiner Kräfte sein, so wird dich der Apfel gesunden lassen, wenn du ihn isst, denn er ist voller Lebenskraft.“
Das Mädchen bedankte sich und freute sich sehr. „Nun wird es mir bestimmt gelingen, das Tal aus dem Frostbann zu erlösen. Lebt alle wohl, denn ich gehe jetzt fort und kehre zurück mit dem Frühlingswind.“
Frohen Mutes begann es seine Reise, doch der Weg aus dem Tal war hart und beschwerlich. Die Luft war kalt und der Schnee war tief, und mit jedem Schritt sank das Mädchen hinein. Bald waren seine Füße nass und taub, und es spürte, dass es nicht lange so weiterlaufen konnte.
„Lieber Apfelbaum“, sagte das Mädchen und rieb am roten Äpfelchen. „Ich brauche Hilfe, denn ich komme nicht voran und werde hier sonst noch erfrieren. Bitte lass mich nicht im Stich.“
Und im selben Moment sah es weiter vorn eine Bewegung in den Schleiern aus Schnee, und ein Eisbär näherte sich ihm, groß und weiß wie die Winterwelt. Das Mädchen schrie laut auf vor Schreck, doch der Eisbär beruhigte es und brummte: „Hab keine Angst, denn ich bin gekommen, um dir zu helfen. Du stehst unter dem Schutz der Apfelbäume. Klettere nur auf meinen Rücken und halte dich gut fest, dann will ich dich aus dem Schnee hinaus tragen.“
Das Mädchen hatte Angst, doch es sagte sich: „Was habe ich denn schon zu verlieren? Ich will auf den Zauber des Apfels vertrauen.“ Und es kletterte auf den Rücken des Bären und drückte das Gesicht in sein weiches Fell, das warm und tröstlich in der Winterstille war. Der Eisbär lief durch den Schnee davon, als mache es ihm keine Mühe, und das Mädchen hielt sich auf seinem Rücken fest, während die Landschaft zu beiden Seiten an ihnen vorüber flog.
Schließlich machte der Eisbär Halt und sagte freundlich: „Hier endet mein Weg, nun kann ich dich nicht weiter bringen. Ich wünsche dir viel Glück auf deiner Reise von hier an.“
Das Mädchen stieg ab und dankte dem Bären, der rasch mit dem Schneetreiben verschmolz. Das gefrorene Land endete hier, und vor ihm begann ein großer See, der in der Ferne im Gebirge verschwand. Das Wasser des Sees war eisig kalt, und Eisschollen trieben darauf, und nirgends gab es ein Boot, um hinüber zu kommen.
„Lieber Apfelbaum“, bat das Mädchen wieder und rieb erneut an seinem Äpfelchen. „Ich brauche Hilfe, denn ich komme nicht voran und werde hier sonst noch erfrieren. Bitte lass mich nicht im Stich.“
Und im selben Moment bewegte sich etwas im See, und ein riesiger Karpfen tauchte daraus empor, so dass das Mädchen zur Seite sprang. Doch der Fisch sprach mit tiefer Stimme zu ihm: „Hab keine
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