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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Mexikaner verabredet, und ich sollte nicht erfahren, mit wem. Das heißt: Ich würde es rauskriegen. Die Tür zu Grobians Büro war geschlossen, und eine Gestalt mit der üblichen Verkleidung des By-Smart-Wachpersonals - Betäubungspistole, Reflektorweste etc. -stand davor. Ich verzog mich in den Raum mit den Druckern und Faxgeräten. Da ich wegen des Ratterns der Geräte nicht hörte, was draußen vor sich ging, spähte ich nach einigen Minuten wieder um die Ecke. Grobians Tür ging auf. Ich senkte den Kopf und ging den Flur entlang zur Kantine. Dort blieb ich in der Tür stehen und beobachtete, wie Grobian ins Mikro sprach und jemanden herbeizitierte, der seinen Besucher zurück zum Lagerhaus begleiten sollte.
    Auch aus dieser Entfernung erkannte ich den chavo, den ich vor zwei Wochen bei Fly the Flag gesehen hatte. Dieselben dichten, schwarzen Haare, die schmalen Hüften, die Tarnjacke. Freddy. Er hatte mit Pastor Andres gesprochen, mit Bron, mit Grobian. Während die beiden auf Freddys Eskorte warteten, unterhielten sie sich weiter. Ich hörte, dass sie Spanisch sprachen, wobei Grobian so schnell redete wie Freddy. Aber was hatten diese beiden nur zu erörtern?
    36
    Schon wieder vor die Tür gesetzt
    M eine Hoffnung, Freddy irgendwo abpassen zu können, wurde vom Wachpersonal gründlich zunichte gemacht. Während ich bei den Höhensonnen meinen Parka und meinen eigenen Schutzhelm wieder an mich nahm, wurde Freddy von den Wachleuten zu seinem Dodge-Pickup gebracht. Als ich rausgelaufen kam, sah ich gerade noch die Rücklichter verschwinden, weil ich vorher von der Frau aufgehalten wurde, die am Eingang Wache stand.
    »Sind Sie die Detektivin? Kann ich mal Ihren Ausweis sehen? Wir haben Sie für ein paar Minuten aus den Augen verloren - ich muss Sie durchsuchen.« »Nach Seifenschalen?«, versetzte ich, ließ es aber zu, dass sie mich abtastete und in meine Umhängetasche schaute. Zum Glück hatte ich den Schutzhelm von By-Smart nicht mitgenommen, obwohl die Versuchung groß war - wer weiß, wann ich wieder hier sein würde.
    Ich konnte nur einen kurzen Blick aufs Nummernschild des Pickup werfen - die ersten Buchstaben lauteten »VBC« -, war mir aber ziemlich sicher, dass es sich um denselben Pickup handelte, den ich vor Josies Haus gesehen hatte, als ich ihre Mutter zum ersten Mal besuchte. War das nur zwei Wochen her? Es kam mir vor, als seien Jahre vergangen. Die ohrenbetäubenden Bässe aus den wuchtigen Lautsprechern auf der Ladefläche - Josie hatte den Typen etwas zugerufen, irgendetwas Wichtiges, wie mir jetzt schien, aber es wollte mir nicht einfallen.
    Ich schlenderte gemächlich die Einfahrt entlang zur rd Street und wich den Pkws und Lastern aus, die durch die tiefen Furchen rumpelten. Im Wagen zog ich meinen Parka aus, stellte die Heizung an und legte die Goldberg-Variationen, gespielt von David Schräder, in den CD-Player. Dann lehnte ich mich bequem zurück und ließ alles Revue passieren, was ich heute Nachmittag erlebt hatte: April, die felsenfest davon überzeugt war, dass ihr Vater ein Dokument besaß, auf dem Grobian zugesagt hatte, sich finanziell an ihrer medizinischen Versorgung zu beteiligen. Die Bysens suchten fieberhaft nach Billy, weil er mit einem wichtigen Dokument verschwunden war. Handelte es sich um ein und dasselbe? Und was besagte dieses Dokument? War Bron Czernin deshalb zu Tode gekommen?
    Dann war da Pastor Andres' Erklärung zu seinen Treffen mit Frank Zamar bei Fly the Flag. Es klang überzeugend, dass er Zamar gedrängt hatte, sich noch einmal mit Jacqui Bysen zu treffen und ihr zu sagen, dass er den Vertrag zu diesen Konditionen nicht einhalten konnte. Aber Zamar musste Laken hergestellt haben, denn April und Josie hatten sie in ihren Kirchen gekauft. Hatten sich die Bysens darüber so aufgeregt, dass sie die Fabrik in die Luftjagten? Schließlich war Daddy Bysens wichtigstes Geschäftsprinzip: »Wir verhandeln nie zweimal«.
    Vielleicht hatten Bron und Marcena, die irgendwo auf dem Gelände herumknutschten, beobachtet, wie Jacqui, William oder Grobian das Teil anbrachten, das die Explosion auslöste, und man hatte versucht, sie zum Schweigen zu bringen. Aber das passte nicht zusammen: Marcena hatte am Tag nach dem Brand Conrad getroffen. Hätte sie einen Brandstifter beobachtet, dann hätte sie Conrad darüber informiert. Dessen war ich mir recht sicher - was hatte sie davon, wenn sie so etwas geheim hielt? Jacquis maliziöses Lächeln, als sie mir mitteilte, dass ich in

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