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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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worden. Ist das Zufall?« Uber seinem rechten Auge pulsierte eine Ader. »Wenn Sie das noch mal sagen wollen, dann tun Sie's vor einem Richter. Sie können mir gar nichts beweisen, nicht das Geringste. Sie tappen im Dunkeln.«
    Sein Telefon klingelte, und er riss den Hörer herunter. »Ja?« Er schaute wieder auf seine Uhr. »Der verfluchte Mexe kommt sechsundzwanzig Minuten zu spät. Jetzt kann er auch noch fünf Minuten warten... Und Sie«, sagte er zu mir, als er aufgelegt hatte, »wir sind fertig hier.«
    »Kein Wunder, dass Sie der perfekte Koordinator für Trucker sind - Sie sind eine wandelnde Uhr. Ihr sogenannter Mexe kommt sechsundzwanzig Minuten zu spät, keine halbe Stunde, und Bron lag zweiundzwanzig Minuten im Zeitplan zurück. Die Bysens werden Sie niemals befördern - Sie sind der ideale Mann für diese Position.« Er sprang auf und funkelte mich wütend an, aber es lag auch Furcht in seinem Blick -ich hatte seine schlimmsten Ängste in Worte gefasst. »Die Bysens haben Vertrauen zu mir!«, schrie er. »Ich glaube nicht mal, dass die Sie jemals beauftragt haben. Beweisen Sie es.«
    Ich lachte. »Dann rufen wir doch Mr. William an. Oder wollen Sie zuerst wetten - einen Hunderter vielleicht?«
    Er war so aufgebracht, dass er fast zugestimmt hätte; ich stellte mir ein Abendessen im Filigree vor oder eine zu einem Drittel bezahlte Telefonrechnung. In letzter Sekunde rief er sich zur Vernunft und teilte mir mit, er habe keine Zeit für solchen Mist und ich solle verschwinden. Und zwar sofort.
    Ich erhob mich. »Ach übrigens - wo haben Sie denn Brons Laster gefunden? In der Nähe des Miata war er nicht und auch nicht in der Nähe von Brons Leiche.« »Was geht Sie das an?«
    »Bron war auf Tour im Truck, während Ihnen zufolge Marcena alleine den Miata fuhr. Das heißt, dass es vermutlich in dem Laster Hinweise darauf gibt, wer ihn überfallen hat und wie oder jedenfalls irgendwas. Einen Sattelschlepper zu verlieren ist ziemlich schwierig, wenn auch nicht unmöglich.«
    »Wenn wir ihn finden, wirst du als Erste davon erfahren, Po-lackin - oder auch nicht. Aber jetzt verschwinde.«
    Der tätowierte Oberarm fuhr unter meinen Ellbogen und zog mich hoch. Es war beunruhigend, dass er mich so leicht bewegen konnte, aber ich wehrte mich nicht, weil ich meine Kräfte für wichtigere Kämpfe aufsparen musste.
    Als wir vor den langen Gängen mit den Warenregalen und den Förderbändern an der Decke standen, sagte er in ein Mikro an seinem Hemd: »Jordan? Ich hab hier so ein Mädel, das ohne Anmeldung reingekommen ist. Sie geht jetzt Richtung Ausgang -sehen Sie zu, dass sie vom Gelände verschwindet, ja? Roter Parka, hellbrauner Schutzhelm.«
    Ich erwog, ihm mitzuteilen, dass ich eine Frau war und kein Mädel, aber ich wollte mir nicht noch mehr Stress einhandeln. Er stemmte die Hände in die Hüften und knurrte, ich solle mich in Bewegung setzen, worauf ich den alten Jerry-Williams-Song »Fm a woman, not a girl. I want a real man« anstimmte, aber er machte mir Beine. Hocherhobenen Hauptes marschierte ich den ersten Gang entlang, ohne mich noch mal umzudrehen. Ich fragte mich, wie Grobian wohl feststellen wollte, ob ich wirklich verschwunden war, aber als ich durch die mit Waren vollgestellten Gänge wanderte, vorbei an den Angestellten in ihren roten Kitteln mit der Aufschrift »Sei smart - kauf bei By-Smart«, die alles von Weinki sten mit der Hausmarke von By-Smart bis zu Kartons mit Weihnachtsdeko verluden, sichtete ich die Videokameras in sämtlichen Ecken. Frau mit rotem Parka und hellbraunem Schutzhelm für Hinz und Kunz zu erkennen. Während ich mich zwischen Regalen, Gabelstaplern und Kisten hindurchwand, ertönten fortwährend Ansagen aus den Lautsprechern - »Gabelstapler zu A42N«, »Panne bei B33E«, »Fahrer zu Ladezone «. Wenn ich jetzt umkehrte, würden sie wahrscheinlich dröhnen: »Frau mit rotem Parka entlaufen, suchen und zerstören.«
    Zwischen dem Wein und der Weihnachtsdeko ging ich blitzschnell in die Hocke hinter einem Gabelstapler, der drei Meter hoch mit Kartons beladen war, und zog den Parka aus. Ich drehte ihn von innen nach außen, legte ihn zusammen und versteckte den Schutzhelm darunter. Hinten an dem Gabelstapler hing ein By-Smart-Schutzhelm, den der Fahrer trotz der Schilder, die auf »Sicherheit am Arbeitsplatz« verwiesen, nicht benutzte.
    Ich setzte ihn auf, stopfte den Parka hinter einen Karton mit Höhensonnen und marschierte zurück zu den Büros. Grobian war mit einem

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