Feuerbluete 01 - Feuerbluete
draußen. Sie dachte lange darüber nach, was Lilas gesagt hatte. Aufhören zu kämpfen. Eine Kraft, gegen die kein Panther ankam.
Es ist einen Versuch wert, dachte Alena. Morgen Nacht werde ich es ausprobieren. Cchraskar war begeistert, als sie ihm davon erzählte. »Gut ist das«, sagte er. »Mach einen Bettvorleger aus dem Weißen Panther, einen Bettvorleger!«
Alena seufzte. »Oder aber er macht einen aus mir ...«
Sie und die anderen wechselten sich dabei ab, bei Tjeri Wache zu halten. Alena beschloss Kerrik eine Weile abzulösen, bevor sie die Suche nach Keldo fortsetzte. Als sie leise in den Raum schlüpfte, sah sie ihn ruhig gegen die Wand gelehnt dasitzen. Jeden Muskel entspannt, völlig in sich ruhend, und doch wachsam. Wie ein Jäger oder ein Betender, dachte Alena. Als er sie sah, nickte er ganz leicht und lächelte mit den Augen.
Alena wartete darauf, dass er ging, aber er tat es nicht. Also setzte sie sich einfach neben ihn. Ihr Herz schlug so laut, dass sie Angst hatte, er könnte es hören. Erst nach und nach wurde sie ruhiger. Ihre Gedanken wanderten von Tjeri zu ihrem Vater, dann zu ihrer Mutter. Ihr fiel ein, dass Kerrik sie gekannt hatte. Plötzlich fühlte sie das Bedürfnis, mehr darüber zu wissen.
»Die Frau, die du damals im Dschungel getroffen hast - die mit Rena reiste - wie war sie so?«, fragte sie schüchtern.
Kerrik lächelte. Er schien nichts dagegen zu haben, dass sie die Stille brach. »Du meinst Alix? Beim Erdgeist, das war eine tolle Frau. Sehr herzlich. Ohne jeden Hintergedanken. Ehrlich zu sich selbst.«
Sonst erwähnten die Leute immer, wie gut sie gekämpft hatte. Erstaunlich, was ihm alles aufgefallen war! »Sie war meine Mutter«, sagte Alena, und dieses eine Mal blieb das verhasste Gefühl, nicht gut genug zu sein, aus. Sie war einfach nur stolz darauf, dass jeder, der Alix kennengelernt hatte, so gut von ihr sprach.
»Ja, ich weiß. Rena hat’s mir erzählt. Übrigens haben sie über dich gesprochen damals. Du warst erst ein Jahr alt oder so.«
Diesmal hätte sie es gerne gehört, dass sie ihrer Mutter ähnlich war - und natürlich sagte ausgerechnet Kerrik es nicht.
»Ich kann mich leider nicht an sie erinnern«, sagte Alena, befeuchtete Tjeris trockene Lippen mit einem Tuch und flößte ihm einen Schluck Wasser ein. »Kurz darauf ist sie ja schon getötet worden. Beim Kampf um den Smaragdgarten, hat mir mein Vater erzählt - aber Einzelheiten hat er nie rausgerückt.«
»Sie und Rena mochten den Dschungel«, sagte Kerrik. »Nicht vielen Leuten gefällt es in Lixantha. Ich glaube, du würdest da auch gut klarkommen.«
»Nimmst du mich irgendwann mal mit?«
»Wenn du willst.«
Sie lächelten sich an, und einen winzigen Moment lang schaffte es Alena, all ihren Kummer zu vergessen und einfach nur glücklich zu sein.
Rena ließ sich vom Rücken des Dhatlas gleiten. Es war ein großes Dorf direkt an der Handelsroute nach Ekaterin, aber schön war es nicht. Die Dhatlas hatten alles Grün zerstampft oder gefressen, nur noch Staub war übrig. Sämtliche Flächen rings um den Ort waren für die Versorgung und Pflege der Reittiere reserviert; hier schienen einige Züchter zu leben. Große Flecken frisch aufgeworfener Erde sagten Rena, dass sich hier einige der Reptilien eingegraben hatten.
Ein Mädchen nahm ihr das Dhatla ab. Rena drückte ihm eine Münze in die Hand. »Der Heiler vom Berge war hier, nicht wahr?«
Das Mädchen nickte scheu und führte das Dhatla weg. Eigentlich war die Frage unnötig. Man sah, dass vor kurzem noch eine große Menschenmenge im Ort gewesen war. Überall sah sie die Spuren von Schuhen und bloßen Füßen. Aber jetzt waren die Menschen alle weg. War Rena zu spät gekommen?
Doch dann sah sie ein Erdhaus, vor dem abreisebereite Dhatlas standen. Es war von einem Dutzend schwer bewaffneten Wachen umringt. Kräftigen Burschen, ehemalige Söldner dem Anschein nach. Wieder einmal - Cano kann nicht verleugnen, dass er selbst einmal Söldner war, dachte Rena und näherte sich ihnen.
»Ich bin einen weiten Weg gekommen, um mit dem Heiler vom Berge zu sprechen«, sagte sie zu einer der Wachen. »Es ist wichtig!«
Gleichgültig blickte der Mann auf sie herab. »Er spricht mit niemandem. Wart Ihr nicht auf der Kundgebung?«
»Ich war zu spät dran. Leider!«
»In Dreas wird er als Nächstes sein. Kommt dorthin.« Der Mann wandte den Kopf ab. Für ihn war die Sache erledigt. Aber ganz so leicht gab Rena nicht auf.
»Cano kennt mich von
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