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Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
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dem sie damals Cano getroffen hatte, und hob das Gesicht in den kalten Wind. Wie sie erwartet hatte, war niemand hier. Das konnte ihr nur recht sein. Es war wieder einmal Zeit für ein kleines privates Ritual.
    Mit einer gemurmelten Formel zündete Alena das Öl in den Bechern an und stellte sie in einem Kreis auf, mitten unter dem Herztor. Sie setzte sich ins Zentrum des Kreises. Dann zog sie ihr Schwert, legte zwei Finger quer über die Klinge. Der Schein der Flammen spiegelte sich in dem blanken Metall. Auf einmal war ihr feierlich zumute. Ein Schwur auf ihr Schwert war bindend, auch wenn sie nur sich selbst gegenüber schwor.
    Mit ernster, sicherer Stimme begann sie zu sprechen.
    »Ich werde nie jemandem schaden - außer es ist notwendig, um
    noch größeren Schaden abzuwenden oder mein Leben zu retten.
    Ich werde denen helfen, die Hilfe brauchen.
    Ich werde für das einstehen, was ich glaube und für richtig
    halte.«
    Selbst wenn ich jede verdammte Regel breche, die auf Daresh jemals erfunden worden ist - solange ich mich an das halte, bleibe ich mir selbst treu, dachte Alena. Langsam, mit respektvollen Bewegungen wickelte sie das schwarze Tuch vom Knauf ihres Schwertes. Jetzt wusste sowieso jeder, dass sie es trug.
    Als sie schließlich die Flammen löschte und aufstand, fühlte sie sich gut. In ihr war eine harte, klare Entschlossenheit, eine ganz neue Ruhe und Sicherheit. Es fühlte sich an, als hätte sie sich einen inneren Kompass eingepflanzt.

 
III
    D ER P ALAST DER T RAUER

Ein Kuss
    Als sie durch den Tunnel zurückkehrte, fühlten sich Alenas Augenlider bleischwer an. Es würde wunderbar sein, jetzt gleich ins Bett zu fallen und alles zu vergessen. Alles, was passiert war. Wenigstens für den Rest der Nacht.
    Doch sie hatte den Eisdämon nicht bedacht. Kaum war sie weggedämmert, stand sie wieder auf der Lichtung zwischen den Phönixbäumen, Vulkansand unter ihren Füßen. Angst durchzuckte sie, als sie den Weißen Panther auf sich zulaufen sah. Prompt verengten sich die gelben Augen zu Schlitzen, der Panther fauchte und zeigte dabei seine langen Eckzähne. Er war nur noch drei Menschenlängen entfernt und kam schnell näher. Alena kämpfte ihre Angst nieder, wie sie es schon das letzte Mal getan hatte - und spürte in sich etwas Neues, eine ruhige Sicherheit. Sie blickte dem Panther in die Augen und streckte dann langsam die Hand aus. »Komm her.«
    Der Dämon blieb stehen und sah sie an. Unruhig peitschte sein Schwanz hin und her, in seinen gelben Augen glomm ein gefährlicher Funke. Jeder Muskel in seinem Körper war gespannt.
    »Gehorche!«, sagte Alena entschieden; sie ließ den Panther keinen Moment lang aus den Augen. Das Raubtier legte die Ohren flach und kam nicht näher.
    »Du hast schon einen Meister, nicht wahr?«, fragte Alena und dachte an Cano. »Dann hast du hier nichts zu suchen. Gehorche oder geh!«
    Und das Wunder geschah. Schritt für Schritt zog sich die große Katze zurück, zögernd erst. Alena ließ sie nicht aus den Augen und schließlich wandte sich der Panther ab und glitt davon in den Phönixwald, aus dem er gekommen war ...
    Als Alena aufwachte, merkte sie, dass der Smaragd an ihrem Schwert sachte in der Dunkelheit glomm und ihre Kammer in ein unwirkliches grünes Licht tauchte. Alena wagte kaum Atem zu holen. So etwas hatte sie noch nie gesehen und es war wunderschön. Bedeutete das, dass das Schwert nun auf irgendeine Art zum Leben erweckt, auf sie geprägt war?
    Nach ein paar Atemzügen ließ das Licht nach und erlosch. Aber noch immer fühlte sich Alena, als hätte ein Zauber sie berührt. Sie lag in der Dunkelheit und eine tiefe Zufriedenheit umgab sie wie ein warmer Mantel. Schon komisch, dachte Alena. Die Gilde hat mich ausgestoßen, ich habe mir einen tödlichen Gegner eingehandelt und der Mann, den ich liebe, will nichts von mir wissen. Eigentlich müsste es mir beschissen gehen. Aber ich fühle mich gut, besser als in Gilmor sogar. Ob das an meinem Ritual liegt?
    Sie wagten nicht, die Höhle zu verlassen, warteten auf die befreiende Nachricht von Navarro oder einem anderen Hohen Meister. Rena brütete über den seltsamen Zeichen, die Keldo ihnen hinterlassen hatte, Kerrik ging unruhig hin und her und Alena trainierte in einer der größeren Kammern mit dem Schwert. Sie wollte nicht aus der Übung kommen und das tatenlose Warten machte sie fertig. Selbst Rena wirkte ein wenig nervös. Schließlich mussten sie sich eingestehen, dass an diesem Tag keine Nachricht

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