Feuerdämon: Lex Falkners erstes Abenteuer (German Edition)
Helmut jetzt nicht anrufen konnte. Es würde bedeuten, dass ich alles glaubte, was ich gelesen hatte. Es würde bedeuten, dass ich tatsächlich ein Magier war und zwischen dieser Welt und dem Bösen stand. Langsam ließ ich den Hörer sinken. Nein, das war nicht richtig. Es war alles nur ein besonders erschreckender Alptraum. Wahrscheinlich hatte ich mir den Dämon und den Nebel auch nur eingebildet. Schließlich war ich völlig übermüdet gewesen.
Ich würde den Rest des Sonntags Zuhause verbringen, ohne auch nur einen Gedanken an Magie zu verschwenden. Kaum hatte ich diesen Entschluss gefasst ging es mir ein wenig besser.
Tatsächlich blieb ich den restlichen Sonntag von allen merkwürdigen Vorkommnissen verschont. Ich telefonierte mit meiner Tante und sah fern. Nicht einmal mein Unterbewusstsein öffnete mir Türen in andere Universen. Es war einfach wunderbar einen ganzen Tag lang nichts zu tun. Ich hatte mich entschieden. Gegen die Magie, gegen Helmut Winkler, und auch gegen meinen Vater. Dieser Gedanke ließ mich noch einen Moment zögern, aber mein Entschluss stand fest. Nie wieder würde ich mir erlauben an Magie zu denken, nie mehr schweißgebadet erwachen. Ich ging gegen elf schlafen und war überzeugt, dass mich keine Träume mehr heimsuchen würden.
Montag, 21. April
Montagmorgen um sechs klingelte mein Wecker. Entgegen meiner Hoffnungen hatte er mich nicht aus dem Tiefschlaf gerissen. Mein übermüdeter Geist ließ eine Erinnerung aufblitzen, die mir unerreichbar erschien. Nach einem erholsamen mindestens siebenstündigen Schlaf riss mich der Wecker in die Wirklichkeit. So war es einmal gewesen, dachte ich traurig. Seufzend schaltete ich ihn ab.
Ein weiterer erschreckend wirklicher Traum hatte mich nachts um vier aus dem Schlaf gerissen. Erneut war ich schweißgebadet aufgewacht und hatte lange gebraucht überhaupt zurück zu finden in das Bett, das meine wirkliche Welt repräsentierte. Trotz meiner bleiernen Müdigkeit hatte ich nicht wieder einschlafen können. Scheinbar hatte ein Tag Pause von der Magie nicht ausgereicht um meinen Geist in die Normalität zurück zu zwingen. Nein, mein Entschluss mit Magie nichts zu tun zu haben hatte mir nicht geholfen.
Ich stand auf und ging todmüde, wie ein Zombie wankend, ins Bad, zog mich an und machte mich auf den Weg zur Bahn. Heute war mein erster Tag und ich war müde wie selten zuvor in meinem Leben. Die Häuser auf dem Weg zur Bahnstation glitten wie Geister an mir vorüber. In der Bahn versuchte ich noch eine halbe Stunde zu schlafen. Vorsichtshalber hatte ich den Wecker des Handys gestellt.
Tatsächlich versank ich sofort in vollkommene Schwärze und als ich wieder aufwachte dauerte es Minuten, bis ich die lichtlose Schwärze des Tiefschlafs durchbrochen hatte. Das wilde Piepsen und Vibrieren des Handys hatte es schließlich doch geschaffte, mich in die Wirklichkeit zurück zu holen. So tief und fest, beinahe wie bewusstlos hatte ich in noch nie geschlafen. Ich wurde mir der neugierigen Blicke der anderen Mitreisenden bewusst und schaltete das schreiende Handy schuldbewusst ab. Wie lange es wohl dieses Spektakel aufgeführt hatte? Gerade als ich aus dem Fenster blickte fuhr die Bahn wieder an.
Das Schild „Universität“ flog an mir vorüber. Fassungslos starrte ich hinaus. Das Handy musste mindestens seit zehn Minuten klingeln, wie hatte ich nur so tief schlafen können? Ich hatte die Haltestelle verpasst! Sofort war ich hellwach, die schwere Müdigkeit zog sich unter dem Ansturm des Adrenalins zurück. Ich griff nach meinem Rucksack und verließ an der nächsten Station die Bahn. Es war eine besonders heruntergekommene Gegend. Müllsäcke lagen neben den ungepflegten Häusern und Hunde kläfften. Sofort versorgt mich mein aufgeputschtes Gehirn mit lebensechten Visionen, die zu verdrängen ich nicht in der Lage war. Ich sah eine weinende Frau, die vor einem Mann davonlief, übersät von blauen Flecken. Ich sah schmutzige Kinder eine Katze jagen, sah Jugendliche, die Drogen teilten und einen Mann der so brutal auf einen riesigen Hund einschlug, dass mir schlecht wurde.
Mühsam konnte ich den realen Weg unter all den Parallelwelten ausmachen. Ich ging durch die Unterführung zur Haltestelle auf der anderen Seite. Der penetrante Geruch nach Urin und Erbrochenem versorgte mein Unterbewusstsein mit weiteren Geschehnissen, deren Zeuge ich nicht sein wollte. Erleichtert verließ ich die Unterführung auf der anderen Seite. Wenigstens die
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