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Feuereifer

Feuereifer

Titel: Feuereifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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einer Sackgasse landen würde, wenn ich versuchte, die Herkunft der Bettlaken zu ermitteln, wies daraufhin, dass sie um Zamars Produktion wusste. Aber die Bysens hatten immer noch mit Zamar zusammengearbeitet, denn sie waren durch seinen Tod fünf Tage im Rückstand. Und wo passte Freddy ins Bild, Julias - nun, nicht gerade ihr Freund, eher der Typ, vom dem sie schwanger geworden war? Mit diesem chavo hätte ich zu gerne gesprochen, aber ich wusste nicht, wo ich ihn finden konnte. Er kreuzte vielleicht mal bei Julia auf oder beim Pastor oder - mir wurde bewusst, dass ich nicht mal seinen Nachnamen kannte, geschweige denn seine Adresse. Es kam mir ohnehin wichtiger vor, zuerst Billy aufzuspüren, bevor das den Leuten von Carnifice gelang. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die Musik.
    Die Goldberg-Variationen waren so präzise, so ausgewogen und doch so dicht, dass ich Gänsehaut bekam. Hatte Bach jemals alleine im Dunkeln herumgesessen und sich gefragt, ob er seiner Aufgabe gewachsen war, oder war seine Musik mühelos aus ihm herausgeflossen? Hatte er niemals Zweifel gekannt?
    Schließlich setzte ich mich auf und fuhr los. Ich war nur zwei Straßen von der Stadtautobahn entfernt, hatte aber an diesem Abend keine Lust, mich mit den vielen Lastern dort abzuplagen. Ich fuhr über die Calumet auf die Route 41, die sich hier unten zwischen den üblichen Brachgrundstücken und Fast-Food-Läden durchzieht, aber sie verläuft parallel zum Lake Michigan und ist weniger befahren als der Dan Ryan Expressway.
    Unterwegs versuchte ich, mir zu überlegen, wie ich die Bysens aus der Reserve locken könnte, aber mir kam keine zündende Idee. Ich konnte vielleichtJacquis maliziöses Lächeln ersterben lassen oder Patrick Grobian bloßstellen, aber mir fiel keine Strategie ein, wie ich den ganzen Klan dazu bringen konnte, die Wahrheit zu sagen. Ich kam an der Ecke vorbei, wo ich abbiegen musste, wenn ich zu Mary Ann fuhr. Seit fast einer Woche war ich nicht mehr bei ihr gewesen, und ich hatte ein schlechtes Gewissen, als ich weiterfuhr. »Morgen«, sagte ich laut; morgen nach dem Training und dem Pizzaessen, das ich den Mädchen versprochen hatte.
    Ich wurde das unangenehme Gefühl nicht los, dass ich noch etwas anderes versäumt hatte in der South Side, aber ich grübelte nicht mehr darüber nach, sondern gönnte mir eine CD mit alten Operndiven und sang gemeinsam mit Rosa Ponselle »Tu che invoco«, eine Lieblingsarie meiner Mutter.
    Obwohl ich bei mir einen Zwischenstopp einlegte, mit den Hunden rausging und eine Flasche Wein holte, schaffte ich es, pünktlich um sechs bei Morrell einzutreffen. Ich freute mich auf den freien Abend. Morrell wollte kochen, und wir würden vor dem offenen Kamin sitzen und nicht mehr an den Einbruch oder Marcenas Verletzungen denken. Vielleicht konnten wir sogar Marshmallows rösten.
    Doch als ich in seine Wohnung kam, war Schluss mit den romantischen Vorstellungen: Sein Verleger war aus New York eingetroffen, um Marcena zu besuchen. Don Strzepek, Morrell und Marcena hatten sich im Peace Corps kennen gelernt; Marcena war damals als Studentin in der Welt herumgereist, auf der Suche nach Gefahrenzonen, über die sie ein Buch schreiben wollte. Morrell hatte Don offenbar gestern angerufen und ihm von Marcenas Verletzungen berichtet, und Don wollte sie besuchen; er war vor zehn Minuten angekommen.
    »Tut mir leid, dass ich es dir nicht gesagt habe, Süße.« Morrell klang nicht sonderlich reuevoll.
    Don küsste mich auf die Wange. »Du weißt ja - hinterher bereuen ist einfacher, als vorher eine Erlaubnis kriegen.«
    Ich zwang mich zu lachen. Don und ich hatten uns vor einigen Jahren ziemlich zerstritten und sind noch immer vorsichtig im Umgang miteinander. Morrell und er wollten gleich nach dem Essen ins Krankenhaus fahren, obwohl Morrell erst nachmittags dort gewesen war. Marcena lag noch immer im Koma, aber die Arzte waren zuversichtlich und meinten, sie würde wohl am Wochenende aufwachen. »Wo sind ihre Eltern?«, fragte Don.
    »Ich habe Bescheid gesagt«, antwortete Morrell. »Sie sind in Indien im Urlaub. Die Sekretärin des Vaters hat versprochen, sie aufzuspüren - sie kommen bestimmt, sobald sie im Bilde sind.«
    Ich war froh über die positiven Nachrichten. »Ist nichts passiert, während du weg warst?«, fragte ich Morrell. »Passiert?«, wiederholte Don fragend.
    Morrell berichtete von dem Einbruch und dem Verschwinden von Marcenas Computer. »Deshalb ist es gut, dich hier zu

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