Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
schreckensbleich. Seine Augen starrten mich weitaufgerissen an und ich musste ihn fest an der Schulter rütteln, bis er endlich losfuhr, nur um in der nächsten Bushaltestelle anzuhalten und mich weiter anzustarren.
Minutenlang saß er so da. Was immer hinter seiner Stirn vorging, ihm hatte der Bericht offenbar mehr gesagt als mir. Ein paar Mal versuchte ich ihn anzusprechen, doch Helmut gab mir mit einem unwirschen Wink zu verstehen, dass er einen Moment nachdenken musste. Was konnte Helmut an dieser Nachricht so erschrecken? Warnungslos wurde ich in den Sitz gepresst, der Mercedes zeigte mir zum ersten Mal, dass er nicht nur der gemütliche Luxus Schlitten war, sondern einiges unter der Haube hatte. Helmut hatte sich sekundenschnell entschieden und war warnungslos und mit Vollgas aus der Bucht gefahren. In einem geradezu halsbrecherischen Manöver fädelte er sich unter einem wahren Höllenlärm aus Bremsen und Hupen wieder ein. Verwirrt massierte ich meine Schulter, die der Gurt unsanft zurückgerissen hatte und wollte zu einer Frage ansetzten, die Helmut jedoch mit einer weiteren unwirschen Handbewegung im Keim erstickte. Er öffnete die Mittelkonsole, zerrte seinen Geldbeutel aus der Tasche und eine zerknitterte Visitenkarte hervor. Ich sah auf die Straße, die wir noch immer entlang rasten und konnte Helmut gerade noch eine Warnung zu rufen, als das Auto vor uns an einer gelben Ampel hielt. Diesmal wurde ich heftig nach vorne geschleudert, als der Wagen quietschend zum stehen kam, keinen Millimeter hinter der Stoßstange des vorrausfahrenden Wagens. Ich war noch dabei, mir den Aufprall auszumalen, als ich ein Tuten hörte. Als wäre nichts geschehen hatte Helmut eine Nummer in sein Handy eingetippt und nun läutete es am anderen Ende, was mir nicht entging, da Helmut eine Freisprecheinrichtung besaß.
Das rhythmische Tuten half mir, meinen Herzschlag zu beruhigen. Am liebsten wäre ich ausgestiegen und hätte Helmut einen verdammten Idioten genannt. Ich tat es nicht, einzig aus dem Grund, dass mir ein Blick in Helmuts Augen verriet, dass es wichtig war, was auch immer er vorhatte. Schließlich meldete sich eine weibliche Stimme.
„ Sekretariat Weber, Kleinschmitt guten Tag?“
„ Professor Winkler hier, Frau Kleinschmitt, vom Institut für Literaturwissenschaft. Ich hätte gerne den Herr Professor gesprochen, bitte.“
„ Einen Moment Herr Professor“, mit einem leisen klacken wurden wir in eine Warteschlaufe verschoben, die das grausamste Lied spielte, dass ich je gehört hatte.
Nach etlichen Minuten, wahrscheinlich waren es nur Sekunden gewesen, doch das Gedudel hatte mein Gehirn beinahe aufgelöst, wusste ich endlich, was mir bekannt vorgekommen war. Professor Weber, das war der Mann, der das kurze Interview gegeben hatte, vor wenigen Minuten im Radio. Gerade wollte ich Helmut eine passende Frage stellen, als sich Frau Kleinschmitt wieder meldete. Sie stellte Helmut sofort zu dem Professor durch.
Helmut entschuldigte sich, dass er noch einmal störte. Er musste den Professor mindestens flüchtig kennen, denn dieser war sofort bereit, Helmut zu empfangen. Scheinbar hatte Helmut vorgehabt auf gut Glück bei ihm anzutreten, doch nun wollte er das Risiko, den Professor zu verpassen nicht mehr eingehen. So wusste ich nun wenigstens wohin wir fuhren. Nach einigen scherzhaften Bemerkungen zwischen den beiden beendete Helmut das Gespräch und widmete endlich der Straße die ihr gebührende Aufmerksamkeit. Erleichtert sah ich zu ihm hinüber. Ich hatte krampfhaft die Straße im Auge behalten, um Helmut wieder rechtzeitig warnen zu können, bevor er uns beide in den Tod fuhr. Ich hatte ihn bis gerade eben für einen Mann gehalten, der stets seine Handlungen sorgsam überdachte. Scheinbar hatte ich mich da geirrt. Dieser Bericht hatte ihm tatsächlich die Selbstbeherrschung geraubt.
Erwartungsvoll sah ich ihn an.
„ Das war der Mann, der die Ausgrabungen leitet. Ich hatte sowieso vor, ihn zu besuchen. Allerdings zu Hause“, sagte Helmut, als würde das alles erklären.
Einen Moment wartete ich auf weitere Erläuterungen, aber es kam nichts.
„ Was hat dich so erschreckt?“
Die direkte Frage schien Helmut endlich in die Wirklichkeit zurück zu holen. Er lächelte entschuldigend.
„ Du hast verstanden, dass es von Wellerswerde ist, der die Ausgrabungen stoppt?“
Ich gab ihm mit einem unwilligen Grunzen zu verstehen, dass er weitersprechen sollte. Fahrig fuhr er sich durch die Haare.
„ Es ist
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