Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Feuerbluete 01 - Feuerbluete

Titel: Feuerbluete 01 - Feuerbluete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Brandis
Vom Netzwerk:
frei.«
    Sie hatte Jorak die ganze Zeit über unauffällig beobachtet. Er lässt kaum die Augen von Alena, stellte sie fest. Aber inzwischen macht er es so geschickt, dass sie es nicht merkt. Sie fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Sie hielt es für unwahrscheinlich, dass er ein Spion mit der Aufgabe war, Alena zu überwachen. Ich glaube eher, er hat sich in sie verliebt, dachte Rena. Weiß er, wie schlecht seine Chancen im Moment stehen?
    Sie und Tjeri sagten den anderen guten Nacht und zogen sich in ihre Räume zurück. Aneinander gekuschelt begannen sie zu reden, froh, endlich allein zu sein und Zeit für sich zu haben. Rena genoss jede Minute, die sie mit ihm zusammen war. Mehr denn je, seit sie ihn beinahe verloren hätte. »Wie hat es sich eigentlich angefühlt? Hast du etwas geträumt?«
    »Ich habe geträumt, ich wäre in einer Eiswüste. Brr!« Tjeri verzog das Gesicht. »Wahrscheinlich eine Art Echo von Socorro. Wie lange war ich eigentlich im Koma? Ich habe eine Menge verpasst, oder?«
    Rena erzählte ihm, was alles passiert war. Als sie ihm von Keldos Aufzeichnungen und der Gruft berichtete, war Tjeri lange still. »Ich will das selbst sehen«, sagte er schließlich und stand mühsam auf. Sie gingen durch den Gang zu dem Mahnmal mit den drei Skeletten. Schwarz und still lag die Wasserfläche vor ihnen. Mit geschlossenen Augen tauchte Tjeri die Hand in das Wasser, dann beugte er den Kopf, murmelte ein paar Worte. Als sie die Gruft verlassen hatten, meinte er: »Das war Wasser aus den heiligen Seen. Es muss ihn ein Vermögen gekostet haben, es von Vanamee herschaffen zu lassen.«
    »Ich glaube nicht, dass Geld ihm etwas bedeutet hat«, sagte Rena.
    Sie redeten noch lange in dieser Nacht, hielten sich dann wieder wortlos in den Armen. Nur widerwillig löschten sie schließlich das Licht um zu schlafen. Es schien eine furchtbare Verschwendung, ihre wache Zeit zu opfern. Aber sie mussten Kraft sammeln für morgen.
    Jetzt bin ich mit dem Kerl auch noch allein, dachte Alena. Am besten sage ich gleich, dass ich müde bin, und haue ab. Sie wollte in Ruhe noch ein bisschen an Kerrik denken.
    Jorak betrachtete die dekorativen Handschriften an den Wänden oder tat jedenfalls so. Dann meinte er beiläufig: »Du bist jetzt auch gildenlos, habe ich gehört?«
    »Ja«, sagte Alena kurz. Sie war sich nicht sicher, ob sie mit ihm darüber sprechen wollte. Es war etwas sehr Persönliches. Aber wenn nicht mit ihm, mit wem dann?, mischte sich eine innere Stimme ein. Schließlich ist er auch gildenlos!
    »War ganz schön hart für dich, was?«, hakte Jorak nach.
    »Ja«, sagte Alena noch mal. »Du kennst es ja nicht anders, oder? Wo lebst du eigentlich - normalerweise?« Im gleichen Moment, in dem sie es aussprach, fiel ihr ein, dass Jorak nicht mal Kerrik gesagt hatte, wo er wohnte.
    Sie merkte, wie Jorak mit sich kämpfte. Doch dann sah er sie an, und in seinem Blick war eine solche Aufrichtigkeit und ein solches Vertrauen, dass es Alena berührte. »Meistens in einem Dhatla-Stall im Blauen Bezirk«, sagte er. »Das ist nicht so schlimm, wie’s klingt. In der Futterkammer ist es ziemlich bequem und es gibt genug Wasser.«
    In einem Stall! Oje, dachte Alena. Kein Wunder, dass er es normalerweise nicht erzählt. »Weiß das der Kerl, dem der Stall gehört?«
    Jorak verzog das Gesicht. »Der würde mich sofort rauswerfen. Ich würde Ärger kriegen, wenn jemand erfährt, dass ich als Gildenloser im Blauen Bezirk lebe.«
    »Wieso eigentlich im Blauen Bezirk? Hast du das Gefühl, am meisten zur Luft-Gilde zu gehören?« Alena wurde neugierig. »Oder würdest du lieber in die Feuer-Gilde eintreten, wenn du könntest?«
    Statt einer Antwort murmelte Jorak eine Formel. Plötzlich wehte ein Luftzug durch die Höhle, wirbelte ihre Haare durcheinander.
    »Also Luft?«, fragte Alena.
    Jorak bewegte wieder die Lippen und plötzlich stand eine bläulich flackernde Flamme vor ihr im Raum. Alena sprang zurück. »Spinnst du? Du kannst doch nicht ohne Warnung Blaues Feuer rufen! Weißt du nicht, was das anrichten kann?«
    Sie hatte keine Lust mehr auf solche Angeberspielchen. Was hatte er damit beweisen wollen - dass er zu beiden Gilden gehören könnte? Alena stand auf. »Ich bin müde. Ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, sagte Jorak. Bildete sie es sich ein oder klang seine Stimme ein klein wenig enttäuscht?
    Alena legte sich auf ihr Bett ohne sich auszuziehen und murmelte eine Formel um die Kerze anzuzünden.

Weitere Kostenlose Bücher