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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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weiteren Wortes zu würdigen. Jacqui stöckelte auf ihren hochhackigen Schuhen neben ihm her. Der schräg geschnittene Rock flatterte dabei ausgesprochen feminin um ihre Knie, wodurch ich mir meiner zerrissenen Hose und meines schmutzigen Parkas noch bewusster wurde.

35
    Freddy, na so eine Überraschung!
    Die Fahrer hielten sich nicht lange bei Grobian auf. Als sie rauskamen, zwinkerte Harley-Jacke mir zu und hielt beide Daumen hoch, worauf ich das Büro des Geschäftsführers mit leichterem Herzen betrat. Ist es so schlimm, wenn man sich mal von Fremden trösten lässt?
    Grobian telefonierte und unterschrieb dabei Papiere. Sein Bürstenschnitt war militärisch kurz; dafür musste man seine Haare alle paar Tage mähen lassen, und ich fragte mich, wie er als Leiter eines so großen Betriebs die Zeit dafür fand. Er hatte die Ärmel seines Hemds hochgerollt, und ich kam nicht umhin, den Durchmesser seiner Oberarme zu registrieren: Das Tattoo von den Marines erstreckte sich über zehn Zentimeter haarige Haut.
    Ohne mich wirklich anzusehen, wies er auf einen Klappstuhl vor seinem Tisch, während er in den Hörer sprach. Mein Schutzhelm und die kaputte Hose waren nicht so feminin wie Jacquis Flatterröckchen, aber ich erregte damit jedenfalls weniger Aufsehen. Als ich mich niederließ, bemerkte ich, dass meine Lederstiefel schlammverkrustet waren. Nicht weiter verwunderlich, weil ich unter diesem Tor durchgekrochen war, aber dennoch ärgerlich.
    Als Grobian auflegte, zeigte sich, dass er mich zwar nicht erwartet hatte, sich aber auch nicht an mich erinnerte.
    »V. I. Warshawski«, sagte ich schwungvoll. »Ich war vor zwei Wochen schon mal hier, mit dem jungen Billy.«
    Sein Mund wurde schmal; wenn er mich eines Blickes gewürdigt hätte, als ich reinkam, hätte er gleich zur Tür gezeigt anstatt auf den Stuhl. »Oh. Die Wohltäterin. Was Billy Ihnen auch erzählt haben mag: Das Unternehmen hat kein Interesse an Ihrem Kinderhort-Projekt.«
    »Basketball.«
    »Wie?«
    »Es ging um Basketball, nicht um einen Kinderhort, woran man ersehen kann, dass Sie meinen Vorschlag nicht gelesen haben. Ich werd Ihnen die Zahlen noch mal zukommen lassen.« Ich platzierte die gefalteten Hände auf seinem Schreibtisch und lächelte selig wie eine erfahrene Wohltäterin.
    »Was es auch sein mag, wir beteiligen uns nicht daran.« Er blickte auf seine Uhr. »Sie haben keinen Termin? Wie sind Sie überhaupt reingekommen? Ich habe keinen Anruf vom Tor bekommen ... «
    »Ich weiß. Es ist bestimmt nicht leicht für Sie, Ihre Termine einzuhalten ohne Billy. Warum ist er denn überhaupt weggelaufen? Er kam hierher, nachdem...« Ich erinnerte mich plötzlich an das Gespräch mit Billy nach dem Gottesdienst am Sonntag. »Ach ja, richtig. Sie haben ihn bei seinem Dad verpetzt - Sie haben dem erzählt, dass Sie Billy mit Josie Dorrado gesehen hatten, und da kam er hierher, um Sie zur Rede zu stellen. Vor ein paar Minuten sagten Sie, dass Sie Billy am Montag gar nicht gesehen hätten. Hat er Sie also am Sonntag zur Rede gestellt? Sie sind am Sonntagnachmittag im Büro? Haben Sie das Mr. William berichtet?«
    Grobian wirkte unbehaglich. »Ich wüsste nicht, was das mit Ihnen zu tun hätte.« »Ich bin nicht nur Basketballtrainerin und Wohltäterin, sondern gehöre auch zu der Schar von Ermittlern, die von der Familie beauftragt wurden, Billy zu finden. Wenn Ihre Unterhaltung mit ihm der Auslöser für sein Verschwinden war, möchte die Familie das bestimmt gerne wissen.«
    Er beäugte mich prüfend - vielleicht schenkten Mr. William oder gar Buffalo Bill mir Gehör. Oder aber ich war nur eine Schwindlerin. Bevor er auf eine Frage verfiel, sagte ich: »Mr. William und ich haben uns gerade auf dem Flur kurz unterhalten. Ich bin die Detektivin, die vorgestern Billys Miata im Gestrüpp unter dem Skyway gefunden hat.« »Ja, aber Billy hat den Wagen nicht gefahren, als er von der Straße abkam.« »Wahrhaftig, Mr. Grobian.« Ich lehnte mich zurück und betrachtete ihn prüfend. »Woher wissen Sie denn das?« »Von der Polizei.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nun gar nicht. Ich kann gerne mal Commander Rawlings vom Fourth District anrufen, um nachzufragen, aber als ich gestern mit ihm sprach, wusste er noch nicht, wer den Wagen gefahren hatte.«
    »Dann hab ich's wohl irgendwo hier gehört.« Er blickte zur Tür und wieder zu mir. »Die Fahrer klatschen viel. Wäre besser, sie hätten vor Czernins Tod mit mir über ihn gequatscht als

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