Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
betraten beherbergte einen Mann, der sein Möglichstes tat, hinter dem Papierberg auf seinem Schreibtisch zu verschwinden. Er bemerkte uns erst, als Weber ihn direkt ansprach und kam nur Mühsam hoch. Neben Weber erschien er sowohl jung als auch dünn. Beides war er nur in begrenztem Maße. Die Brille, eine dicke Nickelbrille, wie ich sie aus alten Filmen kannte, gab seinem Gesicht den wissenschaftlichen Ausdruck und nahm etwas von dem milchbubihaften Erscheinungsbild zurück, das ihn auf den ersten Blick so jung erscheinen lassen hatte. Als ich ihn genauer betrachtete, sah ich Fältchen um Mund und Augen, außerdem wich er meinem Blick stetig aus. Selbst als Weber uns vorstellte, schaffte er es mir und Helmut nicht ins Gesicht zu blicken. Weber verabschiedete sich sofort, er habe noch einen Termin murmelte er. Ich spürte, wie erleichtert er war endlich nach Hause zu kommen.
Der Assistent, Fabian Frisch, antwortete scheu auf Fragen, schien aber nicht selbständig erzählen zu wollen. Unter meinem und Helmuts gemeinsamem Blick schienen seine 1,90 Meter auf Bodenniveau zu schrumpfen. Helmut schaffte es schließlich ein zaghaftes Gespräch in Gang zu bringen, indem er bewies, dass er tatsächlich mehr von der Materie verstand als ich und offenbar auch Frisch angenommen hatten. Fabian Frisch redete sich schließlich regelrecht in Rage und beschrieb begeistert die Funde, die er in seiner Studienzeit in Frankreich gemacht hatte. Vorsichtig, um seinen Redeschwall nicht versiegen zu lassen, lenkte Helmut das Gespräch auf die neu entdeckte Höhle. Frisch erzählte ausführlich von dem mittelalterlichen Kloster, dessen Grundmauern bei den Grabungen für den Bau eines Hotels aufgetaucht waren. Er beschrieb genau alle entdeckten architektonischen Besonderheit, es schien eine Menge davon zu geben. Schon schwirrte mir der Kopf vor unbekannten Fachwörtern, als er zu erzählen begann, wie sie den Zugang zu der Höhle entdeckt hatten. Er selbst war es gewesen, erzählte er stolz, der den Gang entdeckt hatte. Es sei höchst ungewöhnlich in einem Kloster diesen Alters so etwas wie eine Unterkellerung zu finden. Er hatte einige Steine zur Seite geschaffte und dabei erkannt, dass es sich um Steine einer stabilen Deckenkonstruktion handelte. Es hatte über eine Woche gedauert, diese mit der gegebenen Vorsicht zu entfernen. Ich fühlte einen leisen Hauch von Panik aufkommen, nun da wir der Entdeckung der Höhle nahe waren. Ich unterdrückte sie mühsam.
Ungerufen drängte sich mir eine Vision auf, ich hatte nicht die Kraft, sie zurück zuhalten. Ich sah Frisch, wie er mit seinem Pinsel bewaffnet jeden Steinquader säuberte und in eine seiner vielen Karten den genauen Fundort eintrug. Nach getaner Arbeit hatten sie also eine Halle freigelegt, die damals schon unterhalb des Bodenniveaus gelegen haben musste. Ein roher Stollen grub sich noch tiefer in die Erde, berichtete er fasziniert. Er unterbrach seinen Bericht für die Suche nach Fotos, die er schließlich unter einem Stapel Inventarlisten der Ausgrabung fand. Ein kalter Schauer überkam mich, als er mir den Stapel Fotos hinhielt. Helmut nahm sie ihm schließlich ab, da ich das Zittern meiner Hände nicht kontrollieren konnte.
Frisch erzählte begeistert weiter, während Helmut und ich die Bilder betrachteten. Der halb zugeschüttete Stollen weckte wieder ein unangenehmes Gefühl in mir. Er war nicht eingestürzt, sondern schien tatsächlich aufgefüllt zu sein. Frisch bestätigte meine Frage diesbezüglich und lieferte auch gleich eine Erklärung. In der Zeit der Pest hatten die Mönche die Leichen der Erkrankten in dem Stollen vergraben um einen weiteren Ausbruch zu verhindern. Jetzt erst besah ich mir das Füllmaterial genauer. Es waren Knochenstücke darunter. Teile von 365 Menschen wurden nach Frischs Berichten entdeckt. Männer, Frauen und Kinder. Ein Schauer kroch über meinen Rücken und wieder musste ich all meine Willenskraft aufbringen um nicht in Panik den Raum zu verlassen. Ich hatte das Gefühl, dass der Tod dieser Menschen einen anderen Grund gehabt hatte. Deutlich rückte die Version einer anderen, viel schrecklicheren Wirklichkeit in mein Gesichtsfeld. Wieder überkam mich eiskalte Angst, die mich lähmte und es mir unmöglich machte die Vision zu unterdrücken.
Ich sah Männer in seltsamen Gewändern die Menschen abschlachteten. Wie Opferlämmer knieten sie vor den grausigen Priestern nieder, hoben ihr Kinn und ließen sich ohne Gegenwehr die Kehlen
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